Inmitten wachsender politischer Spannungen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2026 hat der ehemalige Präsidentschaftskandidat Daniel Edah von Addis Abeba aus zu einem nationalen Dialog im Benin aufgerufen. Ziel dieses Dialogs sei es, das politische Klima zu beruhigen, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger wiederherzustellen und die Fairness des Wahlprozesses zu gewährleisten.
In seiner am 6. November 2025 veröffentlichten Erklärung forderte Edah die Aussetzung des laufenden Wahlprozessesund die Einberufung einer inklusiven nationalen Konsultation, an der alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte beteiligt werden sollen. Nur so könne verhindert werden, dass sich „Regierungen der Ausgrenzung“ etablierten, so der Politiker.
Spaltung zwischen Talon und Yayi als Kernproblem

Daniel Edah machte den anhaltenden Konflikt zwischen Präsident Patrice Talon und seinem Vorgänger Thomas Boni Yayi für die aktuelle politische und soziale Krise verantwortlich. Mehrere politische Reformen, insbesondere die des Parteiensystems und des Wahlgesetzes, hätten laut Edah die politischen Gräben vertieft und ein „unausgewogenes und ungerechtes Wahlsystem“ geschaffen, das die Beteiligung wichtiger Parteien erschwere.
Gleichzeitig sehe er bei Präsident Talon einen Wunsch nach Deeskalation. Er erinnerte an Talons Aussage, sich „gleichzeitig mit Boni Yayi aus der Politik zurückziehen“ zu wollen. Diese Haltung bezeichnete Edah als Chance für einen nationalen Versöhnungsprozess, der das politische System des Landes neu ausrichten könne.
Appell an internationale Partner
Edah rief außerdem internationale Organisationen und Partnerländer wie die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), die Afrikanische Union, Nigeria, Frankreich, die USA, Deutschland und die Niederlande dazu auf, die Stabilität des Benin und der gesamten Region des Golfs von Guinea zu unterstützen.
Zum Abschluss betonte er die historische Bedeutung des Dialogs für das Land:
„Der Benin hat es immer verstanden, Herausforderungen durch Dialog und Einigkeit zu überwinden. In diesem entscheidenden Moment unserer Geschichte muss das höhere Interesse der Nation über allen persönlichen oder parteipolitischen Interessen stehen.“
Präsident Talon reagiert auf Wahlstreit

Bereits zwei Tage zuvor hatte Patrice Talon im öffentlichen Fernsehen zu den Problemen des Wahlprozesses Stellung genommen. Er zeigte sich „betrübt“ über die Disqualifikation der Partei Les Démocrates, die von Ex-Präsident Boni Yayi geführt wird und deren Kandidatur an fehlenden Unterstützungsunterschriften gescheitert war.
Talon machte jedoch den „radikalen Kurs“ des Oppositionslagers für diese Situation verantwortlich. Zugleich erklärte er, er wünsche sich einen geordneten Machtwechsel und hoffe, dass Les Démocrates den „notwendigen Schritt der Öffnung“ gegenüber anderen politischen Kräften unternehmen werde, um bei den kommunalen und legislativen Wahlen am 11. Januar 2026 teilnehmen zu können.
Yayi kritisiert „Politik der Ausgrenzung“

Der ehemalige Präsident Thomas Boni Yayi reagierte scharf auf die Entscheidung der Verfassungsgerichtsbarkeit, die Kandidatur seiner Partei für die Wahl 2026 zu verbieten.
Der ehemalige Präsident Thomas Boni Yayi reagierte scharf auf die Entscheidung der Verfassungsgerichtsbarkeit, die Kandidatur seiner Partei für die Wahl 2026 zu verbieten. Er sprach von einer „Politik der Ausgrenzung, die den demokratischen Prinzipien widerspricht“ und erinnerte an die Grundwerte der Nationalen Konferenz von 1990, die die Demokratie im Benin begründet hatte.
Er sprach von einer „Politik der Ausgrenzung, die den demokratischen Prinzipien widerspricht“ und erinnerte an die Grundwerte der Nationalen Konferenz von 1990, die die Demokratie im Benin begründet hatte.
„Der Ausschluss der Opposition und der Partei Les Démocrates stellt einen Verstoß gegen die Demokratie und die Menschenrechte dar, wie sie in der Charta der Vereinten Nationen und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert sind.“
Yayi berichtete zudem von einem Treffen mit Präsident Talon am 24. Oktober 2025, bei dem er für die Teilnahme seiner Partei an den Wahlen geworben habe. Dennoch sprach er von einem „systematischen Plan der Destabilisierung und Abwerbung“ von Mitgliedern seiner Partei.
Zum Abschluss rief der ehemalige Staatschef zu Ruhe und Zuversicht auf:
„Bleiben wir im Glauben und in der Hoffnung verbunden. Überlassen wir alles Gott, denn sein Wille wird in unserem gemeinsamen Vaterland, dem Benin, geschehen.“
Hintergrund: Wahljahr unter Spannung
Die Entscheidung der Verfassungsgerichtsbarkeit vom 27. Oktober 2025 bestätigte die endgültige Kandidatenliste für die Präsidentschaftswahl im April 2026. Zugelassen wurden das Duo Romuald Wadagni – Mariam Chabi Talata für das Regierungslager und Paul Hounkpè – Rock Judicaël Hounwanou für die parlamentarische Opposition.
Der Ausschluss der größten Oppositionspartei Les Démocrates hat das Vertrauen in den demokratischen Prozess erheblich erschüttert. Trotz eines Treffens zwischen Talon und Yayi am 24. Oktober konnte keine Einigung erzielt werden.
Im Land wächst die Sorge, dass der Wahlprozess den Charakter einer Scheinwahl annehmen könnte – mit einem klaren Sieg des von Talon unterstützten Nachfolgers und einer zunehmend geschwächten Opposition.