Neues Hauptquartier am Victoriasee eröffnet

In Kisumu am Ufer des Victoriasees ist am 1. Dezember 2025 das neue Hauptquartier der Lake Victoria Basin Commission (LVBC) offiziell eröffnet worden. Die Einrichtung der Ostafrikanischen Gemeinschaft gilt als zentrales Koordinationszentrum für Umweltpolitik, Wasserressourcenmanagement und regionale Entwicklung im Einzugsgebiet des größten Sees Afrikas. Vertreterinnen und Vertreter der East African Community (EAC) hoben die strategische Bedeutung des Neubaus für Millionen von Menschen hervor, deren Lebensgrundlagen direkt vom Victoriasee abhängen.

Symbol regionaler Integration und gemeinsamer Verantwortung

Die Eröffnungszeremonie wurde von Beatrice Askul, Kabinettssekretärin für die Ostafrikanische Gemeinschaft und regionale Angelegenheiten sowie Vorsitzende des EAC-Ministerrats, geleitet. Sie handelte im Namen des kenianischen Präsidenten William Samoei Ruto, der zugleich den Vorsitz des Gipfels der EAC-Staats- und Regierungschefs innehat.

Askul bezeichnete den neuen Gebäudekomplex als sichtbares Zeichen für die gemeinsame Vision Ostafrikas. Das Hauptquartier stehe für eine stärker integrierte und wirtschaftlich tragfähige Region. Zugleich betonte sie, dass es sich nicht nur um ein Verwaltungsgebäude handele, sondern um eine strategische Investition in die Lebensgrundlagen der Bevölkerung im Einzugsgebiet des Victoriasees.

„Mit der Einweihung dieses neuen Gebäudes bekräftigen wir unser Bekenntnis zu wissenschaftlich fundiertem Management, Umweltschutz, regionaler Zusammenarbeit und inklusiver Entwicklung“, erklärte Askul. Der Victoriasee sei mit Blick auf Versorgungssicherheit, Ökonomie und Ökologie von zentraler Bedeutung für die gesamte Region.

Wirtschaftliche Bedeutung des Victoriasees für Ostafrika

Nach Angaben der kenianischen Regierung profitieren allein in Kenia mehr als 200.000 Menschen unmittelbar vom Victoriasee. Der See ist das zweitgrößte Süßwasserreservoir der Welt und eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen der Ostafrikanischen Gemeinschaft.

Askul verwies darauf, dass Millionen von Menschen im Einzugsgebiet des Sees von Fischerei, Landwirtschaft, Transport, Energiegewinnung und Tourismus leben. Diese Sektoren bildeten nicht nur eine ökonomische Grundlage, sondern seien auch für sozialen Zusammenhalt und regionale Stabilität von Bedeutung.

Die nachhaltige Bewirtschaftung des Sees gilt seit Jahren als zentrale Herausforderung, da Umweltverschmutzung, Überfischung, Klimawandel und rasches Bevölkerungswachstum den Druck auf das Ökosystem erhöhen.

Rolle der LVBC im regionalen Umwelt- und Wassermanagement

Die Generalsekretärin der Ostafrikanischen Gemeinschaft, Veronica Nduva, würdigte bei der Eröffnung insbesondere die Rolle Kenias bei der Unterstützung regionaler Institutionen. Das neue Hauptquartier stärke die strategische Funktion der Lake Victoria Basin Commission innerhalb der EAC-Strukturen.

Nduva erklärte, das Gebäude sei mehr als ein Arbeitsplatz. Es solle als regionales Zentrum für Innovation, Forschung, politische Koordination, Klimaanpassung, Umweltschutz und grenzüberschreitendes Wassermanagement dienen. Innerhalb dieses Rahmens solle die Arbeit an Biodiversitätsschutz, Fischereimanagement, Wasserqualitätsüberwachung sowie an der Entwicklung einer nachhaltigen blauen und grünen Wirtschaft intensiviert werden.

„Das eigentliche Vermächtnis dieses Gebäudes wird sich nicht an seiner Architektur messen, sondern an den Ideen, die hier entstehen, und an den Partnerschaften, die zur Verbesserung der Lebensbedingungen im gesamten Becken beitragen“, sagte Nduva.

Ein Projekt mit langer Vorgeschichte

Der Exekutivsekretär der LVBC, Masinde Bwire, ordnete die Eröffnung in einen langfristigen institutionellen Prozess ein. Die Einweihung markiere den Abschluss eines 17-jährigen Weges, der 2008 mit der Bereitstellung eines Grundstücks durch die kenianische Regierung begonnen habe.

Das 2,8 Hektar große Gelände liegt direkt am Ufer des Victoriasees. Der Bau des neuen Hauptquartiers begann im Jahr 2020. Bwire betonte, dass der moderne Gebäudekomplex künftig als zentrales Nervenzentrum der Kommission fungieren werde. Er solle die Koordination zwischen den Partnerstaaten verbessern und die Kapazitäten der LVBC in den Bereichen Umweltmanagement, sozioökonomische Entwicklung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärken.

Zugleich dankte Bwire internationalen Entwicklungspartnern, darunter der Weltbank, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der KfW, der Europäischen Union, der UNESCO und der Afrikanischen Entwicklungsbank. Diese hätten die Programme der LVBC über Jahre hinweg finanziell und technisch unterstützt.

Bedeutung für die lokale und regionale Entwicklung

Auch auf subnationaler Ebene wird dem neuen Hauptquartier eine wichtige Rolle zugeschrieben. Der Gouverneur des kenianischen Bezirks Kisumu, Anyang’ Nyong’o, ließ in einer übermittelten Erklärung betonen, dass das Projekt eng mit den Entwicklungszielen der Region verknüpft sei. Sein Stellvertreter Mathew Owili hob hervor, dass insbesondere die Bereiche Fischerei, Klimaanpassung, Schifffahrt und blaue Wirtschaft profitieren könnten.

Konkret verwies er auf laufende Initiativen wie die Einführung moderner Glasfaser-Fischerboote, den Ausbau von Fischanlandestellen, die Förderung von Ökotourismus sowie die Wiederbelebung von Transportkorridoren auf dem See. Diese Maßnahmen würden in Kooperation mit staatlichen Unternehmen wie Kenya Shipyards Limited und Kenya Railways umgesetzt.

Finanzierung und institutioneller Rahmen

Das Bauprojekt wurde vollständig von den Partnerstaaten der Ostafrikanischen Gemeinschaft finanziert. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 3,54 Millionen US-Dollar. Die technische Umsetzung erfolgte durch das kenianische Staatssekretariat für öffentliche Bauvorhaben im Ministerium für Land, öffentliche Arbeiten, Wohnungsbau und Stadtentwicklung.

Die Lake Victoria Basin Commission ist eine spezialisierte Institution der EAC und koordiniert seit Jahren die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten im Einzugsgebiet des Sees. Ziel ist es, ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Entwicklung und regionale Integration miteinander zu verbinden.

Verwandte Beiträge
Total
0
Share