Tansanias Vizepräsident Mpango will neue globale Finanzarchitektur

Philip Isdor Mpango, Vizepräsident der Vereinigten Republik Tansania, erklärte vor der UN-Generalversammlung: „Damit die UN relevant bleibt, muss sie Wandel annehmen.“ Die Herausforderungen von heute unterschieden sich von denen von gestern. Tansania begrüßt die Reforminitiative UN80 und verlangt die Korrektur der Unterrepräsentation Afrikas im Sicherheitsrat im Sinne des Ezulwini-Konsenses.

Mpango mit Kritik an globale Finanzarchitektur

Mpango forderte in seiner Rede zugleich dringende, umfassende Reformen des globalen Finanzsystems. Er verlangte mehr langfristige konzessionäre Finanzierung, eine Überarbeitung von Bonitätsbewertungen und neue Maßstäbe für Schuldentragfähigkeitsanalysen. In den Gremien von IWF und Weltbank müsse Afrika stärker vertreten sein: „Diese berechtigten Forderungen bleiben seit Langem ungehört und müssen jetzt adressiert werden.“

Bei den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) seien über 80 Prozent der Zielvorgaben im Verzug. Der „große Elefant im Raum“ sei eine jährliche Finanzierungslücke von vier Billionen US-Dollar. Tansania melde dennoch Fortschritte mit einer Gesamtperformance von etwa 60 Prozent. Beispiele nannte er bei SDG 3 (Gesundheit) mit einem Rückgang der Müttersterblichkeit von 750 (2000) auf 104 (2022) sowie bei SDG 7 (saubere Energie): Die Zahl der ans Stromnetz angeschlossenen Dörfer stieg von 8.587 (2000) auf 12.318 (2024). Gleichzeitig blieben große Aufgaben bei SDG 13, 14 und 15 zur ökologischen Nachhaltigkeit.

Unilaterale Zwangsmaßnahmen, Selbstbestimmung und „win-win-Partnerschaften“

Mpango verurteilte einseitige Zwangsmaßnahmen ohne Mandat des Sicherheitsrats als „Form wirtschaftlicher Aggression“. Solche Embargos träfen Zivilisten und verstießen gegen das Völkerrecht. Tansania bekundete Solidarität mit dem palästinensischen und dem sahrauischen Volk, denen weiterhin Freiheit, Souveränität und Selbstbestimmung verwehrt blieben. Er kritisierte die „Wiederkehr des Rechts des Stärkeren“ und imperiale Haltungen, die Afrika als „freie Mine zur Ausbeutung“ betrachteten.

Vor diesem Hintergrund warb Mpango für „win-win-Partnerschaften“ bei der Nutzung natürlicher Ressourcen. Ziel sei Wertschöpfung, technologischer Transfer und faire Beteiligung. Er rief die Mitgliedstaaten auf, Entwicklungs- und Friedensanstrengungen zu verstärken und Rückschritte bei Klima- und Entwicklungszusagen umzukehren.

Mpango plädierte zudem für Dezentralisierung innerhalb der UN: Mehr institutionelle und finanzielle Kapazitätensollten in den Globalen Süden und besonders nach Afrika verlagert werden, „wo die Vereinten Nationen die Mehrheit ihrer Programme unterhalten“.
Seine Botschaft zielte auf Glaubwürdigkeit und Gleichbehandlung im multilateralen System. Reformen des Sicherheitsrats, der globalen Finanzarchitektur und der Klimafinanzierung seien zentrale Bausteine, um Standards und Ziele wieder an universellen Prinzipien auszurichten.

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