Beim Global Gateway Forum 2025 in Brüssel hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den erfolgreichen Abschluss des ursprünglichen Investitionsziels der EU-Initiative Global Gateway bekanntgegeben. Mit über 306 Milliarden Euro mobilisierten Investitionen in nur vier Jahren wurde das Ziel von 300 Milliarden Euro – ursprünglich für 2027 vorgesehen – zwei Jahre früher erreicht.
Europa positioniert sich als globaler Investitionspartner
In ihrer Eröffnungsrede bezeichnete von der Leyen das Programm als „Europas externe Investitionsstrategie“ und kündigte an, das Gesamtvolumen bis 2027 auf über 400 Milliarden Euro auszubauen. Global Gateway soll die EU als verlässlichen Partner für nachhaltige Infrastrukturinvestitionen etablieren und den strategischen Einfluss Europas im globalen Wettbewerb um Kapital, Ressourcen und Technologie stärken.
„Die Welt braucht nicht nur Investitionen, sondern echte Partnerschaften – auf der Grundlage von Respekt, gemeinsamen Interessen und langfristiger Verantwortung“, sagte die Kommissionspräsidentin.
Das Forum vereinte Vertreterinnen und Vertreter aus über 70 Ländern, darunter 12 Staats- und Regierungschefs aus Afrika, Lateinamerika und der Karibik. Zu den afrikanischen Teilnehmerstaaten zählten Angola, Äthiopien, Demokratische Republik Kongo, Ruanda, Südafrika, Togo, Nigeria, Kap Verde, Sambia und Mauretanien.
Afrika im Mittelpunkt: 618 Millionen Euro für Energiewende
Ein zentrales Ergebnis des Forums ist ein neues Investitionspaket von 618 Millionen Euro, das die EU gemeinsam mit afrikanischen Partnern zur Beschleunigung der Energiewende in Afrika bereitstellt. Das Paket ist Teil der Initiative “Scaling Up Renewables in Africa“, die von von der Leyen gemeinsam mit Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa im Rahmen der G20-Initiative ins Leben gerufen wurde.
Das Programm unterstützt Projekte in acht afrikanischen Ländern:
- Kenia (55 Mio. €): Ausbau der grünen Stromerzeugung und Netzmodernisierung.
- Uganda (60 Mio. €): Elektrifizierung ländlicher Gebiete für über 250.000 Menschen.
- Demokratische Republik Kongo (90 Mio. €): Versorgung der Stadt Kisangani mit nachhaltiger Energie.
- Mauritanien (125 Mio. €): Aufbau eines regionalen Stromnetzes.
- Nigeria (20 Mio. €): Unterstützung kleiner Unternehmen bei erneuerbaren Lösungen.
- Cabo Verde (39 Mio. €): Windkraft- und Speicherprojekt „Cabeolica“.
- Sambia–Tansania (30 Mio. €): Verbindung der Stromnetze Süd- und Ostafrikas.
- Togo (199 Mio. €): Großprojekt für erneuerbare Energien und Speicher in Kpalimé.
Zusätzlich kündigte die EU neue Verpflichtungen im Rahmen der Just Energy Transition Partnership (JETP) mit Südafrika an, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen.
Das „Lobito Corridor“-Projekt als Vorzeigeinitiative

Als Beispiel für erfolgreiche Kooperation nannte von der Leyen den Lobito-Korridor in Zentralafrika. Das mit über 1 Milliarde Euro unterstützte Infrastrukturprojekt verbindet Angola, Sambia und die DR Kongo und soll Transportzeiten von 45 Tagen auf eine Woche verkürzen. Der Korridor umfasst Bahnlinien, Straßen, Logistikzentren sowie Ausbildungsprogramme und fördert lokale Wertschöpfungsketten für Rohstoffe und Agrarprodukte.
Da öffentliche Gelder allein nicht ausreichen, setzt die EU verstärkt auf private Kapitalbeteiligungen. Mehr als 150 europäische Unternehmen nahmen am Forum teil. Eine neue Global Gateway Investment Hub-Plattform soll künftig Unternehmen einen zentralen Zugang zu EU-Förderinstrumenten bieten und die Koordination zwischen Regierungen, Entwicklungsbanken und Exportkreditagenturen verbessern.
Global Gateway: Von Infrastruktur bis High-Tech
In sogenannten „Scale-up Sessions“ wurden Schlüsselprojekte vorgestellt, darunter:
- Lobito-Korridor (Afrika)
- EU Sustainable Cocoa Initiative (Westafrika)
- Medusa Submarine Cable (Nordafrika–Europa)
- MAV+ Partnerschaften zur afrikanischen Gesundheitssouveränität
- Green Shipping Corridors und digitale Vernetzung zwischen Europa und Afrika
Hintergrund: Global Gateway als EU-Antwort auf globale Konkurrenz
Global Gateway wurde 2021 gestartet, um bis 2027 300 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen zu mobilisieren. Das Programm gilt als europäische Antwort auf Chinas „Belt and Road Initiative“, legt jedoch den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Transparenz und lokale Wertschöpfung.
We also launched the Global Gateway Investment Hub – a new platform that will make the Global Gateway more accessible to the private sector.
— Jozef Síkela (@JozefSikela) October 9, 2025
It will serve as a single entry point for companies, making Europe’s investment offer simpler, more transparent, and more effective. pic.twitter.com/dCraFcmuT7