In Washington D.C. haben vergangene Woche indirekte Gespräche zwischen Vertretern der sudanesischen Streitkräfte (SAF) und der Rapid Support Forces (RSF) begonnen. Nach Angaben des US-Außenministeriums handelt es sich um einen ersten diplomatischen Schritt hin zu formellen Friedens- und Waffenstillstandsverhandlungen, die den Weg für eine politische Übergangsordnung nach über eineinhalb Jahren Krieg ebnen sollen.
Ein Beamter des Außenministeriums bestätigte gegenüber Radio Dabanga, dass die zweitägigen Treffen Teil einer „Vorbereitungsphase für offizielle Gespräche“ seien. Dabei würden militärische und politische Rahmenbedingungen für die Nachkriegsordnung in Sudan ausgelotet.
Militär-zu-Militär-Format unter US-Vermittlung
Laut dem Journalisten Shawgi Abdelazim finden die Gespräche nicht direkt zwischen den Konfliktparteien, sondern in getrennten Sitzungen mit US-Diplomaten statt. Ziel dieses Formats sei es, „den Graben zwischen beiden Seiten zu überbrücken, bevor formelle Verhandlungen beginnen“.
Die SAF-Delegation besteht aus hochrangigen Vertretern des Militärgeheimdienstes und der Sicherheitstruppen, während die RSF durch führende Kommandeure vertreten ist. Abdelazim zufolge habe Armeechef Abdelfattah al-Burhan die Vorbereitungsphase persönlich beaufsichtigt.
Thematisch konzentrieren sich die Gespräche auf drei Schwerpunkte:
- Waffenruhe und militärische Deeskalation
- Sicherheits- und Übergangsregelungen zwischen SAF und RSF
- Status der beiden Streitkräfte nach Kriegsende
Das sudanesische Außenministerium wurde nicht offiziell einbezogen; es handle sich, so Abdelazim, um „rein militärische Verhandlungen“.
Internationale Vermittlung durch das „Quartett“
Die Gespräche werden im Rahmen der sogenannten Quartett-Initiative (USA, Saudi-Arabien, Ägypten und Vereinigte Arabische Emirate) geführt, die seit 2023 Friedensinitiativen für Sudan koordiniert. Auch die Afrikanische Union ist einbezogen. Ziel sei es, zentrale Streitpunkte vorab zu klären, um ein Scheitern späterer offizieller Verhandlungen zu vermeiden.
Der diplomatische Vorstoß folgt auf ein Treffen der Außenminister des Quartetts am Rande der UN-Generalversammlung in New York im September.
Deutsche Initiative: Güler fordert Waffenruhe und humanitären Zugang

Die deutsche Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, Serap Güler, besuchte Sudan zeitgleich mit den Washingtoner Gesprächen. In einer Erklärung betonte sie, Deutschland setze sich „mit starker Stimme für freien humanitären Zugang und eine sofortige Waffenruhe“ ein.
„Was alle Sudanesinnen und Sudanesen eint, ist der Wunsch nach Frieden. Dieser Krieg und das Leid müssen enden“, erklärte Güler.
Sie traf in Port Sudan unter anderem General Burhan, Premierminister Idriss, Geheimdienstchef General Muffadal sowie den Gouverneur von Darfur, Minni Minawi. Besonders besorgt zeigte sie sich über die humanitäre Katastrophe in El Fasher, wo RSF-Kämpfer derzeit in die Stadt vordringen.
In #Sudan gibt es in diesen Stunden schwere Kämpfe in der Stadt El-Fasher in Darfur. Die Zivilbevölkerung ist in höchster Gefahr. Wir fordern die Rapid Support Forces dringend dazu auf, Zivilisten zu schützen und das humanitäre Völkerrecht zu achten! 1/2
— Serap Güler (@SerapGueler) October 26, 2025
Deutschland habe seine humanitäre Hilfe für Sudan um 16 Millionen Euro auf insgesamt 141 Millionen Euroaufgestockt.
„Keine humanitäre Hilfe kann das Leid der Menschen beenden – die Waffen müssen schweigen“, sagte Güler. Deutschland unterstütze den Friedensplan des Quartetts und fordere die Konfliktparteien auf, „diesem Plan eine Chance zu geben“.
RSF beansprucht Kontrolle über El Fasher
Parallel zu den diplomatischen Bemühungen hat die RSF am Sonntag, dem 26. Oktober 2025, den Fall von El Fasher, der Hauptstadt Nord-Darfurs, verkündet. RSF-Sprecher Al-Fateh Qureshi erklärte, die Gruppe habe die 6. Infanteriedivision der Armee vollständig übernommen.
„Dies ist ein Wendepunkt in den Kämpfen und ein Schritt hin zu einem neuen Staat, der allen Sudanesen gehört“, so Qureshi.

Die Vereinten Nationen warnen vor einer humanitären Katastrophe: Über eine Million Menschen seien seit Beginn der Belagerung im Mai 2024 geflohen, etwa 250.000 befänden sich weiterhin in der Stadt.
Warnungen vor ethnisch motivierter Gewalt
Menschenrechtsorganisationen und UN-Berichte dokumentieren schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, darunter Plünderungen, sexuelle Gewalt und Tötungen von Zivilisten entlang von Fluchtrouten. Die USA hatten 2024 erklärt, die RSF habe Völkermordhandlungen in Darfur begangen – ein Vorwurf, den die RSF bestreitet.
El Fasher is at breaking point. People are trapped and fighting is advancing further into the city.
— Tom Fletcher (@UNReliefChief) October 26, 2025
Ceasefire now, in El Fasher, in Darfur and throughout Sudan. pic.twitter.com/dzTkYgHXaJ
Während die Gefechte andauern, bleiben Hilfskorridore blockiert, und internationale Beobachter warnen vor einem Zusammenbruch der zivilen Versorgung in Nord-Darfur.