Die gambische Regierung hat bestätigt, dass sich der kamerunische Oppositionspolitiker Issa Tchiroma Bakary seit dem 7. November 2025 in Gambia aufhält. Dies geht aus einer Mitteilung hervor, die laut Actu Cameroun von den Behörden in Banjul veröffentlicht wurde. Bakary, Vorsitzender des Front pour le Salut National du Cameroun (FSNC) und offiziell Zweitplatzierter der Präsidentschaftswahl vom 12. Oktober 2025, beansprucht weiterhin den Wahlsieg für sich. Er verließ Kamerun kurz nach der Verkündung der Ergebnisse.
In der Erklärung heißt es, Bakary sei aus „strikt humanitären Gründen“ und in einem „Geist afrikanischer Solidarität“ aufgenommen worden. Die Maßnahme solle seine Sicherheit gewährleisten, solange diplomatische Konsultationen zur politischen Lage in Kamerun andauern. Der Aufenthalt sei vorübergehend.
Gambias Position zur Souveränität Kameruns

Die gambische Regierung betont ihren Respekt für die Souveränität und territoriale Integrität aller Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union. In dem Kommuniqué heißt es, dass das Staatsgebiet nicht „als Basis für subversive Aktivitäten gegen einen anderen Staat“ genutzt werde. Zugleich verweist Banjul auf laufende Gespräche mit regionalen Partnern, darunter Nigeria, um eine verhandelte Lösung der postelektoralen Spannungen in Kamerun zu unterstützen.
Die Regierung stellt klar, dass die Aufnahme Bakarys keine politische Stellungnahme darstelle, sondern eine humanitär begründete Schutzmaßnahme ohne Einfluss auf innerkamerunische Prozesse.
Reaktionen in Kamerun und der Region
In sozialen Medien und öffentlichen Debatten in Kamerun stieß die Bestätigung von Bakarys Aufenthalt in Gambia auf breite Aufmerksamkeit. Kommentatoren diskutierten die innenpolitische Lage nach der Wahl, die Sicherheitsbedingungen für Oppositionsakteure sowie die diplomatische Bedeutung des gambischen Vorgehens. Zudem wurde thematisiert, welche Signalwirkung eine humanitäre Aufnahme durch einen afrikanischen Staat im Kontext regionaler Konfliktbewältigung haben kann.
Mehrere Stimmen verwiesen darauf, dass die Erklärung Gambias Rückschlüsse auf die Wahrnehmung der politischen Spannungen in Kamerun zulasse. Die Diskussionen spiegeln die anhaltende Unsicherheit über den weiteren Verlauf der politischen Auseinandersetzungen wider.
FSNC boykottiert die Regionalwahlen in Kamerun

Unabhängig von der Situation in Gambia hat der FSNC seine Teilnahme an den für den 30. November 2025 angesetzten Regionalwahlen in Kamerun zurückgezogen. In einer Mitteilung erklärte FSNC-Sprecherin Alice Nkom, die Partei erkenne die Legitimität des gegenwärtigen Wahlprozesses nicht an. Sie schrieb:„Der kamerunische Volkswille wurde eindeutig zugunsten des gewählten Präsidenten Issa Tchiroma Bakary ausgedrückt und verlangt die Anerkennung des Urnenverdikts.“
Der FSNC fordert eine umfassende Reform des Wahlrechts sowie der Institutionen zur Wahlaufsicht, insbesondere ÉLECAM und den Verfassungsrat. Nach Darstellung der Partei könnten die aktuellen Regionalwahlen den Wunsch nach größerer regionaler Autonomie nicht widerspiegeln. Etwa zehn Parteien treten zu diesem Wahlgang an, der FSNC ist die erste politische Formation, die ihre Teilnahme verweigert.
Diplomatischer Kontext in West- und Zentralafrika
Die Abstimmungen zwischen Gambia, Nigeria und weiteren regionalen Akteuren stehen im Zusammenhang mit den Bemühungen, die politische Situation in Kamerun zu stabilisieren. Die Formulierungen der gambischen Regierung orientieren sich an etablierten Prinzipien afrikanischer Vermittlungsdiplomatie: humanitäre Aufnahme, Deeskalation und Zurückhaltung gegenüber innerstaatlichen Konflikten.
Zugleich hebt Gambia hervor, dass sein Staatsgebiet nicht für politische Mobilisierung oder exilpolitische Aktivitäten genutzt werden darf. Diese Position verdeutlicht den Versuch, sich nicht in die innenpolitische Auseinandersetzung Kameruns hineinziehen zu lassen.