Gaza: Ägyptischer Außenminister Badr Abdelatty in Deutschland

Kairo und Berlin vertiefen ihre politischen und parlamentarischen Gespräche. In zwei hochrangigen Treffen betonte der ägyptische Außenminister Badr Abdelatty die Priorität parlamentarischer und diplomatischer Kanäle in den bilateralen Beziehungen. Wie das ägyptische Außenministerium mitteilte, empfing Abdelatty am 3. Dezember 2025 die Deutsch-Ägyptische Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags und würdigte die politischen, wirtschaftlichen und investiven Beziehungen beider Staaten. Er beschrieb diese Beziehungen als stark und zunehmend ausgebaut.

Abdelatty unterstrich zudem die laufenden wirtschaftlichen Reformen und Infrastrukturprojekte in Ägypten, die darauf abzielen, internationale Investitionen anzuziehen. Bei dem Treffen verwies er auf Parlamentskontakte, darunter den jüngsten Besuch des Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan in Kairo. Die ägyptische Seite hob hervor, dass derartige Austauschformate die Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten verstärken.

Regionale Entwicklungen und Ägyptens Position zu Gaza

Ein wesentlicher Teil der Gespräche mit der deutschen Delegation betraf die Lage in Gaza. Abdelatty bekräftigte Ägyptens Position zugunsten eines palästinensischen Staates auf Grundlage der Grenzen von 1967 mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Der Minister rief zu koordinierten internationalen Bemühungen auf, um den Gaza-Waffenstillstand zu stabilisieren, die Umsetzung der Resolution 2803 des Sicherheitsrats sicherzustellen und eine internationale Stabilisierungstruppe zu entsenden. Er betonte die Notwendigkeit, humanitäre, medizinische und sonstige Hilfsgüter ungehindert an die Zivilbevölkerung zu liefern.

Ägypten setze sich, so der Minister, weiterhin für politische Lösungen in der Region ein und messe der Achtung staatlicher Souveränität große Bedeutung bei. Partnerschaften zur Förderung regionaler Stabilität blieben ein zentrales Element der ägyptischen Außenpolitik.

Gespräche in Berlin: Forderung nach internationaler Stabilisierungstruppe

Bereits am 2. Dezember 2025 führte Abdelatty ein Gespräch mit Günther Sautter, dem Nationalen Sicherheitsberater im Bundeskanzleramt. Während des Treffens erneuerte er seine Forderung nach einer schnellen Entsendung einer internationalen Stabilisierungstruppe nach Gaza, um einen dauerhaften Waffenstillstand zu sichern und Resolution 2803 vollständig umzusetzen. Er erläuterte die ägyptischen Vermittlungsbemühungen der vergangenen zwei Jahre, die darauf zielten, die Gewalt im Gazastreifen zu beenden.

Nach Angaben des Sprechers des ägyptischen Außenministeriums informierte Abdelatty seinen Gesprächspartner über die Vorbereitungen für die internationale Konferenz zur frühen Erholung und zum Wiederaufbau des Gazastreifens. Er hob hervor, dass Ägypten und die Vereinigten Staaten diese Konferenz gemeinsam leiten und sich mit Washington über einen Termin abstimmen. Die ägyptische Seite äußerte die Erwartung, dass Deutschland in den Bereichen Infrastruktur und humanitäre Unterstützung eine aktive Rolle übernehmen werde.

Neue Konsultationsmechanismen und wirtschaftspolitische Akzente

Während des Berlin-Besuchs bekräftigten beide Seiten die Einführung eines neuen Mechanismus politischer Konsultationen auf Ebene der Außenministerien. Dieser Schritt wird als Ausdruck der gewachsenen bilateralen Beziehungen gewertet. Abdelatty lud deutsche Unternehmen ein, ihre Investitionen in Ägypten auszuweiten. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Ausbau und der Lokalisierung der Automobilindustrie. Er verwies auf staatliche Anreize für ausländische Investoren und auf die Verbesserungen bei Infrastruktur und Investitionsbedingungen.

Die Gespräche umfassten zudem Kooperationsfelder wie Energie, erneuerbare Energien und Klimapolitik. Weiterhin wurde die Migration qualifizierter Arbeitskräfte erörtert, die Abdelatty als Möglichkeit mit beiderseitigem Nutzen beschrieb.

Deutsch-ägyptische Abstimmungen zur Lage in der Westbank

Im Rahmen weiterer Gespräche in Berlin hielt Abdelatty eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem deutschen Politiker Johann Wadephul ab. Er erklärte, dass Kairo und Washington die Abstimmung zu einer internationalen Wiederaufbaukonferenz für Gaza intensivierten. Die Konferenz solle nach dem Ende der zweijährigen gewaltsamen Auseinandersetzungen stattfinden und von Ägypten und den Vereinigten Staaten gemeinsam geleitet werden.

Zu Entwicklungen in der Westbank äußerte Abdelatty, die Lage sei gravierender als jene im Gazastreifen. Er verwies auf Übergriffe durch Siedler auf Zivilpersonen. Dieses Thema wurde in Berlin als Teil der umfassenden regionalen Lagebewertung erörtert.

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