FARDC nimmt eigenen General Pacifique Masunzu fest

In der Demokratischen Republik Kongo ist der Kommandeur der Dritten Verteidigungszone der Streitkräfte (FARDC), Generalleutnant Pacifique Masunzu, am 2. November 2025 in Kisangani festgenommen worden. Mehrere militärische Quellen bestätigten die Festnahme, die Berichten zufolge unmittelbar nach dem Besuch des Generalstabschefs der FARDC erfolgte.

Ein hochrangiger Kommandeur unter Arrest

Nach Informationen von SOS Médias Burundi wurde Masunzu in seiner Residenz in Kisangani aufgesucht, seine Kommunikationsmittel beschlagnahmt und er anschließend nach Kinshasa überführt. Offizielle Stellungnahmen der kongolesischen Armee oder des Verteidigungsministeriums liegen bislang nicht vor.

Unklare Hintergründe und politische Spekulationen

Die Gründe für die Festnahme des Generals sind unklar. In Kinshasa kursieren mehrere Hypothesen. Einige Beobachter vermuten Verbindungen zu Ex-Präsident Joseph Kabila, der kürzlich eine neue politische Koalition gegen die Regierung gebildet hat. Andere werfen Masunzu vor, den Vormarsch der M23-Rebellen im Osten des Landes nicht effektiv bekämpft zu haben.

Weitere Quellen berichten, der General habe in laufende Operationen gegen seinen Amtskollegen Olivier Gasita eingegriffen. Gasita war zuvor nach heftigen Protesten aus Uvira, der neuen Provinzhauptstadt von Süd-Kivu, abgezogen worden, nachdem Bukavu Anfang des Jahres an den M23 gefallen war.

Der Streit zwischen Masunzu und Gasita hat auch eine ethnische Dimension. Beide gehören der Banyamulenge-Gemeinschaft an, einer tutsi-stämmigen Minderheit, die in den vergangenen Jahren zunehmend Ziel von Gewalt und Diskriminierung wurde. Trotz gemeinsamer Herkunft gelten beide Generäle als Rivalen innerhalb der Armeeführung.

Machtkämpfe in den Reihen der FARDC

Die Festnahme Masunzus reiht sich in eine Serie von internen Säuberungen innerhalb der kongolesischen Streitkräfte ein. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen sollen in den vergangenen Monaten mehr als 28 Generäle festgenommen worden sein, teils wegen angeblicher Kollaboration mit feindlichen Kräften, teils wegen Fahnenflucht.

Parallel dazu wurde laut RNA News auch General Éric Ruhorimbere, ebenfalls Angehöriger der Banyamulenge-Gemeinschaft, unter dem Verdacht der Komplizenschaft mit feindlichen Gruppen festgenommen. Beobachter werten die jüngsten Verhaftungen als Ausdruck einer tiefen institutionellen Krise und wachsender Spannungen innerhalb des militärischen Kommandos.

Krise im Osten: Der Vormarsch der M23

Die Sicherheitslage im Osten der Demokratischen Republik Kongo bleibt angespannt. Die Rebellengruppe M23, die sich aus ehemaligen Offizieren der Tutsi-Mehrheit zusammensetzt, nahm Ende 2021 den bewaffneten Kampf wieder auf. Sie wirft der Regierung in Kinshasa vor, frühere Vereinbarungen zur Reintegration ihrer Kämpfer in die Armee nicht eingehalten zu haben.

Seit Anfang 2025 kontrolliert die M23, die sich der „Alliance Fleuve Congo“ (AFC) angeschlossen hat, weite Gebiete im Nord- und Süd-Kivu, darunter auch die Provinzhauptstädte Goma und Bukavu. Diese Regionen zählen zu den rohstoffreichsten des Landes, was den Konflikt zusätzlich verschärft.

Die kongolesische Regierung beschuldigt Ruanda, die M23 militärisch zu unterstützen, eine Anschuldigung, die Kigali entschieden zurückweist. Burundi hat seinerseits rund 10.000 Soldaten in den Osten des Kongo entsandt, um gemeinsam mit den FARDC und regierungstreuen Milizen gegen die M23 zu kämpfen.

Ethnische Spannungen und politisches Misstrauen

Die anhaltende Gewalt hat zu einer Zunahme von Übergriffen gegen Angehörige der Banyamulenge geführt, die von regierungsnahen Milizen und Teilen der Bevölkerung als Sympathisanten der Rebellen betrachtet werden. Menschenrechtsorganisationen berichten von willkürlichen Festnahmen, Inhaftierungen und ethnisch motivierten Verdächtigungen.

Diese Entwicklung gefährdet die ohnehin fragile Einheit innerhalb der Streitkräfte. Analysten weisen darauf hin, dass interne Spaltungen, politische Einflussnahme und ethnische Misstrauensdynamiken die operative Schlagkraft der FARDC erheblich schwächen.

Eine Armee im Spannungsfeld zwischen Loyalität und Misstrauen

Generalleutnant Masunzu gilt als erfahrener Offizier mit strategischer Erfahrung in mehreren Provinzen. Er kommandierte zuvor die Zweite Verteidigungszone in Lubumbashi und war verantwortlich für militärische Operationen in den östlichen Provinzen Tshopo, Ituri, Nord-Kivu, Süd-Kivu und Maniema. Seine Festnahme lässt Fragen nach der Stabilität der militärischen Kommandostruktur aufkommen.

Solange keine offizielle Erklärung der Armeeführung oder des Verteidigungsministeriums vorliegt, bleibt unklar, ob Masunzus Festnahme Teil einer Disziplinarmaßnahme oder Ausdruck einer politischen Neuordnung innerhalb der Streitkräfte ist. Klar ist jedoch, dass die FARDC vor einer doppelten Herausforderung steht: der Sicherung des Territoriums gegen die M23 und der Wiederherstellung interner Kohärenz.

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