Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler, hat im Rahmen einer dreitägigen Afrikareise (21.–23. Oktober) den Tschad besucht, um die humanitäre Lage im Zusammenhang mit dem Krieg im Sudan zu bewerten und die bilaterale Zusammenarbeit mit N’Djamena zu vertiefen. Der Besuch fand in einer Zeit statt, in der das Land mit massiven Flüchtlingsbewegungen und wachsenden sicherheitspolitischen Belastungen konfrontiert ist.
Hintergrund der Reise in den Tschad
Seit dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts im Sudan im April 2023 sind über eine Million Menschen in den Tschad geflohen, der insgesamt mehr als 1,2 Millionen sudanesische Flüchtlinge beherbergt. Das Land zählt zu den ärmsten Staaten der Welt und steht durch die anhaltende Krise vor enormen humanitären Herausforderungen.
Deutschland engagiert sich stark in der Region: Allein im Jahr 2025 hat die Bundesregierung 17 Millionen Euro für humanitäre Maßnahmen im Tschad bereitgestellt – darunter Nahrungsmittelhilfe, medizinische Versorgung, Unterkünfte und Schutzprogramme für Frauen und Kinder.
Güler betonte:
„Wir müssen mehr tun, um die Not zu lindern. Der Tschad trägt eine enorme Last, und unsere Unterstützung bleibt entscheidend für Stabilität und Menschlichkeit in der Region.“
Treffen mit der tschadischen Regierung
Güler traf am Abend des 21. Oktober in N’Djamena ein und wurde vom Staatssekretär des tschadischen Außenministeriums begrüßt. Begleitet wurde sie von der deutschen Botschafterin in Tschad und ihrem diplomatischen Team.

Am 23. Oktober traf Serap Güler den Minister für Auswärtige Angelegenheiten, afrikanische Integration und tschadische Diaspora, Dr. Abdoulaye Sabre Fadoul, zu einem bilateralen Gespräch. Begleitet wurde sie vom deutschen Botschafter in N’Djamena und Mitgliedern ihres Stabes. Beide Seiten sprachen über die Vertiefung der diplomatischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit.
Fadoul dankte Deutschland und der Europäischen Union für ihre anhaltende Unterstützung und hob hervor, dass der Tschad als Aufnahmeland für Geflüchtete eine außerordentliche Last trage.
„Die Solidarität Deutschlands und Europas ist ein wichtiges Zeichen des Vertrauens und der Partnerschaft“, erklärte er.
Güler bekräftigte den Willen der Bundesregierung, Tschad als Stabilitätsanker in der Sahelregion zu unterstützen, insbesondere im Zusammenhang mit der Bewältigung der Flüchtlingskrise und der Terrorismusbekämpfung.
Laut einer Erklärung des tschadischen Außenministeriums soll das bilaterale Partnerschaftsprogramm künftig auf drei Hauptachsen basieren:
- wirtschaftliche Unterstützung und Förderung lokaler Entwicklung,
- Schaffung von Perspektiven für junge Menschen,
- Ausbau der Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung zur Stabilisierung der Region.
Besuch in Flüchtlingslagern und Förderung von Zivilgesellschaft
Während ihres Aufenthalts reiste Güler in den Osten des Landes, wo sie Flüchtlingslager in der Grenzregion zum Sudan besuchte. Dort sprach sie mit Geflüchteten und Vertretern internationaler Hilfsorganisationen.
Die Lage in den Camps gilt als prekär: In manchen Einrichtungen versorgt nur ein Arzt mehrere Tausend Menschen, viele leiden unter Unterernährung, Krankheiten und Traumata. Zahlreiche Familien äußerten den Wunsch, eines Tages in Frieden in den Sudan zurückzukehren.
In N’Djamena habe ich das von 🇩🇪 & 🇪🇺 geförderte Kulturzentrum Lel Afé besucht & mit Künstlerinnen, Künstlern & Projektverantwortlichen gesprochen. Das Projekt stärkt junge Menschen als „Agents of Change“, die über Kunst & Kultur Brücken bauen & zur Krisenprävention beitragen. pic.twitter.com/Lge9x1YNnS
— Serap Güler (@SerapGueler) October 23, 2025
In der Hauptstadt N’Djamena besuchte die Staatsministerin zudem das Kulturzentrum Lel Afé, ein von Deutschland und der EU gefördertes Projekt, das junge Menschen durch Kunst und Bildung zu „Agents of Change“ ausbildet. Güler würdigte den Beitrag solcher Initiativen zur gesellschaftlichen Resilienz und Krisenprävention.
„Kultur kann Brücken schlagen, wo Politik an Grenzen stößt. Projekte wie dieses sind Ausdruck einer partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit“, erklärte Güler.
Güler will Beziehungen mit Tschad stärken

Im Rahmen ihres Besuchs bekräftigte Güler das „unerschütterliche Engagement Deutschlands für humanitäre Hilfe und politische Stabilisierung“ in der Region. Der Tschad sei „ein zentraler Partner in der Sahelzone“, betonte sie.
Das Auswärtige Amt kündigte an, die Unterstützung für Programme in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Frauenförderung auszubauen. Zudem soll die Kooperation im Sicherheitssektor vertieft werden, um grenzüberschreitende Bedrohungen und organisierte Kriminalität besser zu bekämpfen.
Die deutsche und die tschadische Seite bezeichneten die Gespräche als „offen, konstruktiv und zukunftsorientiert“. Nach dem Aufenthalt in Tschad setzte Güler ihre Reise nach Port Sudan fort, um dort Gespräche mit internationalen Partnern über die Wiederaufnahme des politischen Dialogs im Sudan zu führen.