Premierminister Allah-Maye Halina stellte vor der UN-Generalversammlung den Reformbedarf der Organisation heraus. Achtzig Jahre nach der Gründung erfülle die UN ihre Charta-Ziele noch nicht. „Wir müssen feststellen, dass die UN heute so sehr enttäuscht wie nie zuvor“, sagte er. Entscheidungen wirkten oft zugunsten weniger Großmächte und zulasten des Globalen Südens. Afrika sei im Sicherheitsrat weiterhin ohne ständige Vertretung. Halina nannte dies „inakzeptabel“ für einen Kontinent mit einem Fünftel der Weltbevölkerung.
Halina mit harter Kritik am Zustand der Vereinten Nationen
Der Premierminister bekräftigte die Forderung nach einer Sicherheitsratsreform nach Maßgabe des Ezulwini-Konsenses. Afrika solle zwei ständige Sitze mit Vetorecht erhalten. Der Rat symbolisiere in seiner aktuellen Form „Ungerechtigkeit und doppelte Standards“. Wie UN Web TV berichtet, verknüpfte Halina die Reform mit der Glaubwürdigkeit multilateraler Ordnung.
H.E. Allah-Maye Halina, Prime Minister, Head of Government of the Republic of Chad 🇹🇩 @UN #GeneralDebate
— Journal of the United Nations (@Journal_UN_ONU) September 25, 2025
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Zur Lage in Gaza sprach er von einem kollektiven Versagen der internationalen Gemeinschaft. Er bekräftigte die Zwei-Staaten-Lösung auf Basis der Grenzen von vor 1967. Illegale Siedlungsaktivitäten müssten enden. Die Annahme der New York Declaration sei ein wichtiger Schritt. Aus dieser Erklärung müsse jedoch konkrete Umsetzung folgen.
Finanzierungslücken, Klima und Sicherheit im Tschadsee-Becken

Halina lenkte den Blick auf die Agenda 2030. Für ihre Umsetzung in armen Staaten seien jährlich über vier Billionen US-Dollar erforderlich. Der Sevilla Commitment sei die letzte Chance, Zusagen in Taten zu überführen. An diesem Maßstab werde der Erfolg der UN gemessen.
Der Premierminister beschrieb die Sicherheitslage im Tschadsee-Becken. Boko Haram bleibe eine anhaltende Bedrohung. Der Tschad habe dabei „keine externe Unterstützung erhalten“. Zusätzlich verschärfe der Klimawandel die Lage. Dürren und Extremwetter belasteten Gemeinden und Wirtschaft. Halina forderte mehr Solidarität für einen gerechten Zugang zu Finanzierung, grünen Technologien und Impfstoffen.
Besondere Sorge äußerte er über den Krieg im Sudan. Die Folgen seien humanitär, sozioökonomisch, ökologisch und sicherheitspolitisch gravierend. Der Tschad habe über zwei Millionen Geflüchtete aufgenommen. Diese Aufnahme stelle Staat und Gemeinden vor enorme Aufgaben. Halina begrüßte positive Dynamiken in der Zentralafrikanischen Republik in Richtung Frieden und Versöhnung.
Der Premierminister mahnte, Afrika dürfe nicht länger an den Schalthebeln globaler Entscheidungen fehlen. Der Kontinent sei „Wiege der Menschheit, demografische Lunge der Welt und strategischer Motor des 21. Jahrhunderts“. Nur eine repräsentative, transparente und wirksame UN-Architektur könne aktuelle Konflikte eindämmen und Entwicklung ermöglichen.