Bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung hat Sierra Leones Präsident Julius Maada Bio die Grenzen des Sicherheitsrats scharf kritisiert. „Ein Veto darf niemals ein Urteil gegen die Menschlichkeit sein“, sagte er. Die selektive Anwendung internationalen Rechts habe die Legitimität der Vereinten Nationen untergraben. Mit Blick auf die anhaltenden Kriege forderte er unmissverständlich: „Waffenstillstand jetzt in Gaza! Waffenstillstand jetzt im Sudan! Waffenstillstand jetzt in der Ukraine!“
Sierra Leone als Beispiel für erfolgreiche Friedenskonsolidierung

Bio erinnerte daran, dass sein Land mit Unterstützung der Vereinten Nationen den Übergang vom Bürgerkrieg zu Frieden und Stabilität geschafft habe. Der Abschluss der UN-Mission UNIPSIL im Jahr 2014 sei Beweis dafür, dass multilaterale Solidarität funktioniere, wenn sie auf Vertrauen, Respekt und nationaler Eigenverantwortung basiere.
Der Präsident hob die Arbeit der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS hervor, die Demokratie und Stabilität in Ländern wie Liberia und Gambia unterstütze. Diese Bemühungen seien „afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“. Er forderte die Vereinten Nationen auf, ihre Partnerschaften mit regionalen Organisationen wie ECOWAS zu vertiefen. „Afrika ist kein Problem, das gelöst werden muss. Afrika ist ein Partner, der gestärkt werden muss“, betonte Bio.
Bio spricht von Klimawandel und Gerechtigkeit
Der Präsident sprach zudem über die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel, obwohl Sierra Leone nur minimale Emissionen verursacht. Das Land habe Anpassungsmaßnahmen in nationale Strategien integriert und den Vertrag über die Biodiversität jenseits nationaler Hoheitsgebiete ratifiziert. Bio forderte die Industriestaaten auf, ihre Zusagen einzuhalten, darunter die Bereitstellung von jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimafinanzierung. „Klimagerechtigkeit ist keine Wohltätigkeit. Sie ist eine rechtliche und moralische Verpflichtung“, sagte er.
Today, I delivered my address at the 80th United Nations General Assembly. I reiterated that we need bold multilateralism and a United Nations that is not only reformed but reinvigorated.
— Julius Maada Bio (@julius_maadabio) September 24, 2025
The world does not need a louder UN. It requires a braver UN. Now is the time to make the… pic.twitter.com/SAzuDPisMr
Zum Abschluss forderte Bio zwei ständige Sitze für Afrika im Sicherheitsrat. Der fehlende afrikanische Einfluss führe dazu, dass Entscheidungen ohne regionalen Kontext getroffen würden, was Verzögerungen und Menschenleben koste. „Die Welt braucht keine lautere UN. Sie braucht eine mutigere UN“, erklärte er. Jetzt sei der Zeitpunkt, die Vereinten Nationen zu einer Organisation zu machen, die für alle funktioniere.