Ahmed Attaf, Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Diaspora und Afrikafragen, beschrieb eine turbulente Weltlage. Konflikte nähmen zu, tragfähige Einigungen fehlten. Technologische Umbrüche verstärkten die Kluft zwischen Nord und Süd. „Verträge gibt es viele, doch es fehlt an Umsetzung und an der Bindung an ihren Geist“, sagte er. Unilateralismus und eigennützige Konflikte untergrüben den Multilateralismus. „Wir müssen die Vereinten Nationen als das schlagende Herz einer internationalen Ordnung auf der Grundlage des Völkerrechts wiederherstellen“, so Attaf.
Attaf zur Palästina-Frage
Zum Status Palästinas verwies er auf die lange Beschlusslage der Vereinten Nationen. Nach seinen Angaben existieren mehr als 900 Resolutionen der Generalversammlung und nahezu 100 des Sicherheitsrats. Heute stehe Palästina vor der größten Bedrohung „durch Auslöschung, Annexion und Vertreibung“. Er kritisierte die „Erstickung legitimer Institutionen“. Die internationale Gemeinschaft müsse die Zweistaatenlösung sichern. „Ein souveräner und unabhängiger palästinensischer Staat entlang der Grenzen von 1967 ist unabdingbar“, sagte Attaf. Er begrüßte die wachsende Zahl an Staaten, die Palästina anerkennen. Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen sei das Ziel.
#UNGA80 Group photo with Minister of State, Minister of Foreign Affairs, National Community Abroad and African Affairs, H.E. Mr. Ahmed ATTAF.#Algeria2UNSC pic.twitter.com/EmVJPKDOev
— Algeria to the UN (@AlgeriaUN) September 30, 2025
Regionale Lage aus algerischer Sicht
Attaf sprach zudem regionale Dossiers an. Für Libyen forderte er ein Ende externer Einmischung nach mehr als 14 Jahren Krise. Algerien bekenne sich zur Stabilität der Sahelzone und zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Zugleich wies er öffentliche Angriffe aus Mali scharf zurück. „Es ist die höchste Form von Unhöflichkeit und Vulgarität, die dieser gescheiterte Poet und dieser Putschist an den Tag gelegt haben“, sagte er. Solches Verhalten verdiene „nichts als Verurteilung“.
Zur Westsahara erinnerte Attaf an 50 Jahre seit der ersten Resolution des Sicherheitsrats zur Dekolonisierung. Er plädierte für eine Lösung durch direkte Verhandlungen der Parteien. Diese müsse den UN-Grundsätzen zu Entkolonialisierung und Gerechtigkeit entsprechen.
Widerspruch in der UN-Generalversammlung
Es folgten Stellungnahmen im Recht auf Erwiderung. Der Vertreter Malis wies die Ausführungen Attafs als „herablassende Angriffe“ zurück. Er machte die „inakzeptable Einmischung des algerischen Regimes“ in innere Angelegenheiten für Spannungen verantwortlich. Er verwies auf einen algerischen Kommuniquéstreit über einen angeblich verletzten Luftraum und einer zerstörten malischen Sicherheitsdrohne. Diese algerischen Vorwürfe seien „absurd“. Zudem warf er Algerien vor, „internationalen Terrorismus in der Sahelzone zu unterstützen“. Mali forderte Algerien auf, einem Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof zuzustimmen und Beweise vorzulegen.
Der Vertreter Marokkos, Botschafter Omar Hilale, adressierte die Westsahara-Frage ebenfalls. Er betonte, Marokko habe das Dossier auf die Dekolonisierungsagenda gesetzt. Die „marokkanische Autonomieinitiative“ genieße laut ihm Vorrang in einer einschlägigen Resolution des Sicherheitsrats. Die Realität vor Ort seien „Milliarden an Investitionen“ in den Provinzen der marokkanischen Sahara. Er rief zu einer Lösung des seit Jahrzehnten andauernden Streits auf. Zugleich kritisierte er, dass das Thema trotz algerischer Mitgliedschaft nicht im Sicherheitsrat verhandelt werde.