Marokko und EU vertiefen Partnerschaft

Die Beziehungen zwischen Marokko und der Europäischen Union (EU) befinden sich an einem entscheidenden Wendepunkt. Während der Besuch des EU-Kommissars für Nachbarschaftspolitik und Erweiterung, Oliver Várhelyi, in Rabat die Bedeutung der Partnerschaft unterstrich, forderte Marokko konkrete Maßnahmen, um das Engagement der EU zu beweisen. Parallel dazu wurde ein bedeutender Finanzierungsvertrag unterzeichnet, um den Wiederaufbau der von dem Al-Haouz-Erdbeben betroffenen Regionen zu unterstützen.

Forderung nach Taten statt Worten

In einer Pressekonferenz nach seinem Treffen mit EU-Kommissar Várhelyi machte der marokkanische Außenminister Nasser Bourita deutlich, dass Marokko von der EU mehr als bloße Erklärungen erwartet. Bourita betonte, dass die Partnerschaft mit der EU auf Taten basieren müsse, insbesondere angesichts aktueller Herausforderungen wie juristischem und wirtschaftlichem Druck auf das Königreich.

„Die EU muss ihren Worten durch Maßnahmen Nachdruck verleihen und den gemeinsamen Weg mit Marokko aktiv verteidigen“, erklärte Bourita. Er forderte von der EU klare Vorschläge und politische Schritte, um den Herausforderungen des bilateralen Verhältnisses zu begegnen.

Bourita verwies dabei auf die Entschlossenheit des Königreichs, seine nationalen Interessen und die territoriale Integrität zu wahren, wie sie auch im jüngsten Königlichen Diskurs anlässlich der Feierlichkeiten zur Grünen Marsch betont wurde. „Unser Engagement für die Partnerschaft mit der EU wird nicht um jeden Preis erfolgen“, betonte der Minister.

EU erkennt Marokko als Schlüsselpartner an

EU-Kommissar Oliver Várhelyi bekräftigte die Bedeutung Marokkos als stabilisierende Kraft in der Region. „Marokko ist ein verlässlicher Partner und ein Eckpfeiler für Sicherheit und Wohlstand in Nordafrika“, sagte Várhelyi. Er hob die positiven Entwicklungen hervor, die durch gemeinsame Projekte erreicht wurden, und sprach sich für eine Intensivierung der Zusammenarbeit aus.

Ein zentrales Thema des Treffens war die Unterstützung der Reformen, die unter der Führung von König Mohammed VI vorangetrieben werden. Várhelyi betonte die Notwendigkeit, in den kommenden Monaten praktikable Lösungen für bestehende Probleme zu finden, um den Partnerschaftsprozess voranzutreiben.

190-Millionen-Euro-Programm für den Wiederaufbau

Ein konkreter Ausdruck dieser Zusammenarbeit ist die Unterzeichnung eines 190-Millionen-Euro-Finanzierungsabkommens für den Wiederaufbau der von dem Al-Haouz-Erdbeben betroffenen Gebiete. Das Abkommen zielt darauf ab, Wohnhäuser zu rehabilitieren, öffentliche Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsversorgung wiederherzustellen und die lokale Wirtschaft zu beleben.

Finanzminister Fouzi Lekjaa hob hervor, dass bisher 63.800 Haushalte mit Notfallhilfen unterstützt wurden. Der Wiederaufbauprozess werde von einem integrierten Ansatz geleitet, der die Resilienz der betroffenen Gebiete stärken solle.

Auch die Europäische Investitionsbank (EIB) beteiligt sich an den Wiederaufbaumaßnahmen mit einem umfassenden Darlehen von insgesamt 1 Milliarde Euro, das durch die EU garantiert wird. Parallel dazu wurde ein Budget von 5,7 Millionen Euro bereitgestellt, um Projekte der Zivilgesellschaft zur Förderung des kulturellen Erbes und der Gemeinschaftsbeteiligung zu unterstützen.

Stärkung der Partnerschaft

Diese jüngsten Entwicklungen verdeutlichen die enge Verbindung zwischen Marokko und der EU, wobei beide Seiten die Partnerschaft als „unverzichtbar“ bezeichnen. Dennoch bleibt abzuwarten, wie die EU auf die Forderungen Marokkos nach stärkeren politischen Signalen reagieren wird.

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