M23 in Goma: Was passiert im Ostkongo?

Die Eskalation im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) spitzt sich zu, nachdem die M23-Rebellen die strategisch wichtige Stadt Goma eingenommen haben. Die humanitäre Lage verschlechtert sich rapide, und die diplomatischen Spannungen zwischen der DRK und Ruanda erreichen einen neuen Höhepunkt. Sowohl Kinshasa als auch Kigali beschuldigen einander, die Instabilität zu fördern, während internationale Akteure versuchen, eine Lösung zu finden.

M23-Rebellen und die humanitäre Krise in Goma

Die M23-Rebellen, unterstützt durch Ruanda, haben nach eigenen Angaben Goma unter Kontrolle gebracht und betonen, sie seien eine „Armee des Volkes“. Willy Ngoma, Sprecher der M23, erklärte: „Wir bringen Frieden. Es gibt keinen Diebstahl, keine Vergewaltigungen. Wir schützen die Bevölkerung.“ Doch die Realität vor Ort sieht anders aus: Strom- und Internetversorgung fehlen, und laut den Vereinten Nationen sind mehr als ein Drittel der Bewohner von Nord-Kivu bereits vertrieben worden.

Die humanitäre Krise verschärft sich weiter, da viele Menschen keinen Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen haben. Internationale Organisationen warnen, dass die Kontrolle Gomas durch die M23 die Situation weiter destabilisieren könnte.

Perspektive der Demokratischen Republik Kongo

Präsident Félix Tshisekedi bezeichnete die Besetzung von Goma als „Beleidigung unserer Geschichte“ und forderte die nationale Mobilisierung. Er kündigte an, die Ausgaben der staatlichen Institutionen drastisch zu senken, um Ressourcen für die Streitkräfte freizugeben. Außerdem forderte er den Privatsektor und die gesamte Bevölkerung zur Unterstützung des Krieges gegen die M23 auf.

Tshisekedi betonte, dass es keine direkten Verhandlungen mit der M23 geben werde. Stattdessen sieht Kinshasa Ruanda als Hauptakteur hinter der Krise. Er beschuldigte Kigali, „das Prinzip der UN-Charta zu verletzen“ und Tausende ruandische Soldaten in die DRK entsandt zu haben.

Ruandas Perspektive und Gespräche mit den USA

Ruanda weist die Vorwürfe der DRK zurück und sieht die M23-Krise als eine „interne Angelegenheit der DRK“. Präsident Paul Kagame erklärte nach einem Gespräch mit dem US-Außenminister Marco Rubio, dass ein nachhaltiger Frieden im Osten der DRK nur durch die Behebung der „tief verwurzelten Ursachen des Konflikts“ erreicht werden könne.

„Ich hatte ein produktives Gespräch mit Außenminister Rubio über die Notwendigkeit eines Waffenstillstands in der DRK und darüber, die Wurzeln des Konflikts endgültig anzugehen. Wir müssen die bilateralen Beziehungen auf der Grundlage gegenseitigen Respekts vertiefen“, schrieb Kagame auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Rubio lobte Ruandas Einsatz für Stabilität und sicherte zu, dass die USA zur Beendigung des Konflikts beitragen würden. Dieses Gespräch fand inmitten der anhaltenden Kämpfe und wachsender diplomatischer Spannungen statt.

Internationale Vermittlungsbemühungen

Angolas Präsident João Lourenço, Vermittler der Afrikanischen Union, kritisierte die Besetzung von Goma scharf und forderte den sofortigen Rückzug der M23 sowie der ruandischen Streitkräfte aus der DRK.

Der kenianische Präsident William Ruto, Vorsitzender der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), führte Gespräche mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Rubio, um regionale und internationale Unterstützung für die Lösung des Konflikts zu mobilisieren.

Währenddessen bleibt der Luanda-Prozess, der von João Lourenço initiiert wurde, ein Schlüsselinstrument zur Förderung des Dialogs zwischen der DRK und Ruanda. Der Nairobi-Prozess, der unter der Leitung des ehemaligen kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta steht, soll ebenfalls dazu beitragen, den Konflikt durch Verhandlungen mit der M23 und anderen bewaffneten Gruppen zu entschärfen.

Präsident Tshisekedi nahm jedoch nicht am virtuellen Gipfel der EAC teil, der von Präsident Ruto einberufen wurde. Stattdessen reiste er nach Luanda, um weitere Schritte mit Lourenço zu koordinieren.

Humanitäre und regionale Auswirkungen

Die humanitäre Lage in Goma bleibt kritisch. Tausende Menschen wurden vertrieben, die Infrastruktur ist schwer beschädigt, und die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern ist eingeschränkt. Internationale Organisationen fordern freien Zugang für humanitäre Hilfe.

Die diplomatischen Spannungen zwischen der DRK und Ruanda drohen, die gesamte Region zu destabilisieren. Trotz zahlreicher Vermittlungsbemühungen bleibt die Lage angespannt, und eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

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