Zur 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNGA80) reiste eine hochrangige deutsche Delegation nach New York. Außenminister Johann Wadephul leitet die Mission und vertritt die Bundesregierung bei zentralen Debatten und bilateralen Gesprächen. Neben ihm nehmen auch Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan, Staatsministerin Serap Güler, Staatsminister Florian Hahn, der Menschenrechtsbeauftragte Lars Castellucci sowie Transatlantik-Koordinator Metin Hakverdi teil. Die Bundesregierung zeigt damit Präsenz bei einem Gipfel, der als Weichenstellung für die künftige Ausrichtung der Vereinten Nationen gilt.
UN unter Druck
80 Jahre nach ihrer Gründung sieht sich die UN mit multiplen Krisen konfrontiert: der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der anhaltende Konflikt in Gaza, der Bürgerkrieg im Sudan sowie die weltweiten Folgen des Klimawandels und technologischer Umbrüche. Wadephul betonte vor seiner Abreise: „Die UN-Charta steht für die Hoffnung, dass gemeinsam vereinbarte Regeln mächtiger sind als willkürliche Gewalt. Doch dieses Versprechen steht unter Druck wie nie zuvor.“
Reformbedarf und die UN80-Initiative

Zentraler Schwerpunkt der diesjährigen Generalversammlung ist die von Generalsekretär António Guterres eingeleitete UN80-Initiative. Sie soll die Organisation schlanker, effizienter und zukunftsfähiger machen. Vorgesehen sind unter anderem eine Straffung von Strukturen, mehr Zusammenarbeit zwischen den Säulen Frieden, Entwicklung und Menschenrechte sowie die Einrichtung gemeinsamer Back-Office-Dienste für humanitäre Organisationen.
Laut UN News beinhaltet der aktuelle Reformbericht auch Vorschläge zur Zusammenlegung einzelner Agenturen, zur Einrichtung eines UN-System-„Data Commons“ sowie zur besseren Finanzierung über Kern- und Poolmittel.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Anpassung des Sicherheitsrats an die Realitäten des 21. Jahrhunderts. Wadephul forderte einen Rat, der auch Afrika, Asien und Lateinamerika angemessen repräsentiert. Deutschland bewirbt sich in diesem Zusammenhang um einen nichtständigen Sitz für die Jahre 2027/28.
Deutsche Rolle bei der Reformagenda
Deutschland unterstützt die UN80-Reform sowohl politisch als auch finanziell. Entwicklungsministerin Alabali Radovan hob die Bedeutung hervor: „Deutschland steuert und gestaltet die UN-Reform entscheidend mit, damit die Vereinten Nationen angesichts der immensen globalen Herausforderungen gut aufgestellt werden.“
Ihr Ministerium arbeitet an der Umstrukturierung des UN-Entwicklungssystems mit und koordiniert dafür eine Allianz von 20 Staaten aus dem Globalen Norden und Süden. Deutschland fördert gezielt solche UN-Organisationen, die Reformziele in Effizienz und Wirksamkeit besonders konsequent umsetzen.
"Wir müssen Kinder & Jugendliche in die UN-Reformen einbeziehen. Denn für ihre Zukunft müssen die UN fit sein für die Lösung globaler Herausforderungen. In NY habe ich Jugendliche getroffen, um ihre Ideen aufzunehmen & diese im Reformprozess weiterzutragen“ – BMin Alabali Radovan pic.twitter.com/EE1LfyXTIR
— Bundesentwicklungsministerium (@BMZ_Bund) September 22, 2025
Darüber hinaus eröffnet die Neuordnung Chancen für den Standort Bonn, wo bereits 27 UN-Organisationen vertreten sind. Noch in diesem Jahr wird „UN Women“ dort seine Arbeit aufnehmen.
Deutsche Schwerpunkte: Sicherheit, Klima, Nahost

Neben der Reformagenda setzt Deutschland eigene politische Akzente. In New York tritt Wadephul für einen Waffenstillstand in Gaza, die sofortige Freilassung der Geiseln und eine Verbesserung der humanitären Lage ein. Die Bundesregierung bekräftigt ihre Unterstützung einer Zwei-Staaten-Lösung, sieht die Anerkennung eines palästinensischen Staates jedoch am Ende eines Verhandlungsprozesses.
Auch der Klimawandel steht im Zentrum. Deutschland arbeitet eng mit den besonders betroffenen Insel- und Küstenstaaten (SIDS) zusammen, die trotz geringer Emissionen stark unter den Folgen des steigenden Meeresspiegels leiden.
Deutschland als verlässlicher Partner
Die Bundesrepublik zählt seit über fünf Jahrzehnten zu den größten Beitragszahlern der Vereinten Nationen und stellt Personal für Friedensmissionen weltweit. Über 30 UN-Organisationen sind in Deutschland ansässig, was die enge institutionelle Verflechtung unterstreicht. Mit der Kandidatur für den Sicherheitsrat 2027/28 will die Bundesregierung diese Rolle weiter ausbauen.