Deutschlands & Marokkos Engagement im Kampf gegen den IS

Die internationale Gemeinschaft steht weiterhin vor der Herausforderung, den sogenannten Islamischen Staat (IS) und seine radikalen Ideologien weltweit zu bekämpfen.

Am 30. September 2024 kamen hochrangige Vertreter der Anti-IS-Koalition in Washington D.C. zu einem Ministertreffen zusammen, um den aktuellen Stand und die zukünftigen Strategien im Kampf gegen die Terrororganisation zu erörtern. Deutschland und Marokko spielen dabei eine zentrale Rolle.

Deutschlands Beitrag: Stabilisierung im Irak und neue Kooperationen

Der deutsche Staatsminister Dr. Tobias Lindner machte in seiner Erklärung vor dem Treffen deutlich, dass die Anti-IS-Koalition seit ihrer Gründung vor zehn Jahren wichtige Erfolge vorzuweisen habe. So kontrolliert der IS heute kein Territorium mehr im Irak und in Syrien. Dies sei nicht nur durch militärische Operationen, sondern auch durch gezielte zivile Maßnahmen wie Entwicklungszusammenarbeit und Stabilisierung erreicht worden.

Seit 2014 hat Deutschland substanzielle Beiträge zur Stabilisierung des Iraks geleistet und insgesamt 3,2 Milliarden Euro in den Wiederaufbau und die Entwicklung des Landes investiert. Ein zentraler Bestandteil des Engagements ist die Operation Inherent Resolve (OIR), an der die Bundeswehr seit 2015 beteiligt ist. Auf Wunsch der irakischen Regierung soll diese Mission in den kommenden zwei Jahren in eine langfristige Sicherheitskooperation übergehen, mit dem Ziel, eine nachhaltige irakische Sicherheitsarchitektur zu schaffen. Diese neue Form der Zusammenarbeit wird bei dem Ministertreffen detailliert besprochen.

Lindner betonte, dass trotz der Erfolge im Irak und in Syrien weiterhin große Herausforderungen bestehen. Der IS ist nach wie vor fähig, Terroranschläge aus dem Untergrund zu verüben. „Der Kampf gegen den IS ist noch lange nicht vorbei“, erklärte Lindner und machte deutlich, dass der Fokus der internationalen Gemeinschaft künftig verstärkt auf zivilen Maßnahmen und der Stabilisierung der befreiten Gebiete liegen werde. Zudem werde die Anti-IS-Koalition ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf Afrika und Zentralasien richten, wo der IS versucht, Fuß zu fassen und seine Aktivitäten auszuweiten.

Marokkos Perspektive: Afrika als Schlüsselregion im globalen Anti-Terror-Kampf

Die Bedeutung Afrikas im globalen Kampf gegen den Terrorismus wurde auch von Marokkos Außenminister Nasser Bourita hervorgehoben. Bei der 11. Ministerkonferenz der Anti-IS-Koalition in Washington forderte Bourita eine verstärkte internationale Mobilisierung, um den zunehmenden Aktivitäten terroristischer Gruppen auf dem afrikanischen Kontinent entgegenzuwirken. Trotz der militärischen Erfolge im Nahen Osten habe sich der Terrorismus in andere Regionen verlagert, insbesondere nach Afrika.

Marokko spielt eine zentrale Rolle in der Anti-IS-Koalition als Co-Vorsitzender des Africa Focus Groups, gemeinsam mit den USA, Saudi-Arabien und Italien. Bourita betonte die Bedeutung dieses Gremiums, um afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme zu fördern, warnte jedoch davor, dies als Vorwand für internationale Untätigkeit zu nutzen. Der Terrorismus sei eine transnationale Bedrohung, die eine globale und konzertierte Antwort erfordere. „Der Sieg gegen den Terrorismus weltweit erfordert zwingend einen Sieg gegen den Terrorismus in Afrika“, erklärte Bourita.

Ein wichtiger Beitrag Marokkos im Anti-Terror-Kampf ist das Büro der Vereinten Nationen für Terrorismusbekämpfung in Rabat. In weniger als drei Jahren hat das Zentrum mehr als 1.500 afrikanische Experten geschult und so die Fähigkeiten des Kontinents im Umgang mit terroristischen Bedrohungen gestärkt.

Gemeinsame Herausforderungen und zukünftige Maßnahmen gegen den IS

Sowohl Lindner als auch Bourita betonten, dass trotz der erzielten Fortschritte die Bedrohung durch den IS weiterhin real sei. Besonders die Ausweitung der Terroraktivitäten auf Afrika und Zentralasien erfordert eine erneute Fokussierung der internationalen Bemühungen. Innerhalb der Anti-IS-Koalition besteht der Konsens, dass die Stabilisierung befreiter Gebiete im Irak und Syrien konsolidiert und gleichzeitig der Blick verstärkt auf Afrika gerichtet werden muss.

Deutschland und Marokko sind sich einig, dass militärische Maßnahmen allein nicht ausreichen, um den Terrorismus langfristig zu besiegen. Zivile Ansätze, insbesondere in den Bereichen Stabilisierung, Entwicklung und Sicherheitskooperation, müssen im Zentrum der Bemühungen stehen. Diese Neuausrichtung soll nicht nur die Sicherheit in den betroffenen Regionen gewährleisten, sondern auch den Menschen in Irak, Syrien und Afrika neue Zukunftsperspektiven eröffnen.

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