Diese Warnungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Sudanesischen Streitkräfte (SAF) eine groß angelegte Offensive gestartet haben, um strategisch wichtige Gebiete im Sudan zurückzuerobern, die derzeit von der Rapid Support Forces (RSF) gehalten werden. Der Konflikt zwischen den rivalisierenden Generälen dauert seit April 2023 an.
Humanitäre Krise im Sudan
Der anhaltende Konflikt hat mehr als 11 Millionen Menschen zur Flucht aus ihren Heimatorten gezwungen, darunter etwa 2,9 Millionen, die als Flüchtlinge in benachbarte Länder geflohen sind. Neben den Kämpfen haben klimatische Schocks und verheerende Naturkatastrophen zur Zerstörung unzähliger Lebensgrundlagen beigetragen und das Land in eine tiefe Hungerkrise gestürzt.
#Sudan is now among the top four countries with the highest prevalence of global acute malnutrition.
Conditions are expected to worsen in 2025 due to ongoing conflict, food insecurity, poor health services, displacement, and disease outbreaks.
— UN OCHA Sudan (@UNOCHA_Sudan) 3. Oktober 2024
Offensive im September
Laut dem Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) hat die letzte Offensive, die am 25. September begann, Luftangriffe und Artilleriebeschuss durch die SAF auf Positionen der RSF umfasst. Besonders betroffen sind dabei wichtige Zugangspunkte zur Hauptstadt Khartum, darunter die strategisch wichtige Halfaya-Brücke. Diese Angriffe führten Berichten zufolge zu Dutzenden von zivilen Opfern und schweren Schäden an der Infrastruktur.
#Sudan 🇸🇩: the Joint Forces captured a number of #RSF vehicles in their offensive on the town of Madu in northern #Darfur.
The Joint Forces have been advancing on the RSF across the region.
Source: https://t.co/J90oSbQqUa pic.twitter.com/C1bV13BUUL
— Thomas van Linge (@ThomasVLinge) 4. Oktober 2024
Berichte über summarische Hinrichtungen
Während die Kämpfe anhalten, hebt der von der UN ernannte Experte Radhouane Nouicer besorgniserregende Berichte über die summarische Hinrichtung von Dutzenden jungen Männern hervor, insbesondere aus dem Stadtteil Halfaya in Khartoum-Nord (Bahri). Schätzungen zufolge wurden in den letzten Tagen bis zu 70 junge Männer getötet. Diese Hinrichtungen wurden angeblich von SAF-Truppen und der Al-Baraa Bin Malik Brigade, einer Miliz, die die SAF unterstützt, durchgeführt.
Videos, die in den Medien kursieren, zeigen die Leichen junger Männer, die verdächtigt werden, mit den RSF in Verbindung zu stehen. Nouicer verurteilt diese Taten scharf, weil sie gegen alle Menschenrechtsnormen und -standards verstoßen.
Forderung nach Verantwortung
Nouicer forderte alle Parteien auf, ihre Verpflichtungen nach dem internationalen humanitären und Menschenrechtsrecht zu respektieren, und betonte die Notwendigkeit, Zivilisten vor willkürlichen Hinrichtungen und Gewalt zu schützen. Er verlangte auch eine zügige, unabhängige Untersuchung der Tötungen, damit die Verantwortlichen gemäß internationalen Standards zur Rechenschaft gezogen werden.
„Selbst im Krieg gibt es Regeln“, sagte Nouicer und forderte ein sofortiges Ende der Straffreiheit für solche Taten.
Rolle des UN-Experten
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte hatte Nouicer, einen tunesischen Staatsbürger, im Dezember 2022 zum Experten für die Menschenrechtssituation im Sudan ernannt. Diese Ernennung folgte einer Resolution des Menschenrechtsrats, die die schnelle Ernennung eines Experten zur Überwachung der Situation im Sudan forderte, seit dem Militärputsch vom 25. Oktober 2021 bis zur Wiederherstellung einer zivil geführten Regierung, in Zusammenarbeit mit UN-Büros, der Zivilgesellschaft und nationalen Akteuren.
Ähnliche Experten wurden auch für die Menschenrechtssituation in Haiti und Kolumbien ernannt. Diese UN-Experten unterscheiden sich von Sonderberichterstattern und unabhängigen Arbeitsgruppen, die direkt vom in Genf ansässigen Menschenrechtsrat mandatiert und ernannt werden.