Siebzehn südafrikanische Männer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren sitzen im russisch kontrollierten Donbas fest. Nach eigenen Angaben und Aussagen von Angehörigen wurden sie mit dem Versprechen nach Russland gelockt, dort ein Jahr lang für Schutzaufgaben geschult zu werden und anschließend als Personenschützer für Führungspersonen der Partei uMkhonto weSizwe (MK) zu arbeiten.
17 Südafrikaner im Kriegsgebiet – widersprüchliche Darstellungen
Im Zentrum der Vorwürfe steht Duduzile Zuma-Sambudla, Tochter des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma und bis vor kurzem MK-Abgeordnete. Sie sowie ihre mutmaßlichen Mitstreiter Siphokazi Xuma und Blessing Khoza sollen nach Aussagen von Angehörigen und Betroffenen die Reise organisiert und die Tickets bezahlt haben. Die Männer berichten, ihnen seien Ausbildungsprogramme in Personenschutz, Drohnenführung, Panzertechnik, Fallschirmspringen, Aufklärung und VIP-Security in Aussicht gestellt worden.

Die MK-Partei verweist darauf, dass sie an der Rekrutierung nicht beteiligt gewesen sei. Ein Sprecher erklärte, die Partei sei bisher nicht offiziell angesprochen worden und gehe davon aus, dass das Thema über die zuständigen Behörden und diplomatischen Kanäle bearbeitet werde.
Verträge in Russland und Einsatz im Kriegsgebiet
Nach der Ankunft am 8. und 9. Juli in Russland wurden die Südafrikaner nach eigenen Angaben zunächst nach Pskow gebracht. Dort seien ihnen Verträge in russischer Sprache vorgelegt worden, die sie zunächst nicht unterschrieben, weil sie den Inhalt nicht verstanden.
Erst nachdem Duduzile Zuma-Sambudla und Blessing Khoza nach Russland gereist seien und versichert hätten, es handele sich um Unterlagen für ein Trainingsprogramm, hätten die Männer unterschrieben. Eine Übersetzung habe es nach diesen Schilderungen nicht gegeben. Die Verträge seien als Voraussetzung für die Teilnahme an der Ausbildung präsentiert worden.
Anschließend erhielten die Männer einwöchige bis zweiwöchige Trainings in Schießen, Kommunikation und körperlicher Belastung. Kurz darauf seien sie nach eigenen Aussagen in die Ukraine verlegt worden. Ein Teil der Gruppe befindet sich laut Sprachnachrichten und schriftlichen Aussagen in der Region Donezk, rund zehn Kilometer von der Front entfernt. Die Männer berichten von Drohnenangriffen, Artilleriebeschuss und Einsätzen im Kriegsgebiet.
Russische Ausbilder hätten ihnen demnach mitgeteilt, sie hätten sich der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine angeschlossen. Einige der Südafrikaner berichten, sie hätten Waffen reinigen, Munition vorbereiten und Sprengkörper bauen müssen. Sie betonen, sie hätten nicht freiwillig Kampfeinsätze übernommen und verlangten Aufklärung von denen, die sie angeworben hätten.
Strafanzeigen in Südafrika und Ermittlungen der Hawks
In Südafrika haben mehrere Angehörige Strafanzeige erstattet. Nkosazana Zuma-Mncube, Halbschwester von Duduzile Zuma-Sambudla und selbst mit acht der siebzehn Männer verwandt, wirft ihrer Halbschwester und zwei weiteren namentlich genannten Personen vor, die Männer unter falschen Versprechungen nach Russland gelockt und „einer russischen Söldnergruppe“ übergeben zu haben.

Auch Duduzile Zuma-Sambudla hat eine eidesstattliche Erklärung bei der Polizei eingereicht. Darin bestreitet sie, Rekrutiererin oder Vermittlerin illegaler Aktivitäten gewesen zu sein. Sie erklärt, sie sei selbst zuvor zu einem nicht-kämpferischen Training nach Russland eingeladen worden und habe die Informationen „unschuldig“ innerhalb des Familienkreises und an Bekannte weitergegeben. Sie beschreibt sich als „selbst Opfer von Täuschung und Manipulation“.
Die Direktion für Prioritätsverbrechen (Hawks) bestätigte, dass beide Anzeigen zu einem gemeinsamen Vorgang zusammengeführt wurden. Ermittlerinnen und Ermittler prüfen, ob Straftatbestände wie Menschenhandel, illegale Rekrutierung, Ausnutzung oder Betrug vorliegen. Die Hawks arbeiten nach eigenen Angaben mit anderen Behörden und ausländischen Partnern zusammen und stehen in engem Austausch mit Beschwerdeführenden und Familien.
Nach Abschluss der Ermittlungen soll die Akte an die Nationale Strafverfolgungsbehörde übergeben werden, die über mögliche Anklagen entscheidet.
Verfassungsrechtlicher Rahmen und Reaktion der Regierung
Die Präsidentschaft in Pretoria hatte bereits zuvor bestätigt, dass die Regierung Hilferufe von 17 Südafrikanern aus dem Donbas erhalten hat. In einer Erklärung hieß es, die Männer seien „unter dem Vorwand lukrativer Arbeitsverträge“ angeworben worden, um sich Söldnerkräften im Krieg zwischen Russland und der Ukraine anzuschließen.
Die Regierung verweist auf das Gesetz über ausländische Militärhilfe von 1998. Danach ist es südafrikanischen Staatsangehörigen und Unternehmen untersagt, ohne Genehmigung militärische Unterstützung für ausländische Staaten zu leisten oder in deren Armeen zu dienen. Verstöße können strafrechtliche Konsequenzen haben.

Präsident Cyril Ramaphosa hat eine Untersuchung der Rekrutierung angeordnet. Zugleich arbeitet die Regierung nach eigenen Angaben über diplomatische Kanäle an einer Rückführung der Männer, die die Rückkehr nach Südafrika verlangen. Konkrete Details zu Zeitplan oder Modalitäten wurden bisher nicht öffentlich gemacht.
Politische Folgen für MK und Duduzile Zuma-Sambudla
Die Vorgänge haben auch innerpolitische Auswirkungen. Duduzile Zuma-Sambudla ist mittlerweile von ihrem Mandat als MK-Abgeordnete zurückgetreten. Nach Angaben der Partei hat sie die Entscheidung selbst getroffen, um sich auf die Unterstützung der betroffenen Männer und ihrer Familien zu konzentrieren.
Die MK-Führung betont, die Partei sei institutionell nicht involviert gewesen. Beobachterinnen und Beobachter verweisen jedoch darauf, dass in den Aussagen der Familien und Betroffenen wiederholt auf angebliche Ausbildungsgänge der Partei verwiesen wird und dass die Aussicht auf spätere Beschäftigung im Personenschutz von MK-Führungspersonal ein zentrales Rekrutierungsargument gewesen sein soll.
Mehrere Angehörige kritisieren, der Rücktritt ändere nichts an der Lage vor Ort. Sie fordern Transparenz über mögliche Zahlungen und Rekrutierungsnetzwerke und drängen auf rasche diplomatische Lösungen, um die Männer aus dem Kriegsgebiet zu holen.
Stimmen der Familien und Lage im Donbas
In Sprachnachrichten und Chatprotokollen, die Medien vorliegen, beschreiben Angehörige und Betroffene die Situation im Donbas als hoch riskant. Ein Bruder spricht von Gefechten in unmittelbarer Nähe, langen Phasen ohne Kommunikation und der Angst, dass Verletzte nicht zurückgeführt werden. Mindestens ein Südafrikaner soll verletzt worden sein, sein Aufenthaltsort ist nach diesen Berichten unklar.
Einige Angehörige warnen öffentlich vor Angeboten, die Ausbildung, Einsätze im Ausland oder hohe Vergütungen in Konfliktregionen versprechen. Sie fordern die Regierung auf, verstärkt über rechtliche Risiken, Söldnertätigkeit und die Folgen von Einsätzen in Kriegsgebieten zu informieren.
Solange die diplomatischen Bemühungen andauern und die Ermittlungen der Hawks laufen, bleiben viele Fragen offen. Im Mittelpunkt stehen die Sicherheit der siebzehn Männer im Donbas, die Rolle der mutmaßlichen Rekrutierungsstrukturen sowie die Umsetzung des südafrikanischen Rechtsrahmens zu ausländischer Militärhilfe.