Die Vereinten Nationen begrüßen die Bemühungen mehrerer Staaten um eine humanitäre Feuerpause im Sudan. UN-Nothilfekoordinator Martin Fletcher erklärte auf der Plattform X, dass die von Ägypten, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA unterstützte Initiative zu einer dreimonatigen Waffenruhe „willkommene Fortschritte“ darstelle. Diese Atempause solle den Zugang für Hilfsorganisationen erleichtern und eine Grundlage für einen dauerhaften Waffenstillstand schaffen.
Die gemeinsame Erklärung der vier Staaten sieht außerdem einen anschließenden Übergangsprozess von neun Monaten vor, der den Weg zu einer zivilen Regierung ebnen soll. Zu den Grundsätzen gehören zudem die Ablehnung einer militärischen Lösung, das Ende externer Unterstützung für die Konfliktparteien und die Wahrung der territorialen Integrität Sudans.
Humanitäre Lage im Sudan bleibt dramatisch

Nach mehr als zwei Jahren Krieg zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) verschärft sich die Notlage der Zivilbevölkerung weiter. Laut Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) sind über 30 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, während rund 20 Millionen als besonders verletzlich gelten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung leidet unter akuter Nahrungsmittelunsicherheit, und nur ein Viertel der Gesundheitseinrichtungen funktioniert noch.
Das Welternährungsprogramm (WFP) unterstrich die Dringlichkeit von ungehindertem Zugang. WFP-Direktorin Cindy McCain erklärte: „Sicherer Zugang ist dringend. Dieser Aufruf muss Realität werden.“
UN-Menschenrechtsrat prüft Verlängerung des Mandats
Parallel zu den Verhandlungen über eine Feuerpause begannen in Genf Konsultationen zur Verlängerung des Mandats der UN-Fact-Finding-Mission zu Menschenrechtsverletzungen im Sudan. Vertreter europäischer Staaten diskutieren zudem über die Aufnahme einer Klausel zu möglichen internationalen Untersuchungen wegen des Einsatzes chemischer Waffen. Die sudanesische Regierung lehnt das Mandat ab und bezeichnet die bestehende Zusammenarbeit mit dem Büro des Hochkommissars für Menschenrechte als ausreichend.
Menschenrechtsverteidiger Mohamed Saleh Yassin erklärte gegenüber Radio Dabanga, dass die Mehrheit der beteiligten Staaten die Verlängerung des Mandats befürworte, trotz Einwänden einzelner afrikanischer und arabischer Länder.
Bericht dokumentiert massive Kriegsverbrechen im Sudan
Die Fact-Finding-Mission legte Anfang September einen Bericht mit dem Titel „A War of Atrocities“ vor. Darin heißt es, sowohl SAF als auch RSF hätten systematisch Zivilisten ins Visier genommen, Infrastruktur zerstört und humanitäre Hilfe behindert. Besonders die RSF habe während der Belagerung von El Fasher zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, darunter Morde, Vergewaltigungen, sexuelle Versklavung und ethnisch motivierte Vertreibungen.
New @UNHumanRights report on #Sudan shows a rise in civilian killings, including summary executions, amid growing ethnic violence and a worsening humanitarian situation.
— United Nations Geneva (@UNGeneva) September 19, 2025
"Accountability is critical."https://t.co/wvXsLvGxzK pic.twitter.com/43Os4O2nhb
„Unsere Ergebnisse lassen keinen Zweifel: Zivilisten zahlen den höchsten Preis in diesem Krieg“, erklärte Mohamed Chande Othman, Vorsitzender der Mission. Seine Kollegin Joy Ngozi Ezeilo betonte, dass hinter jedem dokumentierten Fall „eine zerrissene Familie, eine vertriebene Gemeinschaft oder ein Überlebender extremer Gewalt“ stehe.
Die Mission forderte den Sicherheitsrat und die internationale Gemeinschaft auf, die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs auszuweiten, universelle Gerichtsbarkeit zu nutzen und gezielte Sanktionen gegen Verantwortliche zu verhängen.