In Kamerun haben am 12. Oktober 2025 rund acht Millionen registrierte Wahlberechtigte landesweit und in der Diaspora ihre Stimme zur Wahl des Präsidenten abgegeben. Nach Angaben des Innenministeriums öffneten die Wahllokale planmäßig um 8 Uhr. Der amtierende Präsident Paul Biya gab seine Stimme in einem Wahllokal in Bastos in der Region Mfoundi ab. Sein zentraler Herausforderer Issa Tchiroma Bakary, langjähriger Politiker und ehemaliger Minister, wählte in Garoua im Norden des Landes.
Medien wie Actu Cameroun berichteten, dass der Ablauf weitgehend ruhig verlief. Beobachter vermerkten allerdings lokale Probleme mit der Internetverbindung sowie kleinere Zwischenfälle in einzelnen Wahllokalen.
Opposition erklärt Issa Tchiroma vorläufig zum Sieger

Noch bevor die offizielle Auszählung abgeschlossen ist, melden sich Stimmen aus dem Umfeld der Opposition zu Wort. Me Désiré Sikati, Mitglied des Mouvement pour la Renaissance du Cameroun (MRC), erklärte in einer öffentlichen Stellungnahme, die “allgemeinen Tendenzen auf dem Staatsgebiet und in der Diaspora seien deutlich zugunsten von Issa Tchiroma”. Er forderte den Kandidaten des Regierungsbündnisses RDPC, Paul Biya, auf, „die Entscheidung des Volkes zu akzeptieren“.
Mamadou Mota, Interimspräsident des MRC, schloss sich dieser Linie an. Er forderte Paul Biya auf Issa Tchiroma telefonisch zu gratulieren, um „in die Geschichte einzugehen“. Gleichzeitig appellierte er an die Bevölkerung, ruhig zu bleiben und „keine Provokationen zuzulassen, während die Stimmenauszählung weiterläuft“.
Offizielle Ergebnisse stehen noch aus
Die zentrale Wahlkommission ELECAM hat bisher keine vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht. Auch der Conseil constitutionnel, die einzige Institution, die offiziell Wahlergebnisse verkünden darf, hat sich noch nicht geäußert. Regierungsvertreter betonten die Bedeutung eines geordneten Verfahrens. Paul Biya äußerte nach seiner Stimmabgabe, man solle „abwarten, bis der Name des Gewählten feststeht“.
Politische Bedeutung der Wahl

Die Präsidentschaftswahl gilt als eine der politisch angespanntesten seit Jahrzehnten. Paul Biya regiert seit 1982 und tritt erneut an. Issa Tchiroma Bakary, früher selbst Teil seiner Regierung, positioniert sich als erfahrener Herausforderer und fordert Verfassungsreformen sowie symbolische Akte wie die Rückführung der sterblichen Überreste des ersten Staatspräsidenten Ahmadou Ahidjo.
Issa Tchiroma hat seine Kandidatur damit begründet, dass „das System erschöpft“ sei und ein politischer Neuanfang notwendig werde. Die Kommunikationsstrategie der Opposition zielt darauf ab, Biya als Vertreter eines stagnierenden politischen Apparats darzustellen, während Tchiroma Erfahrung und Wandel zugleich verkörpere.
Reaktionen der politischen Akteure und Rolle der Diaspora
Vertreter der Diaspora, die ebenfalls wählen konnten, beteiligen sich aktiv an der Debatte über die Legitimität des Wahlprozesses. Die Forderungen nach Transparenz richten sich insbesondere an ELECAM und den Conseil constitutionnel. In mehreren Oppositionsstatements wird betont, dass die Wahlergebnisse „nicht hinter verschlossenen Türen ausgehandelt werden dürften“. In Deutschland kam es am Abend vor der Botschaft zu einer spontanen Versammlung.
Gleichzeitig rufen Opposition und Regierungsvertreter zu Zurückhaltung auf. Mamadou Mota forderte nach Angaben von Actu Cameroun, „draußen zu bleiben und wachsam zu sein, ohne Eskalationen zu provozieren“. Regierungsnahe Stimmen warnen hingegen vor Spekulationen, solange die Auszählung nicht abgeschlossen ist.
Wer ist Issa Tchiroma Bakary?

Issa Tchiroma Bakary, geboren 1949 in Garoua, ist Maschinenbauingenieur und begann seine Karriere bei der Eisenbahnverwaltung. Seit den 1990er Jahren politisch aktiv, gründete er 1992 die Partei Front for the National Salvation of Cameroon (FSNC).
Er bekleidete Ministerposten unter Paul Biya, zuletzt als Kommunikationsminister bis 2019. Im Juni 2025 verließ er die Regierung und warf dem politischen System vor, nicht mehr reformfähig zu sein. Seine Kampagne kombiniert systemkritische Botschaften mit dem Verweis auf jahrzehntelange politische Erfahrung.