„Deutschland steht zu seiner historischen Verantwortung“, erklärte Katja Keul in der Mitteilung des Auswärtigen Amts und betonte, wie wichtig es sei, „diesen Weg gemeinsam mit der kamerunischen Gesellschaft weiterzugehen“. Neben dem Fokus auf die Kolonialvergangenheit liegt ein weiterer Schwerpunkt der Reise in Tschad, wo Keul die humanitäre Unterstützung für Geflüchtete aus dem Sudan und die Stabilisierung der Tschadsee-Region verstärken möchte.
Besuch von Katja Keul in Kamerun
Die Staatsministerin beginnt ihre Reise in Kamerun, wo sie sich mit Regierungsvertretern, Studierenden und zivilgesellschaftlichen Organisationen trifft, um die bilateralen Beziehungen und die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit zu vertiefen. Keul unterstrich vorab die Bedeutung dieser Themen: „Die Geschichte der Kolonialzeit verbindet Deutschland und Kamerun eng. In den vergangenen zwei Jahren haben wir mit der kamerunischen Regierung und der Zivilgesellschaft intensive Gespräche geführt und wichtige Fortschritte erzielt.“ Ein herausragendes Beispiel sei die politische Rehabilitierung der historischen Figuren Rudolf Douala Manga Bell und Adolf Ngoso Din, „die nun offiziell als Helden anerkannt sind“, so Keul.
Ein weiterer Schwerpunkt des Besuchs ist die Rückgabe von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten, die in deutschen Museen aufbewahrt werden. „Es ist mir wichtig, dass wir nicht nur in Kamerun, sondern auch in Deutschland das Bewusstsein für die koloniale Vergangenheit stärken und uns aktiv um Rückgaben bemühen,“ erklärte sie. Neben Regierungsvertretern wird Keul sich in der Hauptstadt Jaunde auch mit Studierenden der Universität Yaoundé I treffen, um deren Perspektiven zur Aufarbeitung und zu den Zukunftsbeziehungen zu erfahren.
Humanitäre Herausforderungen und Stabilisierung der Tschadsee-Region
Nach ihrem Aufenthalt in Kamerun reist Staatsministerin Keul nach Tschad, einem zentralen Aufnahmeland für Geflüchtete aus dem benachbarten Sudan. Keul erklärte, dass die anhaltende Krise im Sudan zur weltweit größten humanitären Krise geführt habe und Tschad aufgrund seiner geographischen Nähe eine Schlüsselrolle spiele. „Es ist unsere Pflicht, die betroffenen Menschen und die aufnehmenden Gemeinden in Tschad nicht allein zu lassen. Deutschland leistet bereits erhebliche Unterstützung, aber die Lage bleibt schwierig,“ so die Staatsministerin.
Que fait l’Allemagne 🇩🇪 au Tchad🇹🇩❓
👇#HalloAfrique https://t.co/6GGTf0yw6i— Deutsche Botschaft N'Djamena 🇩🇪🇪🇺🇺🇦 (@AmbRFA_Tchad) 17. Oktober 2024
Tschad nimmt derzeit über 900.000 Geflüchtete aus dem Sudan auf, was die ohnehin schon angespannte Versorgungssituation im Land weiter belastet. „Wir haben in diesem Jahr über 30 Millionen Euro bereitgestellt, um die humanitäre Lage zu stabilisieren und die Grundversorgung in den Lagern sicherzustellen“, erklärte Keul. Während ihres Besuchs wird die Staatsministerin ein Aufnahmelager in Ost-Tschad besuchen und sich vor Ort ein Bild von der Situation der Geflüchteten sowie den Herausforderungen der Hilfsorganisationen machen. „Es ist beeindruckend, was die humanitären Organisationen vor Ort leisten. Gleichzeitig sehe ich aber auch, wie dringlich es ist, dass wir diesen Einsatz weiterhin unterstützen,“ fügte sie hinzu.
Unterstützung für die politische Transition im Tschad
Ein weiterer zentraler Aspekt des Besuchs in Tschad sind die politischen Gespräche mit Regierungsvertretern zur Unterstützung des laufenden Übergangsprozesses. Der Tschad befindet sich in einer Übergangsphase, die mit den bevorstehenden Parlaments- und Kommunalwahlen im Dezember 2024 abgeschlossen werden soll. „Freie, faire und friedliche Wahlen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Rückkehr zu einer verfassungsmäßigen Ordnung,“ betonte Keul und hob hervor, wie wichtig es sei, dass die internationale Gemeinschaft diesen Prozess unterstütze.
Deutschlands Engagement für die Stabilisierung und humanitäre Hilfe
Deutschland engagiert sich seit langem für die Stabilisierung der Tschadsee-Region und hat zusammen mit internationalen Partnern zahlreiche Projekte initiiert. Neben der humanitären Hilfe liegt der Fokus auf regionalen Stabilisierungsprojekten, die besonders auf die Tschadsee-Region abzielen. „Unser Ziel ist es, eine positive staatliche Präsenz in Konfliktgebieten aufzubauen und die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung zu stärken“, erläuterte Keul. Deutschland unterstützt die Region unter anderem über Organisationen wie das Welternährungsprogramm, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. „Wir setzen uns gezielt für den Schutz von Frauen und Kindern ein und fördern Projekte, die Ernährungssicherheit, Wasserversorgung und gesundheitliche Grundversorgung verbessern,“ so die Staatsministerin.
Fortsetzung des deutsch-tschadischen Dialogs und Ausblick
Staatsministerin Katja Keul zeigte sich zuversichtlich, dass die Reise die Grundlage für eine vertiefte Zusammenarbeit und einen intensiveren Austausch mit Kamerun und Tschad legen wird. „Der Dialog mit beiden Ländern ist von großer Bedeutung, sei es auf der Ebene der historischen Aufarbeitung oder der aktuellen humanitären Herausforderungen“, sagte sie abschließend. Die Staatsministerin betonte, dass Deutschland sich weiterhin für Stabilität, Frieden und Entwicklung in der Region einsetzen werde und dass „das Engagement der internationalen Gemeinschaft entscheidend ist, um langfristige Lösungen zu finden.“