AES will gemeinsame Streitkräfte für den Kampf gegen den Terrorismus im Sahel

In Niamey hat am 7. November 2025 eine hochrangige Sitzung der Verteidigungsminister der Allianz der Sahelstaaten (AES) stattgefunden, unter dem Vorsitz des nigrischen Staatschefs General Abdourahamane Tiani. Anwesend waren die Verteidigungsminister General Sadio Camara (Mali), General Célestin Simporé (Burkina Faso) und General Salifou Mody (Niger). Ziel des Treffens war die beschleunigte Operationialisierung der gemeinsamen AES-Streitkräfte, die künftig als „Force Unifiée“ zur Verteidigung des Sahelraums fungieren soll.

Niamey: Verteidigungsminister der AES-Staaten beschließen nächste Schritte

Die Beratungen folgten dem Treffen der Generalstabschefs vom 19. Oktober, bei dem die technischen Grundlagen für Kommandostruktur, Nachrichtendienstkoordinierung, Logistik und Einsatzregeln erarbeitet wurden. In Niamey beschlossen die Minister nun die Einrichtung eines gemeinsamen Planungs- und Lagezentrums, das künftig die militärische Abstimmung und operative Planung in Echtzeit ermöglichen soll.

Die gemeinsame Erklärung betont, dass die AES mehr sei als eine militärische Koalition. Sie stehe für die Rückgewinnung politischer und sicherheitspolitischer Souveränität und den Willen der Sahelstaaten, ihre Verteidigung selbst in die Hand zu nehmen.

Selbstbestimmung der AES und regionale Stabilität

Unter der Führung von General Assimi Goïta (Mali), Capitaine Ibrahim Traoré (Burkina Faso) und General Abdourahamane Tiani (Niger) verfolgen die drei Länder eine sicherheitspolitische Linie, die auf Autonomie, gegenseitige Solidarität und kollektive Verteidigung setzt. Die Allianz soll es den Mitgliedern ermöglichen, Terrorgruppen im Sahel ohne ausländische Unterstützung zu bekämpfen.

Angesichts der angespannten Sicherheitslage bleibt die Herausforderung groß:

  • Im Mali erschweren Treibstoffmangel und Angriffe auf Nachschubkonvois die Versorgung entlegener Regionen.
  • In Burkina Faso verüben Gruppen des JNIM und des sogenannten Islamischen Staates wiederholt Anschläge auf Ortschaften.
  • In Niger versuchen verbliebene Netzwerke, Grenzgebiete zu destabilisieren.

Trotz dieser Lage bekräftigten die Verteidigungsminister ihren Willen, die Force Unifiée rasch einsatzbereit zu machen. „Diese Kraft wird kein Symbol, sondern eine reale Verteidigungslinie zum Schutz unserer Bevölkerung sein“, erklärte General Salifou Mody aus Niger.

Über militärische Kooperation hinaus

Die AES versteht sich zunehmend als panafrikanisches Projekt mit breiterer Agenda. Neben Sicherheitsfragen soll auch die wirtschaftliche, energetische und bildungspolitische Zusammenarbeit vertieft werden. Vorgesehen sind Programme zur militärischen Ausbildung, zur Energieintegration und zur Entwicklung eines gemeinsamen diplomatischen Profils auf internationaler Ebene.

Beobachter sprechen bereits von einer „neuen strategischen Achse des Sahel“, die das Ziel verfolgt, externe Abhängigkeiten zu reduzieren und gleichzeitig die regionale Handlungsfähigkeit zu stärken.

USA halten diplomatischen Kontakt zu Bamako

Parallel zu dieser Entwicklung zeigt Washington verstärkte Bemühungen, den Dialog mit dem Mali der Übergangsregierung aufrechtzuerhalten. Nach einer Phase der Distanz infolge von Sicherheitswarnungen an US-Bürger fand am 7. November ein Telefonat zwischen dem US-Staatssekretär Christopher Landau und dem malischen Außenminister Abdoulaye Diop statt.

Landau würdigte laut US-Botschaft die „Effizienz und Entschlossenheit der malischen Streitkräfte (FAMa) im Kampf gegen terroristische Gruppen“ und betonte, die USA wollten die Kooperation trotz geopolitischer Differenzen fortsetzen.

Dieser Schritt wird als Versuch gewertet, eine neue Balance zwischen strategischer Präsenz und Respekt vor nationaler Souveränität zu finden. Washingtons Haltung spiegle das Bemühen wider, sich nicht aus der Sahelregion zurückzuziehen, sondern die Zusammenarbeit mit Mali auf eine pragmatische, weniger einseitige Grundlage zu stellen.

Multipolare Realität des Sahel

Der Dialog erfolgt in einem geopolitischen Umfeld, das sich stark gewandelt hat. Mali pflegt inzwischen enge Beziehungen zu Russland, China, Türkei und Iran und bezieht regelmäßig russische Energie- und Verteidigungslieferungen, um Engpässe infolge der westlichen Sanktionen auszugleichen.

Mit der Gründung der AES schafft sich Bamako politischen Rückhalt aus der Region, während westliche Akteure ihre Strategien anpassen müssen. Landau’s Gespräch mit Diop wird daher als Zeichen des Realismus interpretiert: Die USA erkennen an, dass sie Mali nur durch gleichberechtigten Dialog statt durch Druck oder Konditionalität erreichen können.

In Bamako sieht man dies als Bestätigung des neuen Kurses. „Der Sahel ist nicht länger ein Einsatzgebiet, sondern ein geopolitischer Akteur“, heißt es aus Regierungskreisen.

Ein neuer sicherheitspolitischer und diplomatischer Kurs

Sowohl die Entwicklung der AES als auch der wiederaufgenommene US-Kontakt deuten auf eine Neuordnung der Machtbeziehungen im Sahel hin. Während die Force Unifiée als Symbol regionaler Selbstbehauptung gilt, bleibt die internationale Kooperation – insbesondere mit den USA – ein entscheidender Faktor für Stabilität und Ressourcenfluss.

Die doppelte Strategie Bamakos – regionale Souveränität und selektive Partnerschaften – spiegelt die wachsende Überzeugung wider, dass die Zukunft des Sahel nicht in Abhängigkeit, sondern in Eigenverantwortung und strategischer Diversifizierung liegt.

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