Prozesse wegen Misshandlung der deutschen Staatsbürgerin Honorine Porsche starten

In Kinshasa hat am 20. Oktober 2025 vor dem Militärgericht der Garnison Kinshasa-Gombe der Prozess gegen acht Soldaten der FARDC (Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo) begonnen. Ihnen wird vorgeworfen, die deutsche Staatsbürgerin Honorine Porsche Massamba Mukuna, eine mutmaßliche Beteiligte an einem Raubüberfall auf die Rawbank-Filiale Victoireunmenschlich und erniedrigend behandelt zu haben.

Hintergrund: Gescheiterter Banküberfall am 16. Oktober

Am 16. Oktober 2025 versuchten scheinbar mehrere bewaffnete Personen, darunter Honorine Porsche, eine Filiale der Rawbank im Viertel Rond-point Victoire in Kinshasa zu überfallen. Nach Angaben der Ermittler sollen sie kurzzeitig Kunden und Angestellte als Geiseln genommen haben. Die Polizei beendete die Aktion nach mehreren Stunden, ohne Verletzte.

Laut der Militärjustiz hatte die mutmaßliche Täterin ein Spielzeug in Form einer Pistole bei sich, um den Überfall zu simulieren. Die Einsatzkräfte der 14. Militärregion nahmen die Verdächtigen fest.

Nach ihrer Verhaftung wurden jedoch Videoaufnahmen verbreitet, die zeigen, wie mehrere Soldaten Honorine Porsche nackt und wehrlos misshandeln, sie beleidigen und öffentlich demütigen. Diese Aufnahmen, die in sozialen Netzwerken kursierten, lösten landesweite Empörung aus und wurden von Menschenrechtsorganisationen als Beleg für geschlechtsspezifische Gewalt und institutionellen Machtmissbrauch gewertet.

Anklage gegen Militärs: „Beispielhafte Strafen“ gefordert

Der Militärstaatsanwalt von Kinshasa-Gombe erhob Anklage gegen acht Militärangehörige, darunter Oberst Désiré Munesa, mehrere Hauptleute und Soldaten. Ihnen wird unter anderem Verstoß gegen BefehleNichtanzeige von Vergehenunterlassene Hilfeleistung sowie Verletzung militärischer Disziplin zur Last gelegt.

Während der ersten Anhörung sprach die Militärstaatsanwaltschaft von einem „Akt der Schande für die Armee“ und forderte harte Strafen, um die Achtung der Menschenrechte innerhalb der Streitkräfte zu sichern.

Am 21. Oktober konzentrierte sich die zweite öffentliche Sitzung auf die Rolle von Oberst Désiré Mumesa, Kommandant der Militärpolizei. Die Anklage wirft ihm vor, die verbotene Aufnahme und Verbreitung der Videos nicht verhindert zu haben.

Der Verteidiger des Obersts, Me Chirac Ngalamulume, erklärte, sein Mandant habe lediglich eine interne Videoaufnahme der festgenommenen Verdächtigen in seinem Büro erstellt, „um den Vorgesetzten Bericht zu erstatten“ – nicht aber auf dem Tatortgelände gefilmt oder die Aufnahmen veröffentlicht. Andere Soldaten hätten eingeräumt, die Videos in Militärfahrzeugen aufgenommen zu haben.

Die Anhörung wurde auf den 22. Oktober 2025 vertagt, um weitere Zeugenaussagen und technische Analysen der Videoübertragungen auszuwerten.

Deutsche Botschaft reagiert

Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Kinshasa begrüßte die Entscheidung der kongolesischen Behörden, die Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen. In einer Erklärung vom 20. Oktober hieß es:

„Wir begrüßen die Zusicherung der kongolesischen Regierung, die Täter dieser entwürdigenden Handlungen vor Gericht zu bringen. Die Botschaft wird der betroffenen deutschen Staatsbürgerin konsularische Unterstützung im Einklang mit internationalen Bestimmungen gewähren.“

Der Justizminister der DR Kongo erklärte seinerseits, die Regierung werde die Ermittlungen „ohne politische Einmischung und mit voller Transparenz“ führen. Präsident Félix Tshisekedi und Premierminister Judith Suminwa Tuluka hätten die Taten „in schärfster Form“ verurteilt und eine „vollständige Aufklärung“ angeordnet.

Parallelverfahren gegen Honorine Porsche

Unabhängig vom Verfahren gegen die acht Soldaten steht Honorine Porsche selbst seit dem 24. Oktober 2025 vor dem Militärgericht von Gombe. Ihr wird bewaffneter Raub, Terrorismus und Bildung einer kriminellen Vereinigungvorgeworfen. Unter den Mitangeklagten befinden sich auch Polizeibeamte, darunter Stellvertretender Kommissar Molo Likombi César und Unterkommissar Kashama Anderson, die mutmaßlich an der Tat beteiligt waren.

Während der Verhandlung gab Porsche an, deutsche Staatsbürgerin kongolesischer HerkunftgeschiedenMutter von vier Kindern und Atheistin zu sein. Sie wird von einem deutschen Anwalt verteidigt. Auf Antrag der Verteidigung und der Zivilpartei (Rawbank) wurde der Prozess auf den 28. Oktober vertagt.

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