Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, zeigte sich alarmiert über Berichte von außergerichtlichen Hinrichtungen und gezielten Angriffen auf Zivilisten im Sudan. Seit Beginn des Konflikts im April 2023 haben ethnisch motivierte Gewalt und Angriffe auf Zivilisten dramatisch zugenommen.
Eskalation des Konflikts
Der Sudan wird seit über einem Jahr von einem brutalen Machtkampf zwischen den Regierungstruppen (SAF) und der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) erschüttert. Laut Herrn Türk hat der Konflikt eine „noch gefährlichere Wendung“ genommen, insbesondere für die Zivilbevölkerung.
Am 25. Januar wurden mindestens 18 Zivilisten, darunter eine Frau, in sieben separaten Vorfällen in Khartum-Nord, der drittgrößten Stadt des Sudans, getötet. Die Opfer stammten überwiegend aus den Regionen Darfur und Kordofan, was Bedenken über gezielte ethnische Gewalt aufwirft.
UN Human Rights Chief @volker_turk deeply alarmed by reports of summary executions of civilians allegedly by fighters and militia allied to the Sudanese Armed Forces #SAF in Khartoum North, calls for an immediate end to such attacks.
— UN Human Rights (@UNHumanRights) January 31, 2025
„Das absichtliche Töten von Zivilisten oder Personen, die nicht aktiv an Feindseligkeiten beteiligt sind, ist ein Kriegsverbrechen,“ erklärte Volker Türk.
Gewaltandrohungen und Online-Hetze
Das OHCHR (Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte) untersucht zudem Videoaufnahmen, die am 30. Januar online veröffentlicht wurden. Darin sind Männer in SAF-Uniformen und Mitglieder der Al Baraa Bin Malik Brigade zu sehen, die Listen mutmaßlicher RSF-Kollaborateure vorlesen, wobei nach jedem Namen das Wort „getötet“ („Zaili“) fällt.
In einem weiteren Video droht ein Mitglied derselben Brigade, die Bewohner des Stadtteils El Hadj Yusif im Osten von Khartum-Nord zu massakrieren. Diese Gegend wird hauptsächlich von Menschen aus Darfur und Kordofan bewohnt.
Angriffe auf Zivilisten durch RSF
Die Gewalt der RSF gegen Zivilisten ist ebenfalls weit verbreitet. Am 29. Januar wurde das Abu-Shouk-Camp für intern Vertriebene in El Fasher (Nord-Darfur) erneut bombardiert. Neun Menschen, darunter zwei Frauen und ein Kind, wurden getötet, mindestens zwölf weitere verletzt.
Auch Krankenhäuser werden weiterhin angegriffen. Am 24. Januar tötete ein Drohnenangriff, der der RSF zugeschrieben wird, mindestens 67 Menschen und verletzte 19 weitere am Al-Saudi-Mutterkrankenhaus in El Fasher. Das Krankenhaus, das als einzige Einrichtung in der Region spezialisierte Geburtshilfe anbietet, wurde allein 2024 mindestens 13-mal beschossen.
Forderungen nach Schutz der Zivilbevölkerung
Herr Türk verurteilte die Angriffe auf Zivilisten und zivile Einrichtungen scharf und betonte: „Gezielte Angriffe auf Zivilisten und zivile Objekte sind abscheulich und müssen sofort aufhören.“
Er rief alle Konfliktparteien auf, ihre rechtlichen Verpflichtungen einzuhalten und die Zivilbevölkerung zu schützen. Zudem forderte er unabhängige Untersuchungen der Vorfälle gemäß internationalen Standards.
Angesichts der eskalierenden Gewalt und des fortwährenden Leids der Zivilbevölkerung betonte Türk die Dringlichkeit einer Rückkehr zu Frieden und Stabilität: „Die Zivilbevölkerung darf nicht länger das Ziel dieses sinnlosen Krieges sein.“