In Gabun hat am 11. Oktober der zweite Wahlgang der Parlamentswahlen stattgefunden, die erstmals unter der neuen Ordnung der V. Republik abgehalten werden. Nach dem ersten Durchgang, der laut Agence Gabonaise de Presse (AGP) von Unregelmäßigkeiten und logistischen Problemen in mehreren Wahlzentren begleitet war, setzten die Behörden auf einen geordneten Ablauf. Wahlbeobachtungen in Libreville, Port-Gentil, Franceville und Tchibanga beschreiben ein Bild von Ruhe. Dies wurde von einer sichtbaren Präsenz der Sicherheitskräfte an den Eingängen der Wahllokale unterlegt.
Im Vorfeld wurden Maßnahmen eingeleitet, die bei einem Treffen zwischen Staatsführung und verantwortlichen Ministerien festgelegt wurden. Sie umfassen eine strengere Kontrolle der Wahlprokurationen und Vorgaben zur Regulierung des Zugangs zu den Wahlbüros. Zudem gab es die Verpflichtung zur freien Beobachtung des Auszählungsprozesses. Kandidaten durften sich nach der Stimmabgabe nicht mehr im Umfeld der Wahllokale aufhalten.
Unterschiedliche Wahlbeteiligung zwischen urbanen Zentren und ländlichen Gebieten

Die Wahlbeteiligung entwickelte sich regional unterschiedlich. In mehreren Wahllokalen in Libreville und Akanda waren am Vormittag nur wenige Wählerinnen und Wähler anwesend. Die Vorsitzende einer Wahlkommission in Akanda sprach von einem „verhaltenen Beginn“. Sie verwies auf Witterungseinflüsse und mangelnde Mobilisierung im zweiten Wahlgang. Ein ähnliches Bild zeigte sich in Tchibanga, wo zwischen 7 und 11 Uhr nur ein geringer Zustrom registriert wurde.
Im Gegensatz dazu meldete AGP für Ntchengué in der Region Bendjé eine hohe Disziplin. Es gab dort eine kontinuierliche Beteiligung seit Öffnung der Wahllokale. Auch in Franceville wurde der zweite Wahlgang laut lokalen Wahlverantwortlichen „geordnet und ohne Zwischenfälle“ durchgeführt. Die dortigen Kommissionsstellen betonten den transparenten Ablauf. Zudem hoben sie die Einhaltung der Verfahrensregeln bis zur bevorstehenden öffentlichen Auszählung hervor.
Politische Allianzen verändern die Dynamik in Gabun

Parallel zur organisatorischen Durchführung veränderte sich das politische Kräftefeld zwischen den beiden Wahlgängen spürbar.
Die Kandidaten, die im ersten Wahlgang ausgeschieden waren, suchten nun aktiv nach neuen Bündnissen. In mehreren Wahlkreisen im Moyen-Ogooué und in der Bouenguidi wurden Kandidaten der Union Nationale (UN), unabhängige Persönlichkeiten und lokale Akteure als potenzielle „Stimmenüberträger“ identifiziert.
So erhielt der Kandidat der Union Démocratique des Bâtisseurs (UDB) Unterstützung von Kräften außerhalb des ursprünglichen Parteispektrums. Gleichzeitig standen Vertreter des Parti Démocratique Gabonais (PDG) vor der Herausforderung, lokale Allianzen gegen sich zu konsolidieren. Diese Konstellationen erhöhen den Einfluss der sogenannten „faiseurs de rois“. Diese sind jene Kandidaten, die trotz Ausscheidens im ersten Durchgang durch Wahlempfehlungen weiterhin politisch wirksam bleiben.
Stabilität als strategische Komponente
Die Präsenz von Sicherheitskräften an den Wahllokalen wurde von mehreren lokalen Wahlleitern als „präventiv und regulierend“ beschrieben. Anders als beim ersten Wahlgang wurden bislang keine Konflikte oder größere Unregelmäßigkeiten gemeldet. Laut AGP verweisen Wahlkommissionen darauf, dass die geordnete Durchführung als Testlauf für die Funktionsfähigkeit der neuen institutionellen Ordnung betrachtet wird.
Die öffentliche Auszählung soll am Abend beginnen, unter Anwesenheit akkreditierter Beobachter. Entscheidend wird sein, ob die politische Neuordnung über formale Wahlresultate hinaus zu einer strukturellen Stabilisierung führt. Eventuell kommt es zu einer Phase intensiver Koalitionsbildungen.