In der heutigen Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sprach Amina Mohammed, stellvertretende Generalsekretärin der UN, über die zunehmende Bedrohung durch Terrorismus in Afrika, insbesondere in der Sahelzone und Westafrika. Die Sitzung, die von Algerien als Präsident des Sicherheitsrats im Januar einberufen wurde, konzentrierte sich auf die Verstärkung der Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung auf dem Kontinent.
Steigende Todeszahlen und sich ausweitende Bedrohungen
Frau Mohammed betonte, dass der Terrorismus heute die größte Bedrohung für Frieden, Sicherheit und nachhaltige Entwicklung in Afrika darstellt. Laut ihren Angaben entfallen fast 59 Prozent aller globalen Terrorismus-Todesfälle auf Subsahara-Afrika. Besonders die Sahelzone sei eine entscheidende Region, in der die jährlichen terrorismusbedingten Todesfälle seit drei Jahren jeweils 6.000 übersteigen und mehr als die Hälfte der weltweiten Todesfälle durch Terrorismus ausmachen.
Burkina Faso hat sich dabei als Epizentrum der Gewalt herauskristallisiert, mit einem Anstieg der Terrorismus-Todesfälle um 68 Prozent. Gleichzeitig haben sich die Al-Qaida- und ISIL-Ableger auf Küstennationen in Westafrika ausgeweitet, was zu einem dramatischen Anstieg von gewalttätigen Angriffen um 250 Prozent in den letzten zwei Jahren geführt hat. Frau Mohammed wies außerdem auf die Entstehung neuer Bedrohungen hin, wie etwa die grenzüberschreitenden Angriffe der Gruppe „Lakurawa“ in Nigeria, Niger und Tschad sowie zunehmende Radikalisierungsrisiken in Ghana, Togo, Côte d’Ivoire und Nigeria.
Zielgerichtete Gewalt gegen Gemeinschaften und gefährdete Bevölkerungsgruppen
Terroristische Gruppen richten weiterhin weitreichende Gewalt an, indem sie nicht nur Gemeinschaften terrorisieren, sondern auch geschlechtsspezifische Gewalt verüben, Kinder entführen und sie zwangsweise rekrutieren. Al-Shabaab in Somalia, die Allied Democratic Forces (ADF) im Kongo und Ahlu Sunna Wal Jama in Mosambik setzen ihre verheerende Gewalt fort.
Westafrika als Brennpunkt der Bedrohung
Frau Mohammed warnte ausdrücklich vor den Folgen der Marginalisierung von Jugendlichen in Westafrika, die durch hohe Arbeitslosigkeit anfällig für extremistisches Gedankengut werden. Sie stellte klar: „Wenn wir nicht handeln, riskieren wir, diese Generation an den Terrorismus zu verlieren, ihre Zukunft wird gestohlen, noch bevor sie überhaupt begonnen hat.“
Innovation und Zusammenarbeit als Schlüssel zur Bekämpfung des Terrorismus in Afrika
Um dem wachsenden Terrorismus entgegenzuwirken, forderte Frau Mohammed innovative Ansätze, die auf Respekt vor Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit basieren. Sie verwies auf den „Pakt für die Zukunft“, der im vergangenen September von den UN-Mitgliedstaaten verabschiedet wurde und globalen Bemühungen gegen Terrorismus neuen Schwung verleihen soll. Sie betonte die Notwendigkeit, die im Pakt gemachten Versprechen mit entschlossenem Handeln umzusetzen.
Frau Mohammed nannte drei zentrale Bereiche, die Priorität haben sollten: die Bekämpfung der Ursachen des Terrorismus, die auf Fragilität, Armut, Ungleichheit und Enttäuschung aufbauen; die Notwendigkeit menschenrechtsbasierter Ansätze zur Terrorismusbekämpfung; und die Bedeutung der regionalen Zusammenarbeit, um diese Bemühungen aufeinander abzustimmen und in einer gemeinsamen Strategie zu vereinen.
Flexibilität in der Finanzierung ist entscheidend
Der Kommissar der Afrikanischen Union (AU) für politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit, Bankole Adeoye, sprach ebenfalls bei der Sitzung. Er berichtete, dass im vergangenen Jahr über 3.400 terroristische Angriffe in Afrika verzeichnet wurden, die mehr als 13.900 Todesopfer forderten.
Er hob hervor, dass die AU ihre Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus „neu ausgerichtet“ und ihre politischen Instrumente „umgestaltet“ habe, um auf die steigende Bedrohung zu reagieren.
Außerdem betonte Adeoye die Notwendigkeit einer gemeinsamen Unterstützung der AU und der UN für eine vorhersehbare, nachhaltige und flexible Finanzierung von Friedensmissionen im Kontext der Terrorismusbekämpfung. Die „schnelle Aktivierung“ der Resolution 2719 (2023) des Sicherheitsrats, die es afrikanischen Friedensmissionen ermöglicht, UN-Mittel zu erhalten, wäre ein wichtiger Schritt, um die Bemühungen der Afrikanischen Union im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen.