Liberias Präsident Joseph Nyuma Boakai begrüßte vor der UN-Generalversammlung die Wahl seines Landes als nicht-ständiges Mitglied des Sicherheitsrats für die Amtszeit 2026–2027. Zum ersten Mal in seiner Geschichte werde Liberia einen vollen zweijährigen Sitz einnehmen – achtzig Jahre nachdem es die UN-Charta unterzeichnet hatte. „Auch wenn auf dem Namensschild ‚Liberia‘ stehen wird, gehört dieser Sitz Afrika“, erklärte Boakai. Die liberianische Delegation werde ihre Erfahrungen aus Konfliktlösung, Friedenskonsolidierung, demokratischen Reformen und Regierungsführung in die Arbeit des Sicherheitsrats einbringen und zugleich für eine faire Repräsentation Afrikas eintreten.
Multilateralismus und internationale Konflikte
Vor dem Hintergrund globaler Kriege, Vertreibungen und des Klimawandels betonte Boakai die moralische Verpflichtung, den Multilateralismus zu erneuern statt zurückzudrängen. „Kriege in Europa, im Nahen Osten und in Afrika erinnern uns daran, dass Frieden zerbrechlich ist und ständig verteidigt werden muss“, sagte er. Liberia unterstütze alle glaubwürdigen Vermittlungsbemühungen zur Lösung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine sowie des israelisch-palästinensischen Konflikts. Das Land stehe hinter der gemeinsamen afrikanischen Position zur Zwei-Staaten-Lösung.
In a meeting today, @antonioguterres and Joseph Nyuma Boakai, President of the Republic of Liberia, exchanged perspectives on the country’s development agenda, reconciliation & transitional justice. #UNGA80
— UN Spokesperson (@UN_Spokesperson) September 23, 2025
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Boakai skizziert demokratische Entwicklung in Liberia
Boakai verwies auf die drei friedlichen Machtwechsel seines Landes seit 2003. Nach Jahrzehnten von Instabilität und Gewalt sei Liberia heute sicherer und demokratischer. Reformen zur Stärkung von Rechenschaftspflicht und zur Korruptionsbekämpfung, darunter Vermögenserklärungen von Amtsträgern, gehörten ebenso zu den Maßnahmen wie die Förderung nationaler Versöhnung. Er erneuerte den Appell für internationale Unterstützung bei der Einrichtung eines Sondergerichts für Kriegs- und Wirtschaftsstraftaten, um die Forderungen der Bevölkerung nach Gerechtigkeit und Heilung zu erfüllen.
Klimawandel als unmittelbare Bedrohung

Besonders eindringlich warnte Boakai vor den Folgen des Klimawandels für sein Land. Steigende Meeresspiegel, Stürme und Überschwemmungen zerstörten Küstenregionen, beeinträchtigten die Nahrungsmittelversorgung und gefährdeten die Lebensgrundlagen.
Liberia habe Projekte zum Küstenschutz, Frühwarnsysteme und eine Strategie für die blaue Wirtschaft initiiert. Doch nationale Maßnahmen reichten nicht aus. „Vor allem rufen wir nach Klimagerechtigkeit – jene, die am wenigsten zur Krise beitragen, dürfen nicht am meisten leiden“, mahnte er.
Finanzarchitektur und Entwicklung
Abschließend forderte Boakai Reformen der internationalen Finanzarchitektur. Die gegenwärtigen Strukturen zwängen viele Entwicklungsländer, mehr Geld für den Schuldendienst als für Gesundheit oder Bildung auszugeben. Notwendig seien neue Ansätze für Schuldenerleichterung, nachhaltige Finanzierung und die volle Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, einschließlich der Ausstattung des Fonds für Verluste und Schäden.