Präsident Tshisekedi: „Wir sind die zwei Einzigen, die diese Eskalation stoppen können.“

Die Europäische Union und die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) bekräftigen ihre strategische Zusammenarbeit. Am Rande des Global Gateway Forums traf EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Präsident Félix Tshisekedi zusammen. Im Mittelpunkt standen ökonomische Diversifizierung, Beschäftigung, regionale Integration und verantwortungsvolle Rohstoffpolitik. Für 2025 wurden über 180 Millionen Euro an neuen Global-Gateway-Investitionen angekündigt. Laut Angaben der Europäischen Kommission umfasst das Paket Vorhaben in Energie, Transport, Biodiversität und Wertschöpfungsketten.

Neue Investitionen im Überblick

  • Kivu–Kinshasa Green Corridor (60,5 Mio. €)
    Verknüpft Naturschutz, Basisinfrastruktur und grüne Wirtschaftsmodelle. Ziel ist der Schutz sensibler Ökosysteme bei gleichzeitiger lokaler Wertschöpfung.
  • Lobito-Korridor (16 Mio. € für DRK-Anteil)
    Stärkt agrarische Wertschöpfungsketten und grenzüberschreitenden Handel. Ergänzt Gesamtinvestitionen von Team Europe entlang der Achse Angola–DR Kongo–Sambia.
  • Elektrifizierung Kisangani (20 Mio. € EU-Zuschuss, 70 Mio. € AFD-Darlehen)
    Finanzierungsmix zur Netzmodernisierung und verlässlichen Versorgung. Hebelwirkung für urbane Produktion und Dienstleistungen.
  • Kritische Rohstoffe und Governance (13,8 Mio. €)
    2 Mio. € für Cobalt4Development (Sorgfalt, Arbeitsschutz, Gemeinde-Nutzen) und 11,8 Mio. € zur Stärkung des Bergbauministeriums, inkl. Rückverfolgbarkeit, Umweltstandards und nachhaltigen Lieferketten.

Wie die Europäische Kommission mitteilt, zielen die Projekte auf sustainable growthregional integration und responsible resource management.

So unterstützen die EU-Gateway-Projekte die DR Kongo

Der Lobito-Korridor verbindet den Atlantikhafen Lobito (Angola) mit den Rohstoff- und Agrargebieten der DR Kongound Sambia. Laut EU verkürzt sich die Transportzeit „vom Binnenland bis zum Hafen von 45 Tagen auf etwa eine Woche“. Gleichzeitig sinken Emissionen durch Schienenverlagerung und den Wegfall tausender Schwerlaster. Team Europe hat entlang des Korridors Investitionen von über 2 Milliarden Euro mobilisiert. Der DRK-Anteil fokussiert Agrarlogistik, Standards und Grenzabfertigung.

Die Elektrifizierung von Kisangani kombiniert Zuschuss und Entwicklungsdarlehen. Prioritäten sind Netzstabilität, Erzeugung aus erneuerbaren Quellen, Verlustreduktion und Erschwinglichkeit. Das Vorhaben setzt auf lokale Betriebe und technische Ausbildung, um Betrieb, Wartung und Abrechnung dauerhaft zu sichern.

Der Kivu–Kinshasa Green Corridor koppelt Schutzgebiete, gemeindebasierte Forstwirtschaft und klimafeste Infrastruktur. Geplant sind Naturtourismus-Cluster, Wertschöpfung aus Nichtholz-Produkten sowie Zahlungen für Ökosystemleistungen. Die Maßnahme zielt auf Einkommen, Resilienz und Monitoring gegen Entwaldung.

Die Kooperation zu kritischen Rohstoffen adressiert Kobalt und Kupfer als Schlüssel für E-Mobilität und Energiespeicher. Cobalt4Development setzt bei Arbeitsschutz, Kinderarbeitsprävention und Gemeindebeteiligungan. Parallel stärkt die EU das Bergbauministerium bei Geodaten, Lizenzaufsicht, ESG-Standards und Rückverfolgbarkeit. Ziel ist Transparenz entlang der Kette – von der Mine bis zur verarbeiteten Vorleistung – und die Schaffung lokaler Verarbeitungsschritte.

Tshisekedi mit Appell an Kagame

Die EU verknüpft Investitionen mit Stabilisierung und regionaler Kooperation. Präsident Tshisekedi appellierte in Brüssel öffentlich an Ruandas Präsident Paul Kagame, die Eskalation in Ost-Kongo zu beenden:

„Wir sind die zwei Einzigen, die diese Eskalation stoppen können.“

Die Äußerung fiel im Rahmen des Forums, an dem beide Staatschefs teilnahmen. Laut La Nouvelle Tribune wies das ruandische Außenministerium den Vorstoß als „politische Komödie“ zurück und kritisierte die Darstellung auf X.

Die DR Kongo hatte bereits 2024 eine interministerielle Task-Force eingesetzt, um Global-Gateway-Chancen zu bündeln und Investitionshemmnisse abzubauen. Nach Angaben der Présidence congolaise koordiniert sie unter Leitung des Außenhandelsministers und der Premierministerin ProjektpipelineGenehmigungen und Policy-Reformen.

Politischer und ökonomischer Kontext

Die DR Kongo verfügt über bedeutende Biodiversität und Rohstoffreserven sowie über großes Potenzial für Wasserkraft. Zugleich belasten Unsicherheit im Osten, Infrastrukturdefizite und hohe Logistikkosten Wachstum und Handel. Global Gateway setzt daher auf integrierte Pakete: Infrastruktur, Standards, Qualifizierung und Policy-Dialog.

Die neuen Vorhaben kombinieren EU-Zuschüsse, DFI-Darlehen und Garantieinstrumente im Team-Europe-Ansatz. Geplant sind Transparenzstandards, Beteiligung lokaler Gemeinden, sozial-ökologische Wirkungsprüfungen und leistungsbasierte Tranchierung. Für den Korridor sind Grenzübergangs-Upgrades, digitale Zollprozesse und Logistikhubs vorgesehen, um Warenumschlag und Kühlketten zu verbessern.

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