Besonders betroffen vom Terrorismus sind Länder der Sahelzone und angrenzende Staaten wie Nigeria, Mali, Niger und Burkina Faso. Extremistische Gruppen wie Boko Haram, Al-Shabaab und Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) nutzen unregierte Gebiete und instabile politische Rahmenbedingungen, um ihre Gewalt zu verbreiten.
Globale Terrorismusbedrohung verlagert sich nach Afrika
Laut einem aktuellen Bericht des Global Terrorism Index hat sich das Epizentrum des Terrorismus vom Nahen Osten in die Sahelzone und Westafrika verlagert. Dem Bericht zufolge entfällt mittlerweile mehr als die Hälfte aller weltweiten Todesopfer durch Terrorismus auf Subsahara-Afrika. Die zunehmende Verlagerung von terroristischen Aktivitäten in die Region stellt nicht nur eine unmittelbare Bedrohung für die betroffenen Länder dar, sondern birgt auch geopolitische Risiken weit über den afrikanischen Kontinent hinaus.
António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, warnte bereits frühzeitig: „Wenn nichts unternommen wird, werden die Auswirkungen von Terrorismus und organisiertem Verbrechen in der Sahelzone weit über die Region und den afrikanischen Kontinent hinaus zu spüren sein.“ Diese Warnung hat sich bestätigt, da die Gewalt weiter zunimmt und die Sicherheit der gesamten Region gefährdet.
Wachsende Hotspots des Terrorismus
Die Sahelzone, insbesondere das Tschadseebecken, gehört zu den am stärksten betroffenen Regionen. Hier haben Gruppen wie Boko Haram eine bedeutende Kontrolle und destabilisieren die Grenzregionen zwischen Nigeria, Niger und Kamerun. Auch in der Region um den Horn von Afrika, einschließlich Somalia und Kenia, operieren extremistische Gruppen wie Al-Shabaab, die wiederholt Anschläge auf zivile und militärische Ziele verübt haben.
Laut einem Bericht der African Centre for Strategic Studies hat sich die Zahl der terroristischen Angriffe in Subsahara-Afrika in den letzten zwei Jahrzehnten um über 100.000 Prozent erhöht. Allein im Jahr 2023 wurden über 23.000 Menschen durch terroristische Gewalt getötet – ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zu 2022. Diese besorgniserregende Entwicklung zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus in vielen Fällen unzureichend sind.
Ursachen und Treiber des Terrorismus
Die Ursachen für das Erstarken des Terrorismus in Subsahara-Afrika sind vielfältig. Politische Instabilität, schlechte Regierungsführung, Korruption, Armut und hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen bieten extremistischen Gruppen einen Nährboden. Auch die wirtschaftliche Marginalisierung und der Mangel an Perspektiven tragen dazu bei, dass insbesondere junge Männer anfällig für Radikalisierung sind.
Dr. Mohamed Ibn Chambas, ehemaliger Präsident der ECOWAS-Kommission und derzeitiger Sondergesandter der Afrikanischen Union (AU), führt zudem die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere die Austrocknung des Tschadsees, als einen wesentlichen Faktor für die Radikalisierung in der Region an. „Der Terrorismus wird durch externe Kräfte finanziert, die versuchen, die Instabilität für ihre eigenen Interessen auszunutzen“, erklärte Chambas auf der von der News Agency of Nigeria (NAN) organisierten Konferenz in Abuja. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Komplexität der Problematik, die über rein militärische Lösungen hinausgeht.
Regionale und internationale Reaktionen
In Anbetracht der wachsenden Bedrohung hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) angekündigt, eine 5.000 Mann starke ECOWAS-Standby-Truppe zu bilden, um gezielt gegen Terrorgruppen vorzugehen. Dr. Omar Touray, Präsident der ECOWAS-Kommission, betonte die Notwendigkeit eines gemeinsamen Ansatzes: „Die transnationale Natur der Bedrohung erfordert eine koordinierte und kollaborative Reaktion der betroffenen Staaten.“
Auch Nigeria spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Terrorismus. Präsident Bola Tinubu, vertreten durch seinen Nationalen Sicherheitsberater Nuhu Ribadu, hob die Bedeutung einer umfassenden Strategie hervor, die sowohl militärische als auch nicht-militärische Ansätze kombiniert. Dies ist besonders relevant für die Bekämpfung von Boko Haram, deren Einfluss zwar durch militärische Aktionen eingeschränkt wurde, die aber weiterhin lokale Gemeinschaften terrorisiert.
Herausforderungen für nachhaltige Lösungen
Trotz der Bemühungen, die Sicherheit in der Region zu stabilisieren, bleibt die Bekämpfung des Terrorismus eine große Herausforderung. Die Finanzierung von Terrorgruppen, die oft durch illegalen Waffenhandel und Schmuggel erfolgt, stellt nach wie vor ein großes Problem dar. Chambas fordert eine stärkere Überwachung dieser Netzwerke: „Wir müssen untersuchen, wie die Terroristen ihre Ressourcen erhalten, sei es durch Waffen oder durch die Mobilisierung von Ressourcen wie Treibstoff.“
Darüber hinaus ist die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Schlüssel zur Lösung der langfristigen Probleme, die den Terrorismus in der Region befeuern. Bildung, Arbeitsplätze und eine Verbesserung der Lebensbedingungen könnten dazu beitragen, die Anfälligkeit für Radikalisierung zu verringern. „Nur wenn die sozioökonomischen Ursachen der Gewalt angegangen werden, können wir langfristig Sicherheit in der Region erreichen“, sagte General Abdulsalami Abubakar, ehemaliger nigerianischer Staatschef.
Der Weg zur Stabilität bleibt komplex
Terrorismus und gewalttätiger Extremismus in Subsahara-Afrika stellen eine der größten Herausforderungen für die regionale Stabilität dar. Um der zunehmenden Gewalt entgegenzuwirken, ist eine nachhaltige und integrierte Strategie erforderlich, die militärische, politische und wirtschaftliche Maßnahmen miteinander verbindet. Internationale Unterstützung und regionale Zusammenarbeit sind entscheidend, um die Bedrohung langfristig zu minimieren und die Sicherheit der betroffenen Länder zu gewährleisten.