Die US-Regierung überprüft gegenwärtig ihre Beziehungen zu Tansania. Auslöser sind nach Angaben des US-Außenministeriums Besorgnis über Einschränkungen der Religionsfreiheit und der freien Meinungsäußerung, wiederholte Hindernisse für US-amerikanische Investitionen sowie Berichte über Gewalt gegen Zivilisten im Umfeld der allgemeinen Wahlen am 29. Oktober.
Washington leitet umfassende Neubewertung ein

Wie Reuters berichtet, wurden seit der Wahl mehrere Sicherheitswarnungen für US-Staatsbürger ausgegeben. Menschenrechtsorganisationen, Oppositionsparteien und die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass bei den Zusammenstößen Hunderte Menschen getötet wurden. Die Regierung in Dodoma weist diese Angaben als überhöht zurück. Präsidentin Samia Suluhu Hassan erklärte, der Urnengang sei fair verlaufen und sagte eine Untersuchung der Gewalt zu.
Gründe für die Neubewertung des Verhältnisses
In einer offiziellen Stellungnahme betonte das US-Außenministerium, die jüngsten Entscheidungen der tansanischen Regierung stellten die Verlässlichkeit des Landes als Partner infrage. Die unterdrückte Religionsfreiheit, Einschränkungen des öffentlichen Diskurses und „anhaltende Hindernisse“ für US-Investitionen seien schwerwiegende Faktoren, die eine „Neubewertung unserer Beziehungen erforderlich machen“.
The United States values its longstanding partnership with the people of Tanzania, which has brought prosperity to our populations and security to the region. Recent actions by the government, however, raise concerns about the direction of our bilateral relationship. The future…
— Tommy Pigott (@StateDeputySpox) December 4, 2025
Zudem konstatiert Washington, dass die Vorgänge im Vorfeld und im Nachgang der Wahlen „Amerikaner, Touristen und US-Interessen im Land gefährdet“ hätten. Die erneute Einstufung Nigerias in die US-Liste von Staaten mit Verstößen gegen Religionsfreiheit im November wird in diesem Kontext als Hinweis auf eine schärfere außenpolitische Linie Washingtons hervorgehoben.
Offizielle Reaktionen und politische Einordnung
Ein Sprecher der tansanischen Regierung reagierte bislang nicht auf Presseanfragen. Die US-Botschaft in Daressalam betonte in einer separaten Erklärung den Wert der langjährigen Partnerschaft mit der tansanischen Bevölkerung, hob jedoch die politischen Entwicklungen als ernsthafte Belastung hervor. Die Aussage, die künftigen Beziehungen würden „vom Handeln der tansanischen Regierung abhängen“, unterstreicht den Druck auf Dodoma, die Menschenrechtslage und die Investitionsbedingungen zu verbessern.
Die Überprüfung erfolgt in einem Moment, in dem die innenpolitische Lage Tansanias angespannt ist. Die Proteste nach der Wahl hatten das Land in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten geführt. Angaben der Vereinten Nationen zufolge bestehen weiterhin Berichte über Gewalt, willkürliche Festnahmen und Einschränkungen des Zugangs zu Kommunikationsmitteln.