25 Schülerinnen bei Angriff auf Mädchenschule in Kebbi entführt

Im nigerianischen Bundesstaat Kebbi ist die Government Girls Comprehensive Senior Secondary School (GGCSS) in Maga in der Nacht von Sonntag auf Montag Ziel eines bewaffneten Angriffs geworden. Bewaffnete Männer drangen nach örtlichen Berichten in die Mädchenschule im Landkreis Danko/Wasagu ein und verschleppten mehrere Schülerinnen aus den Schlafbereichen.

Vize-Schulleiter erschossen und Mädchen entführt

Nach Angaben der Polizei wurden 25 Schülerinnen entführt. Mindestens eine Schülerin konnte kurz nach dem Überfall entkommen, eine weitere, die nicht verschleppt wurde, floh während des Angriffs aus der Schule. Damit befinden sich nach aktuellen offiziellen Angaben noch 24 Mädchen in der Gewalt der Entführer.

Bei dem Überfall wurde der stellvertretende Schulleiter, Malam Hassan Makuku, erschossen. Er soll nach übereinstimmenden Berichten versucht haben, die Schülerinnen zu schützen, als die Angreifer das Gelände stürmten. Augenzeugen berichten von einem Angriff ohne nennenswerten Widerstand der Sicherheitskräfte. Die Tat löste in der Region große Verunsicherung aus.

Trauer um den getöteten Vize-Schulleiter

In der Schulgemeinschaft und im Umfeld der Stadt Maga wird der stellvertretende Schulleiter als Kollege beschrieben, der seine Schülerinnen im Moment der Gefahr nicht allein ließ. Gemeindemitglieder sprechen von einem „schmerzhaften und ungerechten Verlust“ und beten für den Verstorbenen.

Religiöse und lokale Autoritäten rufen die Bevölkerung auf, seiner Familie beizustehen. Für viele Eltern in der Region steht der Tod des Pädagogen exemplarisch für die Risiken, denen Lehrkräfte in von Unsicherheit betroffenen Teilen Nordwestnigerias ausgesetzt sind.

Reaktionen im Bundesstaat Kebbi

Die Polizei in Kebbi bestätigte den Angriff und bezifferte die Zahl der entführten Schülerinnen auf 25, bevor die erfolgreiche Flucht einer Schülerin bekannt wurde. Die Landesregierung reagierte mit einem Besuch auf lokaler Ebene. Der stellvertretende Gouverneur, Senator Umar Tafida, wurde im Auftrag von Gouverneur Nasir Idris zur Schule entsandt, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen und mit Schulbehörden sowie Sicherheitskräften zu sprechen.

Der Chief Press Secretary des Gouverneurs, Ahmed Idris, erklärte, der stellvertretende Gouverneur sei unterwegs nach Maga, während der Gouverneur sich außerhalb des Bundesstaates aufhalte. Eltern und Anwohnerinnen warten auf gesicherte Informationen über den Zustand und den Aufenthaltsort der verschleppten Mädchen. Die Unsicherheit ist hoch, Gerüchte kursieren, konkrete Details zu Verhandlungs- oder Militäroperationen werden nicht öffentlich gemacht.

Präsidialer Krisenmodus und Rolle der Sicherheitsbehörden

Die Entführung in Kebbi hat die Bundesregierung in Abuja zu sichtbaren Reaktionen veranlasst. Präsident Bola Tinubu ordnete an, dass der Staatsminister für Verteidigung, Bello Matawalle, nach Kebbi verlegt wird, um dort die Koordinierung der Sicherheitsbemühungen zu begleiten.

Matawalle, ehemaliger Gouverneur des von Banditenangriffen stark betroffenen Bundesstaates Zamfara, gilt als mit der Dynamik von Entführungen und bewaffneten Gruppen im Nordwesten vertraut. Laut Präsidialamt soll er in Birnin Kebbi eintreffen und mit den Sicherheitsbehörden sowie der Landesregierung Maßnahmen abstimmen, die auf eine Freilassung der Schülerinnen zielen.

Tinubu verschob geplante Auslandsreisen nach Johannesburg und Luanda, um sich fortlaufend berichten zu lassen. Parallel dazu besuchte Vizepräsident Kashim Shettima die betroffene Gemeinde und bekräftigte vor Ort, die Bundesregierung sei entschlossen, die Mädchen zu befreien.

Der Senator für den Wahlkreis Kebbi South, Garba Maidoki, erklärte in einem Fernsehinterview, man habe eine „recht klare Vorstellung“ davon, wo sich die Schülerinnen befinden. Nach seinen Angaben seien die Entführten noch im südlichen Teil des Bundesstaates. Er äußerte die Hoffnung, die Mädchen könnten innerhalb weniger Tage zurückkehren. Offiziell bestätigte Rettungs- oder Befreiungsaktionen wurden jedoch nicht veröffentlicht.

Bildungsministerium verurteilt Angriff auf Schule

Der nigerianische Bildungsminister Maruf Alausa verurteilte den Angriff auf die Mädchenschule in Maga als „herzzerreißend“. In einer Erklärung über den offiziellen X-Kanal des Ministeriums sprach er den Familien der entführten Schülerinnen, der Schulgemeinschaft und der Bevölkerung von Kebbi sein Beileid aus. Kein Elternteil solle eine solche Bedrohung erleben müssen, und keine Lehrkraft solle ihr Leben verlieren, während sie Kinder unterrichtet.

Der Minister bezeichnete die Tat als „grausamen und sinnlosen Akt“ und betonte, der Angriff richte sich nicht nur gegen die unmittelbaren Opfer, sondern auch gegen die Zukunft des Landes. Der Überfall zeige, wie verwundbar Schulen in konfliktgefährdeten Regionen weiterhin seien.

Nach Angaben des Ministeriums arbeitet die Bundesregierung mit Sicherheits- und Nachrichtendiensten sowie mit den Behörden in Kebbi zusammen, um die Freilassung der Schülerinnen zu erreichen und die Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen. Alausa bekräftigte zugleich, dass Initiativen zur Verbesserung der Sicherheit von Schulen landesweit gestärkt würden.

UNICEF und Vereinte Nationen fordern Schutz von Kindern und Schulen

Auch internationale Akteure reagierten auf den Angriff. Das Kinderhilfswerk UNICEF verurteilte die Entführung der Schülerinnen und den tödlichen Angriff auf die Schule in Kebbi. „Kein Kind sollte einem Risiko ausgesetzt sein, nur weil es eine Schule besucht“, heißt es in einer Stellungnahme. Klassenräume müssten Orte der Sicherheit und nicht des Schreckens sein.

Wie die Vereinten Nationen in New York mitteilten, rief der stellvertretende Sprecher des Generalsekretärs zur raschen Freilassung aller entführten Mädchen auf. UNICEF sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus, sicherte Solidarität mit der betroffenen Gemeinde zu und wünschte den Verletzten vollständige Genesung.

UNICEF erinnerte daran, dass Nigeria 2015 die Safe Schools Declaration unterzeichnet hat. Damit hat sich das Land verpflichtet, den zivilen Charakter von Bildungseinrichtungen zu schützen und sicheren Zugang zu Bildung auch in Konfliktsituationen zu gewährleisten. Die Organisation fordert, dass die Verantwortlichen im Einklang mit nationalen und internationalen Standards zur Rechenschaft gezogen werden.

Angriffe auf Schulen als strukturelle Herausforderung

Die Entführung in Kebbi reiht sich in eine Serie von Angriffen auf Schulen im Norden Nigerias ein. Abduktionsfälle wie die Entführung von 279 Schülerinnen in Jangebe im Bundesstaat Zamfara im Februar 2021 haben gezeigt, welche Wirkung solche Taten auf das Vertrauen in staatliche Schutzstrukturen haben. Die Mädchen wurden damals nach einigen Tagen wieder freigelassen. In vielen Familien blieb jedoch die Angst, Kinder zur Schule zu schicken.

UNICEF verweist in einem Bericht zu den „Minimum Standards for Safe Schools“ darauf, dass nur ein Teil der Schulen in mehreren Bundesstaaten über Frühwarnsysteme verfügt, mit denen Bedrohungen wie Gewalt oder bewaffnete Überfälle erkannt werden können. Der Bericht dokumentiert deutliche Unterschiede in der Sicherheit von Schulen in Bereichen wie Schulverwaltung, Gewaltprävention, Umgang mit Naturgefahren, Konflikten, Alltagsrisiken und Infrastruktur.

Die Ereignisse in Kebbi machen sichtbar, dass die Umsetzung von Sicherheitsstandards in der Praxis noch lückenhaft ist. Für viele ländliche Regionen im Norden bleibt die Frage offen, wie Schutz und Zugang zu Bildung zugleich gewährleistet werden können. Nationale Behörden und internationale Partner verknüpfen daher Kinderschutzprogramme, Bildungsinitiativen und sicherheitspolitische Maßnahmen enger miteinander.

Verwandte Beiträge
Total
0
Share