Beim 38. Gipfel der Afrikanischen Union in Addis Abeba hat UN-Generalsekretär António Guterres die enge Zusammenarbeit zwischen den Vereinten Nationen und der AU hervorgehoben. „Die Partnerschaft zwischen der UN und der Afrikanischen Union war noch nie so stark wie heute“, erklärte er. „Gemeinsam sehen wir ein Afrika, das vor Hoffnung und Möglichkeiten nur so strotzt.“
Guterres hob die dynamische junge Bevölkerung des Kontinents sowie die enormen Potenziale in erneuerbaren Energien hervor. Er betonte zudem die Bedeutung der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA), die den intraafrikanischen Handel erleichtern und das Wirtschaftswachstum in der Region erheblich steigern könne. „Die Zukunft liegt in den Händen Afrikas – doch es braucht faire Bedingungen, um sein volles Potenzial zu entfalten“, so Guterres.
Guterres bekräftigt: UN drängt auf strukturelle Reformen
Ein zentrales Thema seiner Rede war die langanhaltende strukturelle Benachteiligung Afrikas im globalen System. „Afrika war unter kolonialer Herrschaft, als das heutige multilaterale System geschaffen wurde – und diese Ungerechtigkeit besteht bis heute“, sagte Guterres. Besonders kritisierte er die fehlende permanente Vertretung Afrikas im UN-Sicherheitsrat: „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Afrika im 21. Jahrhundert immer noch keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat hat. Diese historische Ungerechtigkeit muss endlich korrigiert werden.“
The partnership between the @UN and the @_AfricanUnion has never been stronger.
On all fronts, we stand shoulder-to-shoulder with the African Union to advance security, stability, human rights and the rule of law. pic.twitter.com/ZmjvaPE8Oj
— António Guterres (@antonioguterres) February 16, 2025
Er versprach, sich weiterhin für die Aufnahme Afrikas mit mindestens zwei ständigen Sitzen im UN-Sicherheitsrat einzusetzen. Gleichzeitig unterstrich er die Notwendigkeit eines gerechteren internationalen Finanzsystems: „Afrikanische Länder zahlen bis zu achtmal höhere Zinsen als entwickelte Staaten. Das ist nicht tragbar.“ Guterres forderte ein jährliches Entwicklungspaket in Höhe von 500 Milliarden US-Dollar, um Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur zu fördern.
Krisenherde: Sudan und DR Kongo im Fokus der UN
Ein großer Teil seiner Rede war den aktuellen Sicherheitskrisen in Afrika gewidmet. „Der Sudan wird vor unseren Augen zerrissen“, warnte Guterres mit Blick auf den anhaltenden Konflikt, der Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, unverzüglich Maßnahmen zur Beendigung der Kämpfe zu ergreifen. „Es ist Zeit für einen sofortigen Waffenstillstand. Wir müssen den Zufluss von Waffen stoppen und die Finanzierung des Blutvergießens unterbinden.“
Sudan is being torn apart before our eyes & is now home to the world’s largest displacement crisis & famine.
It’s time for an immediate cessation of hostilities.
The international community must come together to stop the flow of weapons and the bankrolling of bloodshed.
— António Guterres (@antonioguterres) February 16, 2025
Auch die eskalierende Lage in der Demokratischen Republik Kongo war ein dringendes Thema. „Die Kämpfe in Süd-Kivu bedrohen die gesamte Region“, sagte Guterres und betonte, dass eine militärische Lösung ausgeschlossen sei. „Dieser Konflikt kann nur durch Dialog gelöst werden. Die Souveränität und territoriale Integrität der DR Kongo müssen respektiert werden.“ Er bekräftigte die Unterstützung der UN-Friedensmission MONUSCO und rief zur schnellen Umsetzung der EAC–SADC-Friedensvereinbarungen auf.
In the Democratic Republic of the Congo, the Congolese people have been suffering – yet again – from a brutal cycle of violence.
The deadlock must end.
The dialogue must begin.
The sovereignty and territorial integrity of the DRC must be respected.
— António Guterres (@antonioguterres) February 16, 2025
Klimawandel und wirtschaftliche Entwicklung: Afrika als Energie-Hub der Zukunft
Guterres ging zudem auf den Klimawandel ein und bezeichnete Afrika als „entscheidenden Akteur in der globalen Energiewende“. Trotz enormer Potenziale erhalte der Kontinent derzeit nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien. „Das muss sich ändern“, forderte er. „Afrika kann zu einer globalen Drehscheibe für saubere Energie werden – wenn die richtigen Investitionen fließen.“
Er wies darauf hin, dass Afrika besonders stark von klimabedingten Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen betroffen sei. „Afrika hat den Klimawandel kaum verursacht, doch es zahlt den höchsten Preis. Wir brauchen massive Investitionen in Anpassungsmaßnahmen und Klimafinanzierung.“
Ein weiteres zentrales Thema war die digitale Transformation. Der UN-Generalsekretär betonte, dass zwei Drittel aller Afrikaner keinen zuverlässigen Internetzugang haben. „Das ist eine untragbare digitale Kluft“, sagte er. „Bis 2035 werden mehr junge Afrikaner in den Arbeitsmarkt eintreten als im Rest der Welt zusammen. Sie brauchen digitale Kompetenzen, um erfolgreich zu sein.“ Die UN plane daher mehrere Initiativen, um Afrikas digitale Infrastruktur und den Zugang zu Künstlicher Intelligenz zu stärken.
Gutteres mahnt zur globaler Verantwortung
Guterres beendete seine Rede mit einem eindringlichen Appell: „Afrika steht an einem Wendepunkt. Die Weltgemeinschaft muss ihren Teil dazu beitragen, dass dieser Kontinent sein volles Potenzial entfalten kann.“ Er versprach, sich weiterhin für eine faire globale Ordnung einzusetzen, in der Afrika eine zentrale Rolle spielt.