Deutschland verstärkt Unterstützung für Sudan – Alabali Radovan bei der Afrikanischen Union in Addis Abeba

Die deutsche Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan reist nach Addis Abeba, um die Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union zu vertiefen und das deutsche Engagement für den Sudan zu unterstreichen. Im Zentrum der Gespräche in der äthiopischen Hauptstadt stehen der Krieg im Sudan, regionale Stabilität am Horn von Afrika sowie wirtschaftliche Integration über die Afrikanische Freihandelszone. Parallel dazu baut das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) seine Programme für den Sudan und die Nachbarstaaten aus, um die Folgen der größten humanitären Krise der Gegenwart abzufedern.

Strategische Partnerschaft mit der Afrikanischen Union

Entwicklungsministerin Alabali Radovan bezeichnet die Partnerschaft mit der Afrikanischen Union (AU) als „von zentraler Bedeutung“. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Bekenntnis zu einer regelbasierten Weltordnung sowie zu Demokratie, guter Regierungsführung und Menschenrechten. Die Afrikanische Union wird dabei als politischer Schlüsselakteur verstanden, mit dem globale und kontinentale Herausforderungen wie Migration, Klima, Armut, Hunger und Krisen gemeinsam adressiert werden.

Die Ministerin betont, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit und Sicherheit die tragenden Säulen dieser strategischen Partnerschaft sind. Ziel ist ein Ausbau der Kooperation auf Basis gemeinsamer Interessen zwischen Deutschland, der Europäischen Union und afrikanischen Partnern. Nach Einschätzung des BMZ erfordert die wachsende Bevölkerung in Afrika Entwicklungen, die dauerhaft mit dem demografischen Wachstum Schritt halten und die Lebensbedingungen der Menschen verbessern. Dafür verweist die Ministerin ausdrücklich auf die Notwendigkeit von Frieden und Stabilität in der Region.

Krieg im Sudan als zentrales Thema in Addis Abeba

Der Krieg im Sudan prägt die Reiseagenda der Ministerin nach Addis Abeba. Alabali Radovan beschreibt den Konflikt als „größte humanitäre Krise der Gegenwart“ und verweist auf die Rolle externer Akteure, die den Krieg durch Waffen und Finanzströme zusätzlich anheizen. Nach BMZ-Angaben sind rund 30 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf humanitäre Hilfe aus dem Ausland angewiesen, fast die Hälfte der Bevölkerung leidet akut an Hunger.

Besonders hervorgehoben wird die Situation von Frauen und Mädchen. Laut Ministerin sind fast zwölf Millionen Sudanesinnen, vom Kleinkind bis zur älteren Frau, von Gewalt bedroht. Vergewaltigungen würden systematisch als Kriegswaffe eingesetzt. Das BMZ richtet sein entwicklungspolitisches Engagement daher bewusst auf den Schutz der Zivilbevölkerung aus, insbesondere auf sichere Orte für Frauen sowie auf medizinische und psychologische Unterstützung.

Die Afrikanische Union wird in den BMZ-Erklärungen als „entscheidender Akteur“ für einen zivil geführten Übergangsprozess im Sudan bezeichnet, sobald ein Waffenstillstand in Aussicht ist. Die Gestaltung dieses Übergangs bewerten die deutschen Gesprächspartner in Addis Abeba als zentrale Voraussetzung für nachhaltige Stabilität im Land und in der Region.

Deutschland unterstützt den Sudan und Nachbarländer in Ostafrika

Im Rahmen ihrer Ostafrika-Reise hebt Alabali Radovan hervor, dass Deutschland seine Unterstützung für die Bevölkerung im Sudan ausbaut. Das BMZ verfolgt dabei das Ziel, die Abhängigkeit von akuter humanitärer Hilfe zu verringern und die Eigenhandlungsfähigkeit der Menschen zu stärken, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen.

Konkret setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit auf mehrere Schwerpunkte:

  • Stärkung der Ernährungssicherheit durch Fördermaßnahmen in der Landwirtschaft
  • Unterstützung sudanesischer kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) durch Investitionszuschüsse und Beratungsleistungen
  • Sicherung von Arbeitsplätzen und Versorgungsstrukturen in den Bereichen Nahrung, Wasser, Energie und Gesundheitsprodukte

Nach Darstellung des Ministeriums tragen diese Unternehmen trotz des Krieges dazu bei, elementare Lieferketten aufrechtzuerhalten. Das BMZ arbeitet dafür mit UN-Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und lokalen Partnern zusammen.

Parallel werden die Nachbarländer des Sudan, darunter Äthiopien, bei der Aufnahme von Geflüchteten und bei der Versorgung aufnehmender Gemeinden unterstützt. Die Programme konzentrieren sich darauf, lokale Strukturen zu stärken, die durch den anhaltenden Zustrom von Vertriebenen stark belastet sind.

Addis Abeba: Gespräche mit der Afrikanischen Union über Frieden, Handel und Sicherheit

Während ihres Aufenthalts in Addis Abeba führt Alabali Radovan bilaterale Gespräche mit hochrangigen Vertretern der AU-Kommission wie mit dem Vorsitzenden der Kommission, Mahmoud Ali Youssouf, sowie mit dem Kommissar für Politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit, Bankole Adeoye.

Im Mittelpunkt der Gespräche stehen:

  • Frieden und Sicherheit, insbesondere die Lage im Sudan
  • wirtschaftliche Entwicklung auf dem Kontinent
  • die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA)
  • die Ergebnisse des G20-Gipfels in Johannesburg
  • das Gipfeltreffen zwischen Europäischer Union und Afrikanischer Union in Luanda

Der Verweis auf den G20-Gipfel in Johannesburg, der erstmals in Afrika stattfand, und auf den AU-EU-Gipfel in Luanda zeigt, dass Deutschland seine Abstimmung mit der EU und mit kontinentalen Institutionen in Afrika eng verknüpft. Bundeskanzler Merz hatte im November an beiden Formaten teilgenommen, deren Ergebnisse nun mit der Afrikanischen Union weiter vertieft werden sollen.

Die AfCFTA spielt in den Gesprächen eine zentrale Rolle, weil sie als Rahmen für die stärkere wirtschaftliche Integration afrikanischer Staaten gilt. Für Deutschland eröffnen sich aus Sicht des BMZ weitere Anknüpfungspunkte für Projekte, die wirtschaftliche Entwicklung, regionale Märkte und Beschäftigung fördern.

Äthiopien als Reformpartner am Horn von Afrika

Die Reise nach Addis Abeba knüpft an einen Dialog zur entwicklungspolitischen Zusammenarbeit an, den das BMZ mit Äthiopien Ende November geführt hat. Das Ministerium verweist auf weitreichende wirtschaftliche Reformen in Äthiopien, die das Interesse der deutschen Wirtschaft an dem Land verstärken.

Als zweitbevölkerungsreichstes Land Afrikas und zentraler Akteur am Horn von Afrika wird Äthiopien im BMZ-Text als wichtiger Stabilitätsfaktor beschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anpassungen sollen laut Ministerium dazu beitragen, Strukturwandel, Investitionen und Beschäftigung zu fördern. Deutschland sieht in diesen Entwicklungen einen Ansatzpunkt, um entwicklungspolitische Projekte mit privatwirtschaftlichem Engagement zu verbinden.

Die Verbindung von sicherheitspolitischen Themen, wirtschaftlicher Reformagenda und regionaler Stabilitätsrolle macht Äthiopien zu einem Schwerpunktpartner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Ostafrika. Die Reise von Alabali Radovan bündelt vor diesem Hintergrund mehrere Ebenen: die Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union, das Engagement im Sudan und die Kooperation mit einem Reformpartnerstaat am Horn von Afrika.

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