Laut ersten Prognosen liegt Saied mit 89,2 % der Stimmen deutlich vorne, obwohl die Wahlbeteiligung niedrig war.
Die Feiernden reagierten auf die Ankündigungen im öffentlichen Fernsehen, die die Ergebnisse eines Meinungsforschungsinstituts präsentierten. Diese zeigten, dass Saied die Wahl mit großer Mehrheit gewonnen haben könnte.
Layla Baccouchi, eine Unterstützerin Saieds, drückte ihre Freude über die mögliche Wiederwahl aus: „Wir haben genug von der früheren Führung. Wir wollen einen Präsidenten, der sich dem Fortschritt Tunesiens widmet. Dieses Land war auf dem Weg der Zerstörung. Ich bin sehr glücklich und bin mit meinen Kindern hier, um mit anderen Tunesiern zu feiern.“
Zum Ende des Wahltages hatten nur 2,7 Millionen Bürger ihre Stimme abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 27,7 % entspricht. Dies ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 49 % bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im Jahr 2019.
Hichem Alhif, ein weiterer Anhänger Saieds, zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Ich bin gekommen, nachdem ich die Ergebnisse im Fernsehen gesehen habe. Ich freue mich für Kais Saied und hoffe, dass er die nächsten fünf Jahre dem Wohl Tunesiens widmet. Es ist ein wunderschönes Land, und laut den Daten des Umfrageinstituts hat er 89 % erreicht.“
Saied: Turbulenzen während erster Amtszeit
Saieds erste Amtszeit war von politischen und wirtschaftlichen Krisen geprägt. Im Jahr 2021 griff er zu Notstandsbefugnissen, löste das tunesische Parlament auf und änderte die Verfassung, um die präsidiale Macht auszuweiten. Diese Schritte haben sowohl bei internationalen Beobachtern als auch bei Menschenrechtsorganisationen Besorgnis ausgelöst. Diese befürchten, dass seine Wiederwahl seine ohnehin schon starke Position weiter festigen wird. Auch deshalb wurde kurz vor der Wahl landesweit demonstriert.
Während es schwierig ist, das volle Ausmaß seiner Unterstützung zu messen, ist klar, dass seine Anhänger ihm trotz der Herausforderungen treu geblieben sind. Viele glauben, dass er noch Zeit braucht, um seine Vision eines „Neuen Tunesiens“ zu verwirklichen.
Der 66-jährige Saied wird voraussichtlich einen überwältigenden Sieg erringen und dabei seine Konkurrenten deutlich schlagen: Sein inhaftierter Rivale Ayachi Zammel soll 6,9 % der Stimmen erhalten, während Zouhair Maghzaoui voraussichtlich 3,9 % erreichen wird, so die Daten des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Sigma Conseil.
Vergangenen Monat führte die tunesische Regierung eine landesweite Operation durch, bei der zahlreiche Mitglieder von Ennahda, der größten Oppositionspartei des Landes, verhaftet wurden.