Afrikanische Staaten verzeichnen trotz globaler Unsicherheiten bemerkenswerte Fortschritte beim Aufbau stabiler und wettbewerbsfähiger Finanzmärkte. Das geht aus dem am 16. Oktober veröffentlichten „Africa Financial Markets Index 2025 (AFMI)“ hervor, der vom Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) und der Absa Group in Zusammenarbeit mit der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) erstellt wurde.
Der Bericht, der während der IWF– und Weltbank-Jahrestagungen vorgestellt wurde, hebt die Kombination aus wirtschaftlichen Strukturreformen, innovativen Finanzinstrumenten und besseren Regulierungsrahmen als zentrale Triebkräfte hervor. Trotz geopolitischer Spannungen und weltweiter Konjunkturabschwächung habe der Kontinent in zentralen Bereichen „substanziellen Fortschritt“ erzielt.
Fortschritt durch Reformen und Innovation
Laut der UNECA habe die Stärkung der Finanzmärkte strategische Bedeutung für Afrikas wirtschaftliche Transformation. Stephen Karingi, Direktor der Abteilung für regionale Integration und Handel der ECA, erklärte im Namen von Exekutivsekretär Claver Gatete, die Entwicklung funktionierender Finanzmärkte sei „nicht verhandelbar“, wenn es darum gehe, langfristiges Kapital für Infrastruktur, Klimaschutz und integratives Wachstum zu mobilisieren.
ES @clavergatete had a fruitful discussion with @UN_PGA Annalena Baerbock. They committed to strengthen collaboration in promoting devt in Africa, achieving the #SDGs, & rolling out the UNGA President's "better together" campaign. pic.twitter.com/3Cv9fhTyDl
— ECA (@ECA_OFFICIAL) October 20, 2025
Der Index zeigt: Länder wie Nigeria und Uganda profitierten von stabileren Devisenpolitiken, während Reformen wie moderne Netting-Gesetze und die Einführung neuer Anlageformen – darunter Sukuk-Anleihen, ESG-Bonds und Asset-Backed Securities – die Marktstruktur verbesserten.
Insbesondere der Aufschwung von nachhaltigen Finanzprodukten sticht hervor: 18 Länder bieten mittlerweile ESG- oder islamkonforme Finanzinstrumente an, während vier Staaten erstmals grüne Anleihen emittierten. Damit verfügen nun 14 afrikanische Länder über ein aktives Marktsegment für nachhaltige Finanzprodukte.
Rangliste und Schlüsselergebnisse
An der Spitze des AFMI 2025 stehen erneut Südafrika, Mauritius und Nigeria als die leistungsstärksten Finanzmärkte des Kontinents. Ruanda, Botsuana und Ghana gelten als die dynamischsten Aufsteiger, insbesondere aufgrund verbesserter Transparenz, wachsender Kapitalmarktaktivität und einer klareren Regulierung.
Trotz dieser Fortschritte weist der Bericht auf mehrere Herausforderungen hin: Fehlende Kreditrating-Reformen, geringe Datenverfügbarkeit und begrenzte regionale Marktintegration hemmen weiterhin die Schaffung größerer und liquiderer Märkte.
Die Autoren empfehlen daher, regionale Harmonisierung und Integration von Finanzsystemen zu beschleunigen, um Skaleneffekte zu erzielen und Investorenvertrauen zu stärken.
Zentralbanken als Treiber der Marktstabilität
Im Anschluss an die Veröffentlichung diskutierten Notenbankvertreter aus Eswatini, Südafrika, Ruanda, Angola sowie Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Rolle der Geldpolitik bei der Marktvertiefung.
Im Mittelpunkt standen die Förderung lokaler Kapitalmärkte, die Schaffung stabiler regulatorischer Rahmenbedingungen und die Entwicklung neuer Finanzinstrumente – insbesondere Diaspora- und Green Bonds – zur Erweiterung der Kapitalbasis.
Die Panelteilnehmer betonten, dass regionale Integration und verlässliche Regulierung entscheidend seien, um langfristige Investitionen zu sichern und Vertrauen bei privaten wie institutionellen Anlegern aufzubauen.
Finanzmärkte als Fundament des wirtschaftlichen Wandels
Die UNECA unterstützt den Bericht ausdrücklich und bezeichnet den Index als „Fahrplan für Reformen“, der politischen Entscheidungsträgern und Investoren Orientierung bietet. Laut Karingi sei der Aufbau robuster, vernetzter Finanzsysteme eine Grundvoraussetzung, um Afrikas wirtschaftliches Potenzial zu entfalten.
Die Absa-Gruppe hob hervor, dass sich trotz globaler Turbulenzen ein Drittel der untersuchten Länder verbessern konnte. Besonders positiv fiel auf, dass in 22 Volkswirtschaften die Wachstumserwartungen für 2025 trotz schwieriger Rahmenbedingungen gestiegen sind.
Mit der Unterstützung der Vereinten Nationen umfasst der AFMI inzwischen 29 afrikanische Volkswirtschaften, die rund 80 Prozent der Bevölkerung und des Bruttoinlandsprodukts des Kontinents repräsentieren.
Die Studie zeigt: Wo Reformen, Transparenz und Innovation ineinandergreifen, entsteht ein zunehmend belastbares Fundament für Afrikas wirtschaftliche Eigenständigkeit.