Ein Vorfall aus dem Jahr 2022 an der Grenze zwischen Guinea und Liberia sorgt weiterhin für Aufmerksamkeit. Guineische Grenztruppen sollen im Grenzgebiet nahe der Stadt Sefudu in der Quardu-Gboni-Region die liberianische Flagge abgenommen, den Flaggenmast zerstört und mitgenommen haben.
Laut internen Sicherheitsberichten und Videobeweisen, die Front Page Africa Online vorliegen, reiste Colonel Mohammed Condé, Bataillonskommandeur in Macenta, Guinea, einen Tag später mit neun Offizieren zum Grenzposten, um sich bei den liberianischen Behörden zu entschuldigen. Er gab an, das Gebiet auf Anweisung seines Stabschefs patrouilliert zu haben, wobei ihm der örtliche Ortsvorsteher fälschlicherweise gezeigt habe, dass das Gebiet zu Guinea gehöre.
Condé betonte, dass das Handeln seiner Truppen auf einem „Irrtum“ beruhte. Gleichzeitig räumte er ein, die Flagge nicht am Ort belassen, sondern nach Guinea gebracht zu haben – ein Schritt, der als Zeichen der Missachtung interpretiert wurde.
Wiederkehrende Konflikte an der Grenze Guineas
Dieser Vorfall reiht sich in eine Serie ähnlicher Grenzkonflikte ein. Bereits 2012 kam es zu Spannungen zwischen Guinea und Sierra Leone um die Kontrolle der Grenzstadt Yenga. Trotz eines Abkommens, das Yenga als Teil von Sierra Leone bestätigte, verweigerten guineische Truppen die Räumung der Stadt.
Die jüngsten Ereignisse werfen Fragen über Guineas Absichten auf. Insbesondere die Vorwürfe, Guinea würde gezielt ehemalige liberianische Rebellen rekrutieren, um potenzielle Bedrohungen für die Junta zu bekämpfen, haben die Spannungen verschärft.
Militärische Aufrüstung entlang der Grenze
Infolge des Vorfalls und der zunehmenden Spannungen hat die liberianische Regierung Truppen der Armed Forces of Liberia (AFL) in die Region Voinjama entsandt. Diese Maßnahme soll die Sicherheitspräsenz entlang der Grenze erhöhen und eine potenzielle Destabilisierung durch grenzüberschreitende Aktivitäten verhindern.
Ein Vertreter des liberianischen Verteidigungsministeriums erklärte unter der Bedingung der Anonymität, dass das Ziel sei, „unsere Grenze zu sichern und jegliche gefährlichen Aktivitäten zu verhindern“. Die Truppen sollen in enger Abstimmung mit den guineischen Streitkräften gemeinsame Patrouillen durchführen.
Hintergrund: Politische Instabilität in Guinea
Seit dem Putsch im Jahr 2021 wird Guinea von einer Militärjunta unter Colonel Mamady Doumbouya regiert. Der Übergangsprozess hin zu zivilen Strukturen kommt kaum voran, und der Widerstand gegen die Junta wächst. Die Opposition fordert die Rückkehr zur Demokratie bis spätestens Januar 2025, während Doumbouya mit der Vorstellung einer neuen Verfassung auf Kritik stößt, die ihm selbst eine Kandidatur ermöglichen könnte.
Internationale Beobachter sehen in der anhaltenden Instabilität in Guinea eine Gefahr für die gesamte Region, insbesondere für die Mano-River-Union-Länder Liberia und Sierra Leone, die nach Jahrzehnten von Bürgerkriegen demokratische Fortschritte gemacht haben.
Fazit: Ungewisse Zukunft der Region
Die Situation entlang der Grenze zwischen Guinea und Liberia bleibt angespannt. Der Vorfall um die Flagge ist mehr als ein isoliertes Ereignis – er steht symbolisch für die wachsenden Unsicherheiten und Machtkämpfe in der Region. Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft und die Fähigkeit der Mano-River-Union-Staaten, diesen Herausforderungen zu begegnen, werden entscheidend sein, um eine weitere Destabilisierung zu verhindern.