Äthiopien wird 2027 die 32. UN-Klimakonferenz (COP32) ausrichten. Die Entscheidung fiel während der Eröffnungstage der laufenden COP30 im brasilianischen Belém. Wie Fana Media Corporation berichtet, bestätigten die teilnehmenden Staaten die Bewerbung Äthiopiens und signalisierten ihre Zustimmung zur endgültigen Übernahme des Gastgeberstatus. Die formale Annahme wird in Kürze erwartet.
Addis Abeba erhält Zuschlag für die Weltklimakonferenz 2027
Die Bewerbung war im September vorgestellt worden und erhielt die einstimmige Unterstützung des Bureau of African Countries. Addis Abeba setzte sich damit gegen Nigeria durch und tritt als offizieller afrikanischer Kandidat für die Ausrichtung der Konferenz an. Der Zuschlag gilt als diplomatischer Erfolg sowohl für Äthiopien als auch für die afrikanische Klimapolitik.

Die Wahl Äthiopiens fällt in eine Phase wachsender afrikanischer Einflussnahme in internationalen Klimaverhandlungen. Premierminister Abiy Ahmed hatte die Ambitionen des Landes beim zweiten Africa Climate Summit (ACS2) im September 2025 hervorgehoben und die Bereitschaft formuliert, eine globale Klimakonferenz auszurichten. Die aktuelle Bestätigung macht dieses Vorhaben nun verbindlich.
Die rotierende Vergabe der COP Gipfel ermöglicht es den Weltregionen, ihre Prioritäten auf der internationalen Bühne zu platzieren. Vertreter der afrikanischen Delegationen sehen in der Wahl Äthiopiens eine Chance, Forderungen nach Klimafinanzierung, Anpassungsstrategien und fairen Umsetzungsmechanismen stärker zu verankern. Laut der Agentur FMC wird erwartet, dass COP32 mehrere zehntausend Delegierte, Beobachterinnen und Beobachter nach Addis Abeba zieht.
Begründung der Entscheidung: Diplomatie, Infrastruktur und Klimaagenda
Kebede Desisa, Staatsminister im Government Communication Service, betonte die breite internationale Unterstützung und verwies auf Äthiopiens Fähigkeit, große internationale Konferenzen zu organisieren. Allein im vergangenen Jahr habe das Land mehr als 150 hochrangige Veranstaltungen umgesetzt, darunter den Africa–CARICOM Leaders’ Summit und den Africa Climate Summit. Der Staatsminister hob zudem die wachsende grüne Wirtschaft, die diplomatische Präsenz und die Sicherheit für internationale Delegationen hervor.
Wesentliche Kriterien für die Auswahl seien laut Angaben der äthiopischen Regierung die Erfolge im Rahmen der Green Legacy Initiative sowie Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien. Seit 2019 wurden nach Regierungsangaben mehr als 48 Milliarden Bäume gepflanzt, was Äthiopien zu einem zentralen Akteur in der globalen Wiederaufforstung macht.
Konferenzinfrastruktur in Addis Abeba

Addis Abeba verfügt über ein dichtes Netz an Konferenz- und Veranstaltungszentren. Zu den erwarteten Hauptstandorten gehören das Addis International Convention Center und der Komplex des Adwa Victory Memorial Museums. Kebede Desisa erklärte, dass Konferenz- und Tourismusinfrastruktur ausgebaut wurden und weiterhin erweitert werden, um ein internationales Publikum aufnehmen zu können.
Gleichzeitig entstehen neue urbane Entwicklungsprojekte und touristische Korridore, die Delegierten kulturelle und historische Einblicke ermöglichen sollen. Die Hauptstadt verfügt derzeit über rund 15.000 bis 20.000 Hotelzimmer, die laut Berichten auf bis zu 50.000 Kapazitäten anwachsen könnten.
Afrikanische Prioritäten und Kontinentaleinordnung
Mit der Entscheidung wird Äthiopien das erste Land in Ostafrika sein, das eine COP ausrichtet. Zuvor war der Kontinent Gastgeber in Marrakesch (2001, 2016), Nairobi (2006), Durban (2011) und Scharm asch-Schaich (2022). Beobachterinnen und Beobachter verweisen auf die symbolische Bedeutung Äthiopiens als historischer Staat und Sitz der Afrikanischen Union. Verhandler wie der togolesische Experte Sena Alouka sehen in der Ausrichtung die Möglichkeit, „afrikanische Lösungen“ in den Verhandlungen sichtbarer zu machen.
Zu den zentralen Themen zählt die Relevanz des äthiopischen Engagements im Bereich erneuerbarer Energien. Das Projekt des Großen Renaissance-Staudamms gilt als eines der größten Infrastrukturvorhaben des Kontinents. Die äthiopische Regierung signalisiert, dass die COP32 als Plattform genutzt werden soll, um bestehende Projekte der Energiesicherheit, Waldrestauration und Klimaanpassung international hervorzuheben.
Kritik am COP-Format und Erwartungen an den Gastgeber
Parallel zur Zustimmung für Äthiopien wird das Format der internationalen Klimakonferenzen kritisch diskutiert. Sena Alouka bezeichnete die COP30 gegenüber Medien als „COP der Eliten“ und kritisierte den starken Einfluss privater Sektoren, die vielerorts größere Delegationen stellten als afrikanische Staaten. Er warnte vor einer zunehmenden Kommerzialisierung der Klimapolitik über Kohlenstoffmärkte und forderte stärkere Fokussierung auf lokale Gemeinschaften.
Äthiopien müsse sich diesen Herausforderungen stellen und die Debatten zu Klimagerechtigkeit, Forstschutz und Finanzierung klar strukturieren. Auch die brasilianische Initiative, Wälder stärker ins Zentrum der Verhandlungen zu rücken, wirft laut den vorliegenden Meldungen Fragen der Finanzierung und Umsetzung von REDD+ und Kohlenstoffprogrammen auf.
Rukiya Khamis von der Organisation 350.org betonte laut den verwendeten Materialien, dass die afrikanischen Staaten die Gelegenheit nutzen sollten, den kontinentaleigenen Führungsanspruch zu stärken. Dabei bleibt die Erwartung bestehen, dass Äthiopien trotz interner Aufgaben – darunter die Modernisierung der Infrastruktur und die logistische Vorbereitung eines weltweiten Großereignisses – ein stabiles Fundament für die Konferenz schaffen kann.
COP31 wird eventuell in Bonn stattfinden
Während die Ausrichtung der COP32 geklärt ist, bleibt die Entscheidung über den Gastgeber der COP31 weiterhin ausstehend. Australien und die Türkei stehen noch im Wettbewerb. Sollte keine Einigung erzielt werden, könnte die Konferenz laut Angaben aus den Verhandlungen in Bonn stattfinden, dem Sitz des UNFCCC-Sekretariats.