Madagaskar nominiert Richard Randriamandrato als Kandidaten für die Präsidentschaft der Afrikanischen Union

Im Rahmen des 23. COMESA-Gipfels in Bujumbura hat Madagaskars Präsident Andry Rajoelina die Kandidatur von Richard Randriamandrato für die Präsidentschaft der Kommission der Afrikanischen Union (AU) offiziell angekündigt. Der Schritt markiert Madagaskars ehrgeizigen Anspruch auf eine stärkere Rolle innerhalb der kontinentalen Diplomatie und Governance der AU.

Richard Randriamandrato gilt als erfahrener Politiker und Diplomat, der auf eine lange Karriere in nationalen und internationalen Organisationen zurückblickt. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften und internationalen Beziehungen am Institut d’études politiques in Aix-en-Provence und dem Centre d’études des relations internationales et stratégiques in Brüssel spezialisierte er sich an der Georgetown University in Washington auf internationale Finanzwissenschaften.

Zu Beginn seiner Karriere arbeitete Randriamandrato bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und als Experte der Weltbank zur Förderung des Privatsektors in Madagaskar. Später übernahm er strategische Positionen innerhalb des COMESA und der Afrikanischen Union, bevor er in die malagassische Regierung wechselte. Er war Minister für Wirtschaft und Finanzen, bevor er im Jahr 2022 zum Außenminister ernannt wurde.

Eine diplomatische Herausforderung: Entlassung als Außenminister aufgrund einer UN-Abstimmung

Randriamandratos politische Karriere verlief nicht ohne Kontroversen. Im Oktober 2022, während seiner Amtszeit als Außenminister, votierte er bei einer Resolution der Vereinten Nationen für die Verurteilung der „illegalen Annexionen“ durch Russland in der Ukraine. Diese Abstimmung widersprach Madagaskars bisheriger, offiziell neutraler Position im Ukraine-Konflikt und führte zu Spannungen innerhalb der Regierung. Präsident Rajoelina, der auf eine strikt nicht-gerichtete außenpolitische Haltung Wert legt, entließ Randriamandrato kurz darauf aus seinem Amt – offiziell ohne Angabe von Gründen, jedoch im Kontext der außenpolitischen Abweichung klar interpretierbar.

Randriamandrato selbst äußerte sich kaum öffentlich zu dem Vorfall, betonte jedoch die Wichtigkeit der nationalen Einheit und versuchte, interne Spaltungen zu vermeiden. Sein eigenständiges Handeln führte zu Diskussionen in der malagassischen Presse, die ihm vorwarf, die Entscheidung ohne Rücksprache mit dem Präsidenten oder Premierminister getroffen zu haben. Für Kritiker wie den Oppositionspolitiker Rivo Rakotovao war Randriamandrato „nur das politische Bauernopfer einer diplomatischen Korrektur.“

Richard Randriamandrato: Ideales Profil und strategische Vorteile für Madagaskar

Trotz dieser diplomatischen Episode hat Rajoelina Randriamandrato nun als den „idealen Kandidaten“ für das höchste Amt der AU-Kommission angepriesen. Seine tiefgehenden Kenntnisse der afrikanischen Wirtschafts- und Sicherheitsfragen sowie seine langjährige Erfahrung in regionalen Organisationen wie dem COMESA verleihen ihm, laut Rajoelina, die nötigen Kompetenzen für die Position. „Richard Randriamandrato bringt genau das Fachwissen und die Führungsqualitäten mit, die notwendig sind, um die Kommission der Afrikanischen Union mit neuer Dynamik zu leiten,“ betonte der Präsident und forderte die Unterstützung aller COMESA-Mitgliedsstaaten.

Randriamandrato selbst hat in seinen bisherigen Ämtern wiederholt gezeigt, dass er sich für eine stärkere wirtschaftliche und politische Integration auf dem afrikanischen Kontinent einsetzt. Als ehemaliger Direktor für strategische Planung und Forschung im COMESA verfolgt er Ansätze, die auf regionale Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung abzielen. Seine Kandidatur könnte Madagaskar eine bedeutendere Rolle in der afrikanischen Politik sichern, insbesondere nachdem das Land kürzlich der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (ZLECAF) beigetreten ist.

Madagaskars diplomatische Ambitionen innerhalb der AU

Die Nominierung Randriamandratos ist Teil einer umfassenderen diplomatischen Strategie, die Madagaskar seit einigen Jahren verfolgt. Nachdem Edgard Razafindravahy zum Vorsitzenden der Kommission des Indischen Ozeans (COI) gewählt und das Land zudem kürzlich zum Vizepräsidenten der UN-Generalversammlung gewählt wurde, möchte Madagaskar nun auch eine starke Position innerhalb der AU besetzen. Die Wahl zur Präsidentschaft der AU-Kommission im Februar 2025 bietet hierfür eine entscheidende Plattform. Neben Madagaskar stellen auch Länder wie Mauritius, Djibouti und Kenia Kandidaten für das Amt des AU-Kommissionspräsidenten.

Der Ausgang dieser Wahl wird nicht nur für Randriamandrato, sondern auch für die zukünftige Position Madagaskars im kontinentalen Kontext von hoher Bedeutung sein.

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