Vertrauter von Ayaba Cho bereit zur Aussage gegen die Ambazonia Defense Forces

Vier Monate nach der Verhaftung von Ayaba Cho Lucas, dem Anführer der separatistischen Ambazonia Defense Forces (ADF), hat sein ehemaliger Stellvertreter, Ngong Emmanuel, bekannt als Capo Daniel, angekündigt, gegen seinen früheren Vorgesetzten auszusagen, so die CNA.

Norwegen hatte am 24. September 2024 die Festnahme von Ayaba Cho wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen bestätigt. Capo Daniel, der sich nach seinem Austritt aus der Gruppe von deren Praktiken distanziert hatte, erklärte nun, dass er bereit sei, vor Gericht gegen seinen früheren Anführer auszusagen.

Hintergrund: Die Ambazonia Defense Forces (ADF)

Die ADF ist eine militärische Organisation, die für die Unabhängigkeit von Ambazonia kämpft, einem selbst erklärten unabhängigen Staat in den anglophonen Regionen des ehemaligen Südlichen Kameruns. Die Gruppe wurde offiziell am 9. September 2017 durch den Ambazonia Governing Council (AGovC) gegründet, am selben Tag, an dem dieser eine Kriegserklärung für die Unabhängigkeit ausrief.

Im Gegensatz zu anderen separatistischen Milizen, die den Konflikt auf die anglophonen Regionen beschränken, hat die ADF eine aggressivere Strategie verfolgt. Seit April 2021 besteht eine Allianz mit der nigerianischen Organisation Indigenous People of Biafra und deren bewaffnetem Flügel, dem Eastern Security Network. Zudem hatte der damalige AGovC-Anführer Ayaba Cho Lucas erklärt, dass die ADF bereit sei, einen möglichen Aufstand gegen die Regierung von Paul Biya militärisch zu unterstützen.

Schwere Vorwürfe gegen Ayaba Cho und die Ambazonia Defense Forces

In einer Stellungnahme betonte Capo Daniel, dass Ayaba Cho unter anderem die gezielte Tötung von Personen innerhalb der Organisation sowie die Exekution von Zivilisten in Bamenda im Rahmen der Kampagne “Frog must go” angeordnet habe. Zudem warf er dem ADF-Sprecher Lucas Asu vor, eine Schlüsselrolle bei diesen Angriffen gespielt zu haben.

„Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich nicht zögern, gegen Ayaba Cho auszusagen, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“, so Capo Daniel.

Laut Berichten internationaler Menschenrechtsorganisationen soll die ADF für mehrere extralegale Hinrichtungen verantwortlich sein. Die Organisation Human Rights Watch hatte wiederholt zur strafrechtlichen Verfolgung von Verantwortlichen aufgerufen.

Reaktionen auf die Aussagen von Capo Daniel

Die Führung der ADF reagierte scharf auf die Äußerungen von Capo Daniel. Sprecher Lucas Asu bezeichnete ihn als Verräter und warf ihm vor, nun mit der kamerunischen Regierung zusammenzuarbeiten.

„Diejenigen, die den Göttern missfallen, werden zuerst in den Wahnsinn getrieben“, sagte Asu und kritisierte Capo Daniel für seinen Sinneswandel. Er betonte, dass dieser früher hohe Ämter innerhalb der ADF bekleidet habe und damit Mitverantwortung für deren Aktionen trage.

Ungewisse Zukunft für Ayaba Cho

Seit seiner Festnahme wurde Ayaba Cho eine Freilassung auf Kaution verweigert. Ob er an die Regierung Kameruns ausgeliefert oder in Norwegen vor Gericht gestellt wird, bleibt unklar. Die Vorwürfe gegen ihn umfassen unter anderem Kriegsverbrechen und gezielte Tötungen.

Capo Daniel selbst hatte in der Vergangenheit unterschiedliche Darstellungen zu bestimmten Vorfällen gegeben. Nach dem Mord an Barrister Kemende durch die ADF erklärte er zunächst, dass kamerunische Soldaten für die Tat verantwortlich seien. Später räumte er jedoch ein, dass er seinem ehemaligen Vorgesetzten davon abgeraten habe, den Oppositionspolitiker zu töten.

Ob Capo Daniel selbst für Taten unter seiner Verantwortung zur Rechenschaft gezogen wird, bleibt offen. Seine jüngsten Enthüllungen könnten jedoch weitreichende Konsequenzen für die Aufarbeitung der Gewalt im anglophonen Teil Kameruns haben.

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