Die gambischen Behörden haben die Festnahme von Sanna Manjang bestätigt, einem ehemaligen Mitglied der paramilitärischen Einheit „Junglers“, die dem Regime des früheren Präsidenten Yahya Jammeh zugeordnet wird. Wie das Informationsministerium Gambias mitteilte, wurde Manjang am Samstag in der senegalesischen Region Casamance im Rahmen einer länger vorbereiteten gemeinsamen Sicherheitsoperation festgenommen. Die gambische Regierung arbeitet nach eigenen Angaben an seiner Überstellung nach Banjul.
Mutmaßlicher Beteiligter an der Ermordung des AFP-Korrespondenten Deyda Hydara

Der Festgenommene gilt seit Januar 2017 als flüchtig und wird unter anderem im Zusammenhang mit der Ermordung des langjährigen AFP-Korrespondenten Deyda Hydara im Dezember 2004 gesucht. Manjang soll zudem an Folter, Verschwindenlassen und außergerichtlichen Hinrichtungen beteiligt gewesen sein, die der Wahrheits-, Versöhnungs- und Entschädigungskommission (TRRC) zufolge systematisch von den „Junglers“ verübt wurden. Die gambische Regierung dankte Senegal für „kontinuierliche Kooperation und Solidarität in Fragen der regionalen Sicherheit und Justiz“, wie aus dem veröffentlichten Kommuniqué hervorgeht.
Hintergrund: Die „Junglers“ und das System Jammeh
Die „Junglers“ – von der TRRC als Todesschwadronen beschrieben – agierten während der Regierungszeit von Yahya Jammeh als repressives Instrument gegen politische Gegner. Jammeh regierte die kleine westafrikanische Republik von 1994 bis 2017 autoritär. Nach seinem erzwungenen Exil wurden mehrere Untersuchungen eingeleitet, die systematische Menschenrechtsverletzungen offenlegten. In diesem Rahmen identifizierte die TRRC Sanna Manjang als eine zentrale Figur innerhalb der Gruppe.
Während der Anhörungen der TRRC belasteten ehemalige Mitglieder der Einheit sich gegenseitig. Der ehemalige Leutnant Malick Jatta erklärte 2019 vor der Kommission, dass er gemeinsam mit Alieu Jeng und Sanna Manjang an der Ermordung Hydaras beteiligt gewesen sei.
Der Fall Deyda Hydara

Deyda Hydara, einer der bekanntesten Journalisten des Landes, arbeitete seit 1974 für die AFP und war Mitbegründer der unabhängigen Zeitung The Point. Er galt als kritischer Beobachter der Regierungspolitik, insbesondere hinsichtlich Korruption, Medienfreiheit und staatlicher Willkür. Hydara wurde am 16. Dezember 2004 in Banjul erschossen. Ein Untersuchungsbericht des gambischen Geheimdienstes NIA aus dem Jahr 2006 lieferte keine belastbaren Erkenntnisse zu den Tätern.
Erst nach Jammehs Sturz 2017 und der Einsetzung der TRRC kamen detaillierte Aussagen über die Tat ans Licht. Die Kommission stellte fest, dass staatliche Strukturen gezielt eingesetzt worden seien, um kritische Stimmen zu unterdrücken und oppositionelle Akteure auszuschalten.
Internationale Dimension: Gerichtsurteil in Deutschland
Der Fall besitzt auch eine internationale rechtliche Komponente. Deutsche Gerichte hatten 2023 Bai Lowe, einen ehemaligen Fahrer der „Junglers“, wegen Beteiligung an politisch motivierten Morden – darunter an Hydara – zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Bundesgerichtshof bestätigte 2024 das Urteil. Lowe lebte seit 2012 in Deutschland und war 2021 in Hannover festgenommen worden. Neben der Ermordung Hydaras wurde er für Anschläge auf Mitarbeiter des von Hydara gegründeten Medienhauses sowie für den Mord an einem ehemaligen gambischen Soldaten verantwortlich gemacht.
Bedeutung der Festnahme für die Aufarbeitung
Mit der Festnahme Manjangs rückt ein weiterer Schlüsselfigur des früheren Repressionsapparates in den Fokus der Justiz. Für die Aufarbeitung der Verbrechen unter Jammeh gilt sie als wichtig, da zahlreiche Verfahren noch anhängig sind. Die gambische Regierung verweist darauf, dass die regionale Kooperation – insbesondere zwischen Gambia und Senegal – eine zentrale Rolle bei der Identifizierung und Festnahme ehemaliger Mitglieder der Todesschwadronen spiele.