Annalena Baerbock übernimmt Präsidentschaft der 80. UN-Generalversammlung

Am 9. September 2025 übernimmt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock die Präsidentschaft der 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen. Sie erhielt 167 Stimmen, 14 Delegationen enthielten sich. Sie ist die erste Frau aus der westeuropäischen Regionalgruppe in dieser Funktion und insgesamt die fünfte Frau an der Spitze der Generalversammlung. Mit 44 Jahren gehört sie zudem zu den jüngsten Amtsinhaberinnen.

Ein Amt in Krisenzeiten

Ihre Wahl fällt in eine Phase, in der die Vereinten Nationen von finanziellen Engpässen, stockenden Entwicklungszielen und anhaltenden internationalen Konflikten geprägt sind. Der Sicherheitsrat ist in zentralen Fragen blockiert, unter anderem in Bezug auf die Kriege in Gaza und in der Ukraine. In dieser Situation gilt die Generalversammlung als wichtiges Forum, um diplomische Initiativen voranzubringen. Seit der Einführung der sogenannten Veto-Initiative im Jahr 2022 muss jedes durch ein Veto im Sicherheitsrat blockierte Thema prioritär in der Generalversammlung behandelt werden.

In ihrer Antrittsrede kündigte Baerbock an, als „ehrliche Maklerin und Brückenbauerin“ für die 193 Mitgliedsstaaten wirken zu wollen. Unter dem Leitmotiv „Better Together“ nannte sie drei Schwerpunkte: Effizienzsteigerung innerhalb der UN, Fortschritte bei der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die Stärkung der Generalversammlung als inklusives Forum. Sie betonte zudem die Bedeutung von Gleichstellung, Mehrsprachigkeit sowie einer stärkeren Einbindung von Zivilgesellschaft und Jugend.

Auch die von Generalsekretär António Guterres angestoßene „UN80“-Reform stellte Baerbock in den Mittelpunkt. Sie warnte davor, die Initiative auf ein reines Sparprogramm zu reduzieren: „Unser gemeinsames Ziel ist eine starke, handlungsfähige und zweckorientierte Organisation.“

Reaktionen aus der UN

Der scheidende Präsident der Generalversammlung, Philemon Yang, würdigte Baerbocks Engagement für Multilateralismus und äußerte Zuversicht, dass sie Vertrauen aufbauen und Dialog über Gräben hinweg fördern werde. Guterres betonte die schwierige Ausgangslage, verwies auf Konflikte, Klimawandel, Armut und wachsende Ungleichheiten und hob hervor, dass Baerbock die Generalversammlung in einer „unsicheren Zeit“ übernehmen werde.

María Fernanda Espinosa, frühere Präsidentin der Generalversammlung aus Ecuador (2018–2019), erklärte gegenüber UN News, Baerbock bringe die erforderliche „Diplomatie und Verhandlungsstärke“ mit. Sie hob hervor, dass die neue Präsidentin eine zentrale Rolle bei den UN80-Reformen sowie bei der Umsetzung des 2024 beschlossenen „Pact for the Future“ spielen werde. Espinosa forderte zudem, die anstehende Wahl des nächsten Generalsekretärs 2026 für einen historischen Schritt zu nutzen: „Warum nicht eine Frau als Generalsekretärin?“

Parallel zur Amtsübernahme Baerbocks betonte das Deutsche Institut für Entwicklung und Nachhaltigkeit (IDOS) die strukturellen Herausforderungen der UN-Entwicklungsarbeit. Angesichts drastisch sinkender Beiträge müsse die Organisation ihre Rolle neu definieren – weg von projektbasierter Umsetzung hin zur Unterstützung nationaler Entscheidungsprozesse, zu globalem Monitoring und Normensetzung. IDOS verwies zudem auf die Notwendigkeit stabiler Kernfinanzierung, um die Handlungsfähigkeit der UN zu sichern

Afrikanische Union mit neuem Vertreter

Im Umfeld der Generalversammlung übergab Mohamed Fathi Ahmed Edrees, ehemaliger ägyptischer UN-Botschafter, sein Beglaubigungsschreiben als neuer Ständiger Beobachter der Afrikanischen Union bei den Vereinten Nationen. Er bringt langjährige Erfahrung in multilateraler Diplomatie, insbesondere in Friedenssicherungsfragen und regionaler Integration, in sein neues Amt ein.

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