Syrien: Ein Problem für Russlands Engagement in Afrika

Der Sturz von Baschar al-Assad in Syrien stellt für Russland eine geopolitische Zäsur dar, die insbesondere die Nutzung seiner Militärbasen in Syrien und deren Bedeutung für Operationen in Afrika betrifft. Dieser Artikel beleuchtet, warum der Verlust der Unterstützung für Assad Moskau in seinem Bestreben, in Afrika aktiv zu bleiben, erheblich beeinträchtigen könnte.

Russland hat in Syrien zwei bedeutende Militärbasen: die Marinebasis Tartus und die Luftwaffenbasis Hmeimim. Diese Basen sind von zentraler Bedeutung für Moskau, um seine Militäroperationen sowohl im Nahen Osten als auch in Afrika durchzuführen. Der Fall Assads könnte die Stabilität und den Zugang zu diesen Basen gefährden. Die neuen Machthaber in Syrien könnten entweder diese Basen nicht mehr dulden oder Russland in die Verhandlungsposition zwingen, was die Operationen in Afrika erschweren würde.

Die Rolle der Militärbasen in Syrien

1. Marinebasis Tartus:

  • Strategische Position: Die Marinebasis Tartus ist der einzige Marinestützpunkt Russlands außerhalb des postsowjetischen Raums. Sie bietet Zugang zum Mittelmeer und damit einen Ausgangspunkt für russische Schiffe, die in Richtung Afrika operieren. Die Basis wurde 1971 errichtet und war seitdem ein Symbol für die russische Präsenz im Nahen Osten.
  • Logistik und Versorgung: Tartus dient nicht nur als Reparatur- und Nachschubpunkt für die russische Marine, sondern auch als logistischer Knotenpunkt für Operationen in Afrika. Hier werden Versorgungsschiffe für die Unterstützung von Missionen in Ländern wie Libyen, Mali und der Zentralafrikanischen Republik eingesetzt.
  • Sicherheitsfragen nach Assads Sturz: Der Verlust von Assad könnte die Sicherheit dieser Basis in Frage stellen. Neue Machthaber könnten die Präsenz Russlands nicht mehr tolerieren oder zumindest verhandlungsbedürftige Bedingungen für deren Nutzung aufstellen, was die Effizienz und den Zugang zu afrikanischen Missionen beeinträchtigen könnte.

2. Luftwaffenbasis Hmeimim:

  • Militärische Bedeutung: Hmeimim wurde 2015 in Betrieb genommen und ist eine zentrale Einrichtung für die russische Luftwaffe, von wo aus Luftangriffe sowohl in Syrien als auch in anderen Regionen koordiniert werden. Von Hmeimim aus wurden und werden russische Kräfte und Ausrüstung nach Afrika transportiert.
  • Operative Rolle in Afrika: Die Basis spielt eine Schlüsselrolle bei der Logistik für Operationen in Afrika. Sie ermöglicht nicht nur direkte Flüge, sondern auch die Zwischenlagerung und den Transfer von Militärpersonal und Material.
  • Rückzug und Unsicherheit: Nach dem Sturz Assads gab es Berichte über den Rückzug russischer Truppen von dieser Basis, was auf eine erhöhte Sicherheitsbedrohung oder auf eine mögliche Anpassung der russischen Strategie hinweist. Die Unsicherheit um den Status dieser Basis nach einem Machtwechsel könnte die Fähigkeit Russlands, in Afrika effektiv zu operieren, stark beeinträchtigen.

Auswirkungen auf Russlands Engagement in Afrika

  • Logistische Herausforderungen: Ohne die Basen in Syrien müsste Russland möglicherweise alternative Wege und Basen für seine afrikanischen Operationen finden, was die Kosten und die Logistik erheblich erhöhen könnte.
  • Politischer und diplomatischer Druck: Der Verlust der Kontrolle über diese Basen könnte den politischen Einfluss Russlands in Afrika schmälern. Länder, die bisher auf russische Unterstützung vertrauten, könnten ihre Loyalität neu bewerten, insbesondere wenn Moskau zeigt, dass es seine Verbündeten nicht vor einem Sturz schützen kann.
  • Internationale Wahrnehmung: Die Niederlage in Syrien könnte Russlands Image als zuverlässigen Partner für autoritäre Regime in Afrika beschädigen. Dies könnte die Bereitschaft afrikanischer Nationen, russische Militärberater oder Söldner wie die Wagner-Gruppe zu akzeptieren, mindern.
  • Finanzielle Belastung: Der Aufbau oder die Nutzung anderer Basen oder Logistikzentren würde zusätzliche finanzielle Ressourcen erfordern, die Russland möglicherweise nicht zur Verfügung stehen, besonders im Kontext des andauernden Krieges in der Ukraine.

Zäsur in Syrien verändert die geopolitische Lage

Offiziell betonte Russland, dass die Sicherheit seiner Basen nicht akut gefährdet sei und diese sich in erhöhter Bereitschaft befänden. Gleichzeitig rief Moskau zu einer inklusiven politischen Lösung in Syrien auf, basierend auf der UN-Resolution 2254. Die Kontakte zu syrischen Oppositionsgruppen wurden intensiviert, um mögliche zukünftige Vereinbarungen zur Nutzung der Militärbasen zu sichern.

Der Sturz von Assad hat nicht nur direkte Konsequenzen für die russische Militärpräsenz in Syrien, sondern auch indirekte Auswirkungen auf seine Aktivitäten in Afrika. Die Militärbasen Tartus und Hmeimim waren Schlüssel für Russlands logistische und strategische Operationen. Ihr möglicher Verlust oder die Einschränkung ihrer Nutzung stellt eine bedeutende Herausforderung für Moskaus Ambitionen dar, in Afrika präsent zu bleiben und seinen Einfluss zu erweitern. Die Reaktion auf diese Entwicklung wird entscheidend sein für die zukünftige russische Außen- und Sicherheitspolitik sowohl im Nahen Osten als auch auf dem afrikanischen Kontinent.

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