Westafrika und die Sahelzone stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die demokratische Fortschritte bedrohen und die regionale Stabilität gefährden. Dies betonte Leonardo Santos Simão, Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs und Leiter des Büros der Vereinten Nationen für Westafrika und die Sahelzone (UNOWAS), bei der Präsentation des jüngsten UN-Berichts vor dem Sicherheitsrat in New York.
Demokratische Fortschritte und bevorstehende Wahlen
Leonardo Simão hob die friedlichen Präsidentschaftswahlen in Ghana und Senegal hervor, bei denen ein „Friedenspakt“ zwischen den Kandidaten unterzeichnet und die Macht geordnet übergeben wurde. „Diese Wahlen zeigen den Fortschritt der Demokratie in der Region“, erklärte er.
Dennoch stehen Westafrikanische Staaten wie Ghana und Senegal vor bedeutenden wirtschaftlichen Herausforderungen, darunter steigende Schulden und der Bedarf an Projekten zur Sicherung der Lebensgrundlagen. Simão warnte: „Ohne Unterstützung könnten diese Länder die Erwartungen ihrer Bevölkerung, insbesondere von Frauen und Jugendlichen, nicht erfüllen.“
In Côte d’Ivoire und Guinea-Bissau stehen 2025 Präsidentschaftswahlen bevor, während Gambia unter schwierigen politischen Bedingungen neue Verfassungsreformen umsetzt.
Sicherheitskrise und Eskalation durch Extremismus
Die Sicherheitslage bleibt eine der drängendsten Herausforderungen in Westafrika. Terroristische Gruppen in der Sahelzone greifen verstärkt mit hochentwickelten Waffen, einschließlich Drohnen, an. Diese Angriffe fordern immer mehr zivile Opfer und stellen auch für Sicherheitskräfte eine wachsende Gefahr dar.
Auch die Golf-von-Guinea-Staaten wie Benin und Togo erleben eine Ausbreitung von Gewalt durch extremistische Gruppen und organisierte Kriminalität. Die Umstrukturierung der Accra-Initiative und die Auflösung der G5-Sahel-Truppe machen deutlich, wie dringend eine Stärkung regionaler Sicherheitsmechanismen nötig ist.
Simão forderte daher verstärkte internationale Unterstützung für die Multinationale Gemeinsame Einsatztruppe (MNJTF), die einzige funktionierende Sicherheitsplattform im Tschadseebecken.
Humanitäre Krise in der Region
Die humanitäre Lage verschärft sich weiter. In Ländern wie Burkina Faso, Mali, Niger und Nigeria treiben Gewalt und Vertreibung Millionen Menschen in die Flucht. Gleichzeitig fehlen ausreichend Mittel, um humanitäre Hilfsprogramme zu finanzieren – der derzeitige Bedarf ist nur zu weniger als 50 % gedeckt.
Im Tschad, das zwei Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene aufnimmt, verschärfen schwere Überschwemmungen die bereits angespannte Situation. Simão appellierte an internationale Partner, dringend Mittel bereitzustellen, um die humanitäre Notlage zu lindern.
ECOWAS und regionale Zusammenarbeit
Die jüngste Entscheidung von Burkina Faso, Mali und Niger, aus der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) auszutreten, könnte die regionale Integration weiter gefährden. Während die offiziellen Austrittsverfahren im Januar 2025 beginnen sollen, haben ECOWAS-Staats- und Regierungschefs ein sechsmonatiges Dialogfenster geschaffen, um eine mögliche Annäherung zu fördern.
SRSG Simão presented today presented to the #UNSC the latest report of the @UN SG report on the activities of UNOWAS, highlighting the need for enhanced regional cooperation.
He reaffirmed UNOWAS' commitment to promoting human-centered peace initiatives. pic.twitter.com/RJ8Q1bXTmX— UNOWAS (@UN_UNOWAS) December 20, 2024
Simão betonte, dass Dialog und präventive Diplomatie in der Region Priorität haben sollten. Er begrüßte die Annahme eines „Pakts für die Zukunft“, der den Dialog zwischen den Mitgliedstaaten stärken soll.
Ausblick: Zusammenarbeit und menschenzentrierte Lösungen
Leonardo Simão hob Fortschritte in anderen Bereichen hervor, darunter die Grenzmarkierung zwischen Kamerun und Nigeria, die ein Meilenstein für Frieden und Rechtsstaatlichkeit darstellt. Er würdigte auch die Fortschritte in der Übergangsjustiz in Gambia und die Bemühungen Liberias um Verantwortung für vergangene Verbrechen.
„Die positiven Entwicklungen in der Region sind schrittweise, aber es gibt ermutigende Anzeichen für mehr Zusammenarbeit“, sagte Simão. Er betonte das Engagement von UNOWAS für die Förderung menschenzentrierter Lösungen und die Einbindung von Regierungen, Zivilgesellschaft sowie Frauen und Jugendlichen.
Die bevorstehende ECOWAS-Sondersitzung soll regionale Integrationsbemühungen weiter stärken und die Umsetzung der UN-Resolutionen 1325 und 2250 über Frauen, Jugendliche, Frieden und Sicherheit vorantreiben.