In einem ungewöhnlich scharfen öffentlichen Auftritt hat der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadéra, sein Kabinett wegen mangelnder Ergebnisse kritisiert. Die Rede, die neun Jahre nach seinem Amtsantritt gehalten wurde, verdeutlicht jedoch auch die Schwächen seiner eigenen Regierung.
Ein öffentlicher Tadel mit strategischem Kalkül?
Während seiner einstündigen Ansprache vor einem sichtlich überraschten Ministerrat listete Touadéra eine Reihe von Versäumnissen auf: Abwesenheiten bei Kabinettssitzungen, überlange Auslandsreisen und undichte Stellen in den sozialen Medien. Mit Sätzen wie „Ich will Ergebnisse. Das Volk will Ergebnisse“ machte er klar, dass er mit der Leistung seiner Regierung unzufrieden ist.
Beobachter sehen darin jedoch weniger einen echten Reformwillen als vielmehr eine taktische Reaktion. Durch die öffentliche Kritik versucht der Präsident offenbar, von seiner eigenen Verantwortung für die Krise abzulenken. Trotz jahrelanger Versprechen bleibt die Zentralafrikanische Republik von Korruption, Armut und mangelnder Sicherheit geprägt.
Ein Land ohne Sicherheit und Perspektiven
Touadéras Kritik an seinem Kabinett kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zentralen Probleme des Landes ungelöst bleiben, so das Medium CorbeauNews . Die Sicherheitslage bleibt kritisch, vor allem in den ländlichen Gebieten, wo bewaffnete Gruppen weiterhin operieren. Gleichzeitig sind die öffentlichen Dienstleistungen stark eingeschränkt, und die Armutsrate nimmt weiter zu. Viele Bürger fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen.
Die Rede offenbarte auch die innere Zerrissenheit des Touadéra-Regimes. Einerseits erneuerte der Präsident sein Vertrauen in den Premierminister, andererseits zog er die Arbeit seines Kabinetts in Zweifel. Solche widersprüchlichen Botschaften schwächen das ohnehin fragile Vertrauen in die Regierung weiter.
Wahlen werfen ihren Schatten voraus
Die Rede kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da in Kürze lokale und präsidiale Wahlen anstehen. Die öffentliche Demütigung seiner Minister deutet auf ein Klima der Unsicherheit und Instabilität hin. Zudem könnte der Appell an „Vorsicht und Zurückhaltung“ ein Versuch sein, Spannungen innerhalb der Regierung und mögliche Kritik zu unterdrücken.
Die jüngste Ansprache von Faustin-Archange Touadéra zeigt vor allem die Erschöpfung seines Regimes. Nach fast einer Dekade im Amt ist das Versprechen, die Zentralafrikanische Republik zu stabilisieren, weitgehend unerfüllt geblieben. Während der Präsident versucht, die Schuld auf sein Kabinett abzuwälzen, wächst der Unmut der Bevölkerung über die ausbleibenden Fortschritte.
Die Zentralafrikaner erwarten mehr als bloße Schuldzuweisungen. Der Ruf nach einer Regierung, die das Land wirklich voranbringt, wird immer lauter – doch die Antwort der politischen Führung bleibt unklar.