Die Sicherheitslage im Osten der Demokratischen Republik Kongo bleibt angespannt. Während die Alliance Fleuve Congo/Mouvement du 23 mars (AFC/M23) einen einseitigen Rückzug ihrer Einheiten aus der Stadt Uvira angekündigt hat, melden lokale und sicherheitsnahe Quellen neue Bewegungen von Verstärkungstruppen und Munition im Norden der Provinz Nord-Kivu. Besonders betroffen sind Gebiete im Territorium Lubero sowie im benachbarten Walikale. Die Entwicklungen werfen Fragen zur tatsächlichen Umsetzung der jüngsten politischen Zusagen im Rahmen des internationalen Friedensprozesses auf.
Angekündigter Rückzug aus Uvira im Kontext internationaler Vermittlung
Die AFC/M23 erklärte am 15. Dezember 2025, sie habe beschlossen, ihre Truppen einseitig aus Uvira abzuziehen. Der Schritt erfolge auf Ersuchen der Vereinigten Staaten, die als Garant des Washingtoner Friedensabkommens zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda auftreten. Nach Angaben der Bewegung sei dieser Rückzug als vertrauensbildende Maßnahme im Sinne des Doha-Friedensprozesses zu verstehen, der mit der Unterzeichnung des Doha-Rahmenabkommens am 15. November 2025 Fortschritte erzielt habe.

In ihrer Erklärung betonte die AFC/M23, der Rückzug solle den laufenden Friedensbemühungen „die größtmögliche Chance auf Erfolg“ geben. Gleichzeitig verwies sie auf angebliche Provokationen und Übergriffe durch die kongolesischen Streitkräfte (FARDC) und mit ihnen verbündete Milizen. Die Bewegung forderte die internationalen Garanten auf, Maßnahmen zur Verwaltung und Demilitarisierung Uviras zu ergreifen, die Zivilbevölkerung und Infrastruktur zu schützen und die Einhaltung der Waffenruhe durch eine neutrale Truppe zu überwachen.
Meldungen über Verstärkungen im Territorium Lubero
Parallel zu diesen Ankündigungen berichten jedoch zivilgesellschaftliche Akteure und lokale Beobachter von Truppenbewegungen der AFC/M23 in anderen Teilen Nord-Kivus. Im Territorium Lubero wurden seit dem vergangenen Wochenende Bewegungen von Kämpfern und militärischem Material auf mehreren von der AFC/M23 kontrollierten Achsen registriert. Die Zivilgesellschaft von Lubero-Zentrum schlug Alarm, mehrere übereinstimmende Quellen bestätigten die Beobachtungen.
Betroffen sind insbesondere die Achsen Kipese, Munyakondomi, Masereka sowie Lubero-Süd. Am Montag, dem 15. Dezember 2025, wurden zur Mittagszeit Fahrzeuge mit Unterstützungstruppen gesichtet, die durch die Ortschaft Kirumba in Richtung Norden des Territoriums Lubero fuhren. Nach Angaben von Beobachtern kamen die Konvois aus dem Zentrum PENA im benachbarten Territorium Rutshuru.
Diese Bewegungen haben in der lokalen Bevölkerung Besorgnis ausgelöst. Beobachter befürchten eine mögliche Ausweitung der Operationen in Richtung Lubero-Zentrum, dem Verwaltungssitz des Territoriums, sowie in den sogenannten Grand-Nord-Raum mit den Städten Butembo und Beni. Lokale Akteure sprechen von der Gefahr einer erneuten Eskalation nach mehreren Monaten relativer Ruhe an der Nordfront.
Reaktionen lokaler Akteure und Behörden
Vertreter der lokalen Zivilgesellschaft verweisen auf die schwierige Lage der Bevölkerung in den von der AFC/M23 kontrollierten Gebieten. Sie berichten von Einschränkungen des Alltagslebens und äußern die Sorge, dass eine neue militärische Offensive weitere Vertreibungen nach sich ziehen könnte. Zugleich fordern sie die kongolesischen Behörden auf, Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausdehnung der Kontrolle der AFC/M23 zu verhindern und die besetzten Gebiete zurückzuerobern.

Der militärische Administrator des Territoriums Lubero, Oberstleutnant Kiwewa Mitela Alain, reagierte zurückhaltend auf entsprechende Anfragen. Er bestätigte die Berichte weder noch dementierte er sie ausdrücklich. Vielmehr sprach er von Gerüchten und kündigte an, sich zu einem späteren Zeitpunkt zu äußern, sollten verlässliche Informationen vorliegen.
Berichte aus dem Territorium Walikale
Auch aus dem benachbarten Territorium Walikale liegen Berichte über Verstärkungen der AFC/M23 vor. Seit der vergangenen Woche sollen Kämpfer und Munition in Mpety eingetroffen sein, einer Ortschaft in der Lokalität Banakindi im Gruppement Kisimba. Mpety liegt etwa 18 Kilometer von der strategisch wichtigen Stadt Pinga entfernt.
Nach Angaben lokaler Quellen wurden die militärischen Güter seit dem Wochenende in die Region gebracht. Aufgrund der fehlenden Brücke bei Minjenje sollen die Rebellen die lokale Bevölkerung aus Kalembe eingesetzt haben, um das Material zu transportieren. Der jüngste Konvoi sei am Sonntag zu Beginn des Nachmittags in Mpety angekommen. Diese Informationen wurden nach Angaben lokaler Akteure durch Sicherheitsquellen mit Sitz in Pinga bestätigt.

Administrative Quellen in der Region gehen davon aus, dass die Verstärkungen auf eine mögliche Offensive gegen Pinga abzielen, eine Ortschaft, die seit mehreren Monaten im Fokus der AFC/M23 stehe. Die Aussicht auf neue Kampfhandlungen sorgt auch dort für wachsende Verunsicherung unter der Zivilbevölkerung.
Spannungsfeld zwischen politischem Prozess und militärischer Realität
Die Entwicklungen finden vor dem Hintergrund zunehmenden internationalen Drucks statt. Die Vereinigten Staaten haben ihre Kritik an Ruanda zuletzt deutlich verschärft und Kigali vorgeworfen, zur Destabilisierung der Region beizutragen. Vertreter der US-Regierung erklärten vor dem UN-Sicherheitsrat, man prüfe diplomatische Schritte bis hin zu Sanktionen, um die Einhaltung des Washingtoner Abkommens sicherzustellen. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen verurteilte jüngste Offensiven der AFC/M23 im Süd-Kivu und forderte eine sofortige und bedingungslose Einstellung der Kampfhandlungen gemäß einer Resolution des Sicherheitsrats.
Les actions du Rwanda dans l'est de la RDC constituent une violation claire des Accords de Washington signés par le président Trump, et les États-Unis prendront des mesures pour veiller à ce que les promesses faites au Président soient tenues.https://t.co/ayPBFG04hZ
— Ambassadeur Lucy Tamlyn (@USAmbDRC) December 13, 2025
Die gemeldeten Truppenbewegungen stehen in einem Spannungsverhältnis zu den politischen Erklärungen der AFC/M23. Während die Bewegung ihren Rückzug aus Uvira als Beitrag zur Deeskalation darstellt, deuten die Berichte aus Lubero und Walikale auf eine fortgesetzte militärische Neuaufstellung in anderen Teilen Nord-Kivus hin. Die Entwicklung unterstreicht die Fragilität der Sicherheitslage im Osten der Demokratischen Republik Kongo und die Herausforderungen bei der Umsetzung von Waffenruhen und Vertrauensmaßnahmen.
Wie die lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Sicherheitsquellen berichten, bleibt unklar, ob es sich bei den beobachteten Bewegungen um defensive Umgruppierungen oder um Vorbereitungen für neue Offensiven handelt. Eine offizielle Stellungnahme der AFC/M23 zu den Vorgängen in Lubero und Walikale liegt bislang nicht vor.