Türkei und ECOWAS: Was macht die Türkei in Westafrika?

Die Beziehungen zwischen der Türkei und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Während westliche Akteure ihren Einfluss in der Region neu bewerten, baut Ankara seine wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und diplomatischen Beziehungen kontinuierlich aus. Die Türkei positioniert sich zunehmend als verlässlicher Partner für die westafrikanischen Staaten und nutzt eine Mischung aus Investitionen, militärischer Unterstützung und diplomatischer Kooperation, um ihre Präsenz in der Region zu stärken.

Abschied des türkischen Botschafters Hidayet Bayraktar von seinem Posten bei der ECOWAS

Ein Zeichen dieser wachsenden Zusammenarbeit war der Abschiedsbesuch des türkischen Botschafters in Nigeria und ECOWAS, Hidayet Bayraktar, bei ECOWAS-Präsident Dr. Omar Alieu Touray am 10. Februar 2025 in Abuja. Während des Treffens betonte Bayraktar die exzellente Kooperation zwischen der Türkei und ECOWAS und dankte Touray für dessen Beitrag zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen. Zudem sicherte er Ankara’s fortlaufende Unterstützung bei der Bekämpfung regionaler Herausforderungen zu, insbesondere im Bereich der Sicherheit und Terrorismusbekämpfung.

Dr. Touray unterstrich die Notwendigkeit kollektiver Anstrengungen, um die wachsende Unsicherheit in Westafrika zu bewältigen. „ECOWAS’ größte Herausforderung ist die Unsicherheit, und keines unserer Mitgliedsländer kann sie allein bewältigen. Wenn wir nicht vereint sind, können wir diese Bedrohung nicht bekämpfen. Einheit und kollektive Zusammenarbeit sind entscheidend, um Frieden und Stabilität in Westafrika zu bewahren.“ Er rief die Türkei dazu auf, ihr Engagement in der Region weiter auszubauen, insbesondere durch sicherheitspolitische Initiativen und wirtschaftliche Partnerschaften.

Türkei ist investiert in Westafrika – wirtschaftlich und politisch

Die Türkei verfolgt eine langfristige Strategie in Westafrika, die sich in verschiedenen Bereichen manifestiert. Die Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Afrika haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich intensiviert. Während das Handelsvolumen mit Afrika 2003 noch bei 5,4 Milliarden US-Dollar lag, ist es mittlerweile um ein Vielfaches gestiegen. Türkische Unternehmen investieren verstärkt in ECOWAS-Staaten, insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Bauwesen und Energie. Wirtschaftsplattformen wie das „Turkey-ECOWAS Business and Economic Forum“ fördern zudem den Handel und schaffen neue Kooperationsmöglichkeiten.

Neben wirtschaftlichen Interessen spielt die sicherheitspolitische Zusammenarbeit eine zunehmend wichtige Rolle. Die Türkei bietet mehreren ECOWAS-Mitgliedsstaaten militärische Ausbildung und Ausrüstung an. Insbesondere in Niger hat Ankara militärische Technologien bereitgestellt und sich als Alternative zu westlichen Partnern positioniert. In der Terrorismusbekämpfung und bei der Sicherung nationaler Grenzen arbeiten mehrere westafrikanische Länder bereits mit der Türkei zusammen, um von Ankaras Erfahrung in Krisengebieten zu profitieren.

Zahlt sich die langfristige Strategie der Türkei in der ECOWAS-Region aus?

Auch diplomatisch hat die Türkei ihre Beziehungen zur ECOWAS-Region vertieft. Seit 2005 hat Ankara den Status eines Beobachters bei ECOWAS, wodurch es direkten Zugang zu den politischen Strukturen der Organisation hat. Zudem war die Türkei in den letzten Jahren in verschiedenen diplomatischen Vermittlungsprozessen in Westafrika aktiv, insbesondere nach den Staatsstreichen in Mali, Burkina Faso und Niger. Während westliche Staaten ihre Präsenz in Westafrika zunehmend hinterfragen, nutzt Ankara die Gelegenheit, seine politische und wirtschaftliche Rolle in der Region weiter auszubauen.

Trotz der wachsenden türkischen Präsenz gibt es auch Herausforderungen. Die politische Instabilität in mehreren ECOWAS-Staaten erschwert langfristige Investitionen und birgt Risiken für wirtschaftliche Kooperationen. Zudem steht die Türkei in direkter Konkurrenz zu etablierten geopolitischen Akteuren wie China, den USA und der EU. Die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und sicherheitspolitischen Verpflichtungen wird entscheidend dafür sein, ob Ankara sich als langfristiger Partner in Westafrika etablieren kann.

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