Nach der offiziellen Bestätigung der Wahlergebnisse durch den Verfassungsrat der Republik Kamerun am 27. Oktober 2025 haben internationale Organisationen – darunter die Afrikanische Union, die Europäische Union und die Vereinten Nationen – ihre Besorgnis über Gewalt und Repression im Zusammenhang mit den Wahlen geäußert.
Internationale Reaktionen auf die Wiederwahl von Paul Biya

Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union (AUC), Mahmoud Ali Youssouf, gratulierte Präsident Paul Biya zu seiner Wiederwahl, äußerte jedoch gleichzeitig „tiefe Besorgnis“ über Berichte zu gewaltsamen Ausschreitungen und Festnahmen. In seiner Erklärung rief er alle politischen und institutionellen Akteure dazu auf, „Zurückhaltung zu üben“ und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu wahren.
Chairperson of the African Union Commission congratulates H.E. President Paul Biya on re-election and calls for national dialogue in the Republic of #Cameroon.
— African Union (@_AfricanUnion) October 28, 2025
The Chairperson of the African Union Commission, H.E. Mahmoud Ali Youssouf, notes the official proclamation by the… pic.twitter.com/lhuEHzDSpq
Youssouf betonte in seiner Erklärung, die kamerunischen Behörden sollten „einen inklusiven nationalen Dialog“ mit allen politischen Akteuren führen, um im Geist von Einheit, Frieden und kollektiver Sicherheit zu einem nationalen Konsens zu gelangen. Die Afrikanische Union bekräftigte ihre Unterstützung für das kamerunische Volk „bei der Konsolidierung von Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit“.
EU mahnt Menschenrechte und Transparenz an
Auch die Europäische Union nahm die Verkündung der Wahlergebnisse offiziell zur Kenntnis. In einer Erklärung verwies die EU auf ihre langfristige Partnerschaft mit Kamerun im Rahmen des Samoa-Abkommens, das auf den Prinzipien von Demokratie, guter Regierungsführung und Menschenrechten beruht.
Die EU zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die gewaltsame Niederschlagung von Demonstrationen am 26. und 27. Oktober, bei denen mehrere Menschen durch Schüsse getötet worden seien. Sie forderte die kamerunischen Behörden auf, „Rechenschaft, Transparenz und Gerechtigkeit“ herzustellen und alle Fälle übermäßiger Gewaltanwendung zu untersuchen. Zudem verlangte sie die sofortige Freilassung aller seit den Wahlen willkürlich Inhaftierten.
Cameroon: Statement by the Spokesperson of the European Union External Action Service on the presidential electionhttps://t.co/9sd6sO4lKo
— L'UE au Cameroun et pour la Guinée équatoriale (@UEauCameroun) October 28, 2025
In ihrer Erklärung ruft die EU alle politischen Akteure zu Besonnenheit auf und fordert die rasche Aufnahme eines „konstruktiven Dialogs“, um Stabilität und nationale Einheit zu sichern.
UN ruft zu unabhängiger Untersuchung und Rechtsstaatlichkeit auf
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich in einer Stellungnahme „zutiefst besorgt“ über die Gewalt nach den Wahlen und die Berichte über übermäßige Gewaltanwendung durch Sicherheitskräfte. Er sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus und forderte eine „gründliche und unparteiische Untersuchung“.

Guterres rief alle Beteiligten auf, Gewalt abzulehnen und auf hetzerische oder spaltende Rhetorik zu verzichten. Der Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten müsse gewährleistet werden, betonte er. Die kamerunischen Behörden sollten sicherstellen, dass alle festgenommenen Personen rechtsstaatlich behandelt würden.
Der Generalsekretär ermutigte zu einem „inklusiven Dialog“, um politische Spannungen zu überwinden, nationale Einheit zu bewahren und Streitigkeiten ausschließlich auf legalem und friedlichem Weg zu lösen. Die Vereinten Nationen bekräftigten ihre Bereitschaft, Kamerun weiterhin bei Friedens- und Entwicklungsprozessen zu unterstützen.
Opposition weist Wahlergebnis zurück
Issa Tchiroma Bakary, Kandidat des Front du Salut National du Cameroun (FSNC), erklärte in einer Ansprache am Abend des 28. Oktober, er erkenne die vom Verfassungsrat verkündeten Ergebnisse nicht an. Er bezeichnete die Wiederwahl Paul Biyas als „falsifiziert“ und sprach von einem „Verbrechen gegen das Volk“, nachdem Sicherheitskräfte Demonstrierende in Garoua und Douala gewaltsam auseinandergetrieben hatten.
Tchiroma erklärte, seine Bewegung habe die Wahlen „mit deutlicher Mehrheit“ gewonnen und forderte das „sofortige Ende der barbarischen Akte“, darunter Tötungen und willkürliche Festnahmen. In seiner Rede wandte er sich auch an die internationale Gemeinschaft: „Jeder muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht – auf der Seite des Volkes oder der Unterdrückung.“

Der Oppositionsführer rief seine Anhänger dazu auf, „entschlossen, aber friedlich“ zu bleiben, und betonte, der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit müsse „im Geist der Einheit“ fortgesetzt werden.
Gewalt nach der Wahl überschattet politische Lage
In den Tagen nach der Verkündung des Wahlergebnisses kam es in mehreren Städten, darunter Douala und Garoua, zu Protesten, die teilweise gewaltsam aufgelöst wurden. Lokale Berichte sprechen von mehreren Toten und Verletzten. Sicherheitskräfte verstärkten ihre Präsenz in Ballungszentren, während internationale Organisationen zu Zurückhaltung aufrufen.

Die Wiederwahl des 92-jährigen Amtsinhabers Paul Biya, der mit 53,66 Prozent der Stimmen bestätigt wurde, markiert den Beginn seiner achten Amtszeit. Internationale Beobachter fordern nun Schritte zur Deeskalation und zur Wiederherstellung des politischen Dialogs zwischen Regierung und Opposition.