Marokko setzt auf Multilateralismus

Aziz Akhannouch, Regierungschef von Marokko, betonte auf der 79. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York die unerschütterliche Unterstützung seines Landes für die Initiativen des UN-Generalsekretärs zur Bewältigung globaler Herausforderungen.

Er hob die Unsicherheiten hervor, die an die Stelle der einst durch die Vereinten Nationen gestärkten kollektiven Sicherheit getreten sind, und verwies auf Krisen im Bereich Konsum, Produktion, Governance, gesellschaftliche Strukturen und den Klimawandel. “Der Klimawandel hat eine neue Realität geschaffen”, erklärte Akhannouch und stellte die Frage, ob der Multilateralismus an seine Grenzen gestoßen sei.

Marokkos Rolle im Multilateralismus

Trotz dieser Herausforderungen betonte Akhannouch, dass Marokko fest am Multilateralismus festhalte und diesen als Kern seiner Diplomatie betrachtet. Er erklärte, Marokko setze sich für Kooperation mit seinen Partnern ein und arbeite an der Entwicklung wirksamer Rahmenbedingungen zur Bewältigung von Sicherheits- und Entwicklungsproblemen. Dabei gehe es dem Land nicht um kurzfristige Opportunitäten, sondern um nachhaltige Lösungen.

“Multilateralismus braucht neuen Schwung und Reformen”, führte Akhannouch weiter aus. Alle Teile der Gesellschaft, einschließlich Frauen und Jugend, müssten in die Entwicklung von Lösungsansätzen einbezogen werden. Dies habe der Gipfel der Generalversammlung eindrucksvoll gezeigt. Besonders Afrika, das stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sei, müsse von der internationalen Gemeinschaft unterstützt werden, obwohl der Kontinent nur einen geringen Beitrag zu den Ursachen geleistet habe.

Innovative Finanzierungsmechanismen für Afrika

Akhannouch sprach sich für innovative Finanzierungsmechanismen aus, um die Schuldenkrise und die finanziellen Einschränkungen afrikanischer Staaten zu lösen. “Reformen der internationalen Finanzarchitektur sind notwendig, damit Entwicklungsländer die Finanzierung erhalten, die es ihnen ermöglicht, ihre Wirtschaft zu erholen”, forderte er. Marokko arbeite als Vorsitzender der “Gruppe der Freunde der Länder mit mittlerem Einkommen” daran, Lösungen zu entwickeln, die diesen Staaten wirtschaftlich helfen könnten.

Initiativen für Frieden und Entwicklung in Afrika

Marokko spiele eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Terrorismus und bei der Förderung von sozialer Gerechtigkeit. Akhannouch verwies auf die Atlantische Initiative, die den Sahel-Staaten – Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad – Zugang zum Atlantik verschaffen soll. Diese Initiative solle die Region integrieren und sei ein Pfeiler für Frieden, Entwicklung und Sicherheit. Darüber hinaus arbeite Marokko mit Nigeria zusammen, um die Entwicklung vieler afrikanischer Länder voranzutreiben.

Im Hinblick auf die Lösung regionaler Konflikte betonte Akhannouch die Unterstützung Marokkos für die Bemühungen des UN-Generalsekretärs, die politischen Runden Tische zur Lösung des Sahara-Konflikts wiederzubeleben. “Wir setzen uns für eine realistische politische Lösung in der Region ein”, so der Regierungschef.

Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft

Der Autonomieplan Marokkos sei die einzige realistische Grundlage für eine Einigung. Eine politische Lösung würde neue Perspektiven für Entwicklung in der gesamten Region eröffnen, erklärte er.

Akhannouch hob die wachsende internationale Unterstützung für Marokkos Souveränität über die Sahara und für die Autonomieinitiative hervor. Diese internationale Dynamik sende eine klare Botschaft an alle Beteiligten, dass es Zeit sei, den politischen Prozess voranzutreiben.

Naher Osten und UN-Reformen

Zu den Entwicklungen im Nahen Osten äußerte sich Akhannouch besorgt über die ernste Lage im besetzten palästinensischen Gebiet seit Ende des letzten Jahres. Er rief zu einer Lösung auf, die zu Frieden in Gaza und einem dauerhaften Frieden in der Region führen könne. Marokko stehe in Solidarität mit dem Libanon und respektiere dessen territoriale Integrität.

In Bezug auf Reformen bei den Vereinten Nationen forderte Akhannouch, dass die internationale Gemeinschaft “unsere Arbeitsmethoden überdenken” müsse, da die Organisation vor ihrem 80-jährigen Bestehen stehe und dringend Reformen benötige. “Die Vereinten Nationen tragen eine kollektive Verantwortung”, betonte er abschließend.

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