Gewalt in Mosambik treibt Zehntausende in die Flucht

In Nordmosambik verschärft sich die Gewalt erneut. Wie das UN News-Portal berichtet, wurden innerhalb von zwei Wochen knapp 100.000 Menschen vertrieben. Bewaffnete Gruppen attackieren seit Mitte November mehrere Distrikte in Cabo Delgado und zunehmend auch im angrenzenden Nampula. Damit erreicht der seit 2017 andauernde Konflikt Regionen, die bislang als vergleichsweise sicher galten und häufig Binnenvertriebene aufgenommen hatten.

Angriffe in mehreren Distrikten und rasche Ausweitung des Konflikts

Xavier Creach, Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Erati, beschreibt eine dynamische und zunehmend schwer kontrollierbare Sicherheitslage. Die gleichzeitigen Angriffe in verschiedenen Gebieten überstiegen die personellen und logistischen Möglichkeiten humanitärer Organisationen. „Diese simultanen Angriffe erzeugen enorme Herausforderungen für die Helfer, die an verschiedenen Orten gleichzeitig reagieren müssen,“ erklärte Creach. Ressourcen reichten dafür nicht aus.

Berichte über getötete und enthauptete Zivilisten

Nach Angaben des UNHCR berichten Ankommende von nächtlichen Überfällen. Bewaffnete Gruppen seien in Dörfer eingedrungen, hätten Häuser niedergebrannt und Zivilisten angegriffen. Zahlreiche Familien flüchteten ohne persönliche Dokumente oder grundlegende Versorgungsgüter. Laut Creach seien „Zivilisten getötet und manche sogar enthauptet“ worden. Die Menschen seien unter chaotischen Umständen geflohen und häufig in Gebiete gelangt, die bereits durch frühere Krisen stark belastet sind.

Mit inzwischen über 1,3 Millionen Vertriebenen seit 2017 ist die Situation im Norden Mosambiks eine der gravierendsten Binnenfluchtkrisen im südlichen Afrika. Die jüngste Gewaltwelle führt erneut zu einer Überlastung der lokalen Infrastruktur. Schulen, Kirchen und öffentliche Plätze in Nampula sind überfüllt. Host Communities, die selbst unter Unsicherheit leiden, erreichen ihre Belastungsgrenzen.

Humanitäre Engpässe und steigender Hilfsbedarf

Creach betont, dass die aktuelle Entwicklung bereits der vierte große Zustrom von Binnenvertriebenen binnen weniger Monate sei. Die humanitäre Antwort bleibe trotz Anstrengungen unzureichend. Es fehle an Nahrungsmitteln, Unterkünften, Wasser und psychosozialer Betreuung. Viele Ankommende seien traumatisiert und benötigten unmittelbare Unterstützung.

Für 2026 beziffert das UNHCR den Finanzbedarf im Norden Mosambiks auf 38,2 Millionen US-Dollar. Die Finanzierungslage ist jedoch kritisch: Bislang wurde das Budget für 2025 lediglich zur Hälfte gedeckt. Dieser Mangel gefährdet die humanitäre Versorgung in einer Region, in der sich Gewalt, Vertreibung und ökonomische Verwundbarkeit gegenseitig verstärken.

Rückkehr in unsichere Gebiete aus Mangel an Alternativen

Am Dienstagmorgen beobachteten UNHCR-Teams in Erati, wie Menschen in unsichere Gebiete zurückkehrten. Diese Rückkehr erfolgte nicht, um den Wiederaufbau zu beginnen, sondern aus Not. Überfüllte Notunterkünfte und ausbleibende Hilfen veranlassten viele, in zerstörte oder weiterhin gefährdete Gebiete zurückzukehren. Nach Angaben Creachs sahen sich die Betroffenen „ohne Optionen“ und sechs Monate nach den letzten größeren Fluchtbewegungen erneut einer akuten Notlage ausgesetzt.

Die humanitären Organisationen bewerten die Lage in Nordmosambik als instabil, volatil und zunehmend komplex. Die Ausweitung der Angriffe in bislang sichere Distrikte deutet darauf hin, dass sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert. Der Hilfsbedarf steigt schneller, als internationale Unterstützung mobilisiert werden kann.

Verwandte Beiträge
Total
0
Share