Uganda vor den Wahlen: Eskalierende Polizeieinsätze gegen Bobi Wine

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen am 15. Januar 2026 sind die Wahlkampfaktivitäten des Oppositionskandidaten Robert Kyagulanyi (Bobi Wine) erneut von massiven Polizeieinsätzen begleitet worden. In Mukono District setzten Sicherheitskräfte am Dienstag Tränengas und scharfe Munition ein, um Anhänger des National Unity Platform (NUP)-Kandidaten auseinanderzutreiben. Entlang mehrerer Stationen seines Wahlkampftages wurden Menschenansammlungen aufgelöst, nachdem zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner versucht hatten, den Kandidaten zu begrüßen.

Sicherheitskräfte lösen Wahlkampfveranstaltungen in Mukono auf

Bobi Wine begann den Tag in Magere (Wakiso District) und besuchte anschließend den Clan-Ältesten Christopher Namutwe der Mbogo-Linie in Misindye. Nach Angaben von Anwesenden überreichte der Älteste ihm ein Tuch und einen Speer als symbolischen Segen für den Wahlkampf.

Die weitere Route war von Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Anhängern geprägt. Anti-Riot-Einheiten und Patrouillenfahrzeuge setzten wiederholt Tränengas ein. Nach seiner ersten Kundgebung in Kalagala rief Bobi Wine die Menschen dazu auf, die Veranstaltung zu verlassen, um Festnahmen zu vermeiden.

Festnahmen und widersprüchliche Angaben

Die Ereignisse in Mukono folgten auf Zusammenstöße am Vortag in Kawempe Division, wo Sicherheitskräfte ebenfalls Tränengas einsetzten und mehrere Personen festnahmen. Während Bobi Wine von 180 Festnahmen sprach, gab die Polizei die Zahl mit sieben an. Der NUP-Generalsekretär David Lewis Rubongoya erklärte hingegen, juristische Teams hätten 92 Festnahmen verifiziert. Zusammengerechnet mit vorherigen Ereignissen spricht die Partei von mehr als 300 Festnahmen in den vergangenen Tagen.

Bobi Wine warf der Wahlkommission Untätigkeit vor, während seine Veranstaltungen blockiert oder beendet würden. Zudem kritisierte er die starke Präsenz von Sicherheitsfahrzeugen entlang seiner Route. Er behauptete, Sicherheitskräfte verfolgten seine Bewegungen, obwohl er „nicht einmal ein Messer“ bei sich habe.

Forderungen der Bevölkerung

Anwohnerinnen und Anwohner äußerten bei der Wahlkampftour unterschiedliche Erwartungen. Eine Bewohnerin forderte geringere Schulgebühren, während ein anderer Bürger grundlegende Reformen im Gesundheitswesen anmahnte und von struktureller Korruption sprach.

Bis zum Abend blieb Bobi Wines Team in Mukono blockiert, da Sicherheitskräfte weiterhin Tränengas und Munition einsetzten. Ähnliche Einsätze wurden bereits in Kiruhura, Kazo und Teilen Nordugandas dokumentiert. Dort erklärte Bobi Wine, 187 Mitglieder seines Teams seien zuvor unter „konstruierten Vorwürfen“ festgenommen worden.

Stellungnahmen der Polizei

Der Polizeisprecher Kituuma Rusoke verteidigte das Vorgehen der Einsatzkräfte. Er warf NUP-Anhängern vor, Sicherheitskräfte zu provozieren und gegen Auflagen zu verstoßen. Die Vorwürfe eines unverhältnismäßigen Einsatzes von Gewalt und Einschüchterung weist die Polizei zurück.

Politischer Kontext: Museveni, Bobi Wine und der Wahlkampf 2026

Bobi Wine gilt als der stärkste Herausforderer von Präsident Yoweri Museveni, der seit fast vier Jahrzehnten regiert und erneut kandidiert. Bei der Wahl 2021 gewann Bobi Wine im Distrikt Mukono rund 72 Prozent der Stimmen.

Der Wahlkampf 2026 ist von starkem Misstrauen zwischen Opposition und Sicherheitsbehörden geprägt. Wiederholte Behinderungen von Oppositionsveranstaltungen, Festnahmen und der Einsatz von Tränengas gehören dabei seit Jahren zu den umstrittensten Punkten.

Konflikte innerhalb der Opposition

Parallel zu den Ereignissen in Mukono vertiefen sich politische Spannungen zwischen der NUP und der Democratic Front (DF). Auf einer Kundgebung in Masaka stellte ein Wähler die DF-Führung öffentlich zur Rede und fragte, warum DF-Präsident Mathias Mpuuga keine Unterstützung für Bobi Wine ausspricht.

Sowohl Mpuuga als auch der Abgeordnete Abed Bwanika wiesen den Vorwurf zurück. Sie kritisierten die NUP-Führung für aggressive Rhetorik und warfen ihr vor, politische Partner unter Druck zu setzen. Bwanika appellierte an die Wählerschaft, sämtliche Oppositionskandidaten unabhängig zu prüfen und Entscheidungen auf Grundlage ihrer Programme zu treffen.

Mpuuga erklärte, Unterstützung dürfe nicht durch „Erpressung oder Einschüchterung“ erzwungen werden. Er betonte, die Opposition brauche eine organisierte und stabile Plattform, wofür die DF innerhalb ihrer Strukturen arbeite.

Die Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen erschweren die Bemühungen, ein gemeinsames Oppositionsbündnis gegen Präsident Museveni zu formen. In Masaka beschuldigte zuletzt ein NUP-Vertreter die DF, irrational zu handeln, und forderte die Bevölkerung auf, deren Kandidatinnen und Kandidaten nicht zu unterstützen.

Verwandte Beiträge
Total
0
Share